Gökay Sofuoglu wirft der CDU Populismus vor. Foto: dpa/Gregor Fischer

Deutschpflicht auf dem Schulhof? Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, hat zu der Forderung des CDU-Generalsekretärs eine klare Meinung.

Mit scharfer Kritik hat der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, auf die Forderung von CDU-Generalsekretär Mario Czaja nach einer Deutschpflicht auf Schulhöfen reagiert: „Das ist eine veraltete populistische Forderung, die schon früher erhoben wurde und für rechtswidrig erklärt worden ist“, sagte er unserer Redaktion. Damit nahm Sofuoglu Bezug auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts Freiburg. Er betonte: Mit solchen Pauschalisierungen überschatte die CDU die positive Entwicklung bei der Modernisierung des Staatsbürgerschaftsgesetzes.

„Mehrsprachigkeit ist eine Bereicherung“

Der Geschäftsführer des Deutsch-Türkischen Forums in Stuttgart, Kerim Arpad, nannte die Äußerungen Czajas „absolut unnötig und für das Schulleben schädlich“. Mehrsprachigkeit sei in den Familien in Deutschland inzwischen Alltag und sollten auch als Selbstverständlichkeit und Bereicherung in allen Lebensbereichen betrachtet werden. „Egal ob Kinder Deutsch, Englisch, Türkisch oder Farsi als Muttersprache gelernt haben und in die Schule mitbringen, müssen diese Sprachen die gleiche Wertschätzung erfahren“, betonte Arpad. Für das Zusammenleben sei gelebte Diversität von großem Nutzen. Zuvor hatte bereits Baden-Württembergs Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) deutliche Kritik an Czajas Forderung geübt. Czaja hatte in einem Interview mit der „Welt“ gesagt: „Es geht nicht, dass auf den Schulhöfen andere Sprachen als Deutsch gesprochen werden.“

„Eine motivierende statt eine stigmatisierende Sprache wählen“

Sofuoglu kritisierte auch die jüngsten Äußerungen des CDU-Bundesvorsitzenden Friedrich Merz, der im Nachgang zu den Silvesterkrawallen in Berlin von Migrantenkindern als „kleinen Paschas“ gesprochen hatte. „Weder die Forderung von Czaja noch die stigmatisierenden Äußerungen von Merz führen zur Lösung eines Problems“, sagte Sofuoglu, der auch Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Baden-Württemberg ist: „Ich dachte, die CDU hätte genug Populismus und Rassismus bedient.“ Das Problem in Deutschland sei, dass Sprachen und auch die Menschen nicht gefördert würden: „So wird Deutschland niemals zukunftsfähig“, betonte Sofuoglu: „In einer Zeit, in der über Fachkräftemangel diskutiert wird, sollte die Politik eine motivierende statt eine stigmatisierende Sprache wählen.“