Das Essen in der JVA Stuttgart-Stammheim ist nicht übel – sagt der ehemalige Küchenchef. Foto: Lichtgut

Ist das Essen im Gefängnis wirklich so ungenießbar, wie Häftlinge auf Twitter berichten? Johannes Guggenberger war 25 Jahre lang Küchenchef in der JVA Stuttgart-Stammheim und hat dazu eine klare Meinung.

Stuttgart - Schenkt man twitternden Gefangenen Glauben, ist das Essen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Heidering in Berlin eine Frechheit. Die Bilder, die sie verbotenerweise von ihren Mahlzeiten machen und im Netz verbreiten, wirken tatsächlich etwas trostlos, wie einige Kommentare in sozialen Netzwerken befinden. Geht es in Gefängnisküchen wirklich so lieblos zu?

Johannes Guggenberger war 25 Jahre lang Küchenchef in der JVA Stammheim, zu deren neuem Küchenchef er bis heute einen engen Kontakt pflege, und kann sich das nur schwer vorstellen. Mit einem Urteil über andere Gefängnisküchen hält er sich zurück, zu seinem ehemaligen Gefängnis sagt er aber: „Gefangene werden in die Speisepläne mit einbezogen und die Nährwerte der Gerichte vom Arzt überprüft.“

Für die Miteinbeziehung sei etwa alle sechs Wochen ein Gefangener gewählt worden, der die Wünsche der anderen Häftlinge in die Planung transportiere. „Am beliebtesten waren immer Klassiker wie Spaghetti Bolognese oder Schnitzel Wiener Art“, erzählt Guggenberger.

Nährwerte werden vom Arzt geprüft

In der Küche hätten er, ein paar Leute aus dem Vollzugspersonal und 18 bis 24 Inhaftierte als Beiköche, für Schnippelaufgaben oder um die Küche anschließend zu putzen zusammengearbeitet. Es sei immer frisch gekocht worden. „Mit Produkten von Großhandelsketten, die auch bei Aldi oder Lidl im Regal stehen.“

Besonders schwer wiegt der Vorwurf der Gefangenen in der JVA Heidering, dass die Nährwerte der Speisen die gesetzlichen Vorgaben nicht einhalten würden. Auf Fotos ist das nur schwer wirklich nachzuweisen. Wenn das Prozedere mit den Speiseplänen so abläuft wie in Stuttgart, wäre es für die Verantwortlichen aber vermutlich auch schwer, die Vorgaben nicht einzuhalten.

„Die Nährwerte werden von einem unabhängigen Arzt bei jedem Speiseplan geprüft“, sagt Guggenberger. Die Anstaltsleitung achte sehr genau darauf, dass in der Praxis nicht davon abgewichen wird. „Vor allem für die Gefangenen in Untersuchungshaft ist das wichtig“, sagt der ehemalige Küchenchef. Häufig würden die 23 Stunden in der Zelle verbringen. „Da hat das Essen einen ganz anderen Stellenwert als bei verurteilten Straffälligen, die mehr Freiheiten genießen.“

Keine Beschwerden auf knast.net

Natürlich ist die Frage, ob das Essen in Gefängniskantinen nicht etwas besser sein könnte, auch eine, die sich Johannes Guggenberger immer wieder gestellt hat. „Ich glaube, mir ging es da wie jedem Restaurantkoch – natürlich hätten wir uns auch mehr finanzielle Mittel gewünscht“, sagt er. Manchmal müsse man schon kreativ sein. Und Nörgler, die das Essen nicht zu schätzen wüssten, gebe es immer.

Auf die Zustände in der Küche der JVA Heidering lässt das keine Rückschlüsse zu. Aber wahrscheinlich ist das Essen in der JVA Stammheim nicht ganz schlecht. Das zeigte auch die Webseite knast.net, die seit wenigen Jahren vom Betreiber vom Netz genommen wurde. Dort konnten sich Häftlinge über die Bedingungen ihrer jeweiligen Haftanstalten beschweren. Was das Essen in Stammheim angeht, waren dort keine Beschwerden zu vernehmen.