In der Diskussion um eine Impfpflicht gegen Masern äußern sich nun Kinder- und Jugendärzte. (Symbolfoto) Foto: dpa

Die Diskussion um eine Impflicht gegen Masern bricht nicht ab. Kinder- und Jugendärzte wenden sich nun gegen eine Stellungnahme des Deutschen Ethikrates, der sich gegen eine allgemeine gesetzliche Impfpflicht ausgesprochen hatte.

Berlin/Köln - In der Debatte über eine Impfpflicht gegen Masern wenden sich Kinder- und Jugendärzte gegen eine Stellungnahme des Deutschen Ethikrates. Dieser hatte sich am Donnerstag gegen eine allgemeine gesetzliche Impfpflicht ausgesprochen. Zugleich hieß es aber von dem Gremium, es gebe eine moralische Pflicht, sich und die eigenen Kinder gegen Masern impfen zu lassen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte betonte am Samstag, die Stellungnahme des Ethikrats gebe der Debatte „wertvolle Impulse“, berücksichtige aber nicht die „Realität in der Praxis“. Ohne eine rechtlich verbindliche Impfpflicht könnten Masern in Deutschland nicht ausgerottet werden.

Verbandspräsident Thomas Fischbach erklärte: „Der Ethikrat erkennt an, dass Kinder - und auch ungeimpfte Erwachsene - gegen Krankheiten geimpft werden sollten, die damit eingedämmt oder sogar ausgerottet werden können. Und er weist auch darauf hin, dass jeder Mensch die moralische Pflicht hat, sich solidarisch zu verhalten mit denen, die sich aus medizinischen Gründen nicht selbst per Impfung schützen können. Doch die moralische Pflicht anzuerkennen und die rechtliche Pflicht abzulehnen, das halten wir für wirklichkeitsfremd.“

Verband fordert allgemeine Impfpflicht

In den vergangenen Jahren habe die Politik viel dafür getan, die Durchimpfungsraten zu erhöhen. „Wir Kinder- und Jugendärzte verwenden einen großen Teil unserer Arbeitszeit darauf, Eltern umfassend und wissenschaftlich fundiert über die Risiken und den Nutzen von Impfungen aufzuklären, Impfbücher zu kontrollieren und an ausstehende Impfungen zu erinnern.“ Viele Eltern kämen aber erst gar nicht in die Praxen und könnten nicht erreicht werden. Manche ließen den Kindern nicht die Zweitimpfung geben. „An fehlender Niedrigschwelligkeit liegt dies nicht, sondern meist an Vergesslichkeit und Nachlässigkeit.“

Der Verband fordere daher, dass es eine allgemeine Impfpflicht so wie eine allgemeine Schulpflicht „zum Wohle der Kinder und der ganzen Gesellschaft“ geben solle. „Wie man die Impfpflicht gegen Masern dann wirksam durchsetzt, darüber muss die Politik entscheiden. Aber das Beispiel Schulpflicht zeigt, dass es möglich ist.“