Systembauten – wie hier in Plieningen – bieten Asylsuchenden ein festes Dach über dem Kopf. Die AfD im Gemeinderat nennt das „Luxus“ und fordert stattdessen Zelte. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die von der Stadt vorgeschlagenen Standorte für die Unterbringung von Flüchtlingen stößt bei den Fraktionen im Rathaus überwiegend auf Zustimmung. Nur die AfD mäkelt – und forderte Zelte statt fester Quartiere.

Stuttgart - Die Vorschläge der Stadt für den Neubau beziehungsweise die Erweiterung von Flüchtlingsunterkünften in fünf Stadtbezirken sind im Wirtschaftsausschuss des Gemeinderats auf breite Zustimmung gestoßen. Lediglich der AfD-Stadtrat Bernd Klingler sprach sich dagegen aus. „Wir können uns keine Luxusstandorte leisten“, sagte der Fraktionssprecher und plädierte stattdessen dafür, die neu ankommenden Flüchtlinge künftig in kostengünstigeren Zelten unterzubringen.

Für seine Ausführungen erntete Klingler einmal mehr Proteste der übrigen Fraktionen – und Widerspruch bei Liegenschaftsbürgermeister Michael Föll (CDU). Zeltquartiere seien bei weitem nicht so günstig wie von Klingler behauptet. Zudem müsse es verstärkt darum gehen, Flüchtlingen, die Aussicht auf eine Bleiberecht in Deutschland haben, nach erfolgreichem Abschluss ihres Asylverfahrens mit regulärem Wohnraum zu versorgen. Da dies auf dem freien Wohnungsmarkt nicht ohne weiteres möglich sei, werde die Zahl anerkannter Asylbewerber, die längerfristig in Systembauten untergebracht sein werden, in Zukunft steigen.

Ansonsten zeigte sich die große Mehrheit des Ausschusses vor allem zufrieden darüber, dass es der Verwaltung gelungen sei, insbesondere für die umstrittenen Standorte auf der Zuffenhausener Schlotwiese sowie an der Hofener Wagrainstraße im Stadtbezirk Mühlhausen Alternativstandorte zu finden. SPD-Stadtrat Hans Pfeifer zeigte sich wie seine Kollegen von der CDU, den Grünen, den Freien Wählern und der FDP zufrieden. Er gab aber zu bedenken, die Erweiterungen einzelner Standorte – etwa in Degerloch an der Helene-Pfleiderer-Straße – werde vor Ort sicher „keine Jubelstürme auslösen“. In Degerloch soll zusätzlich zu den bereits im Bau befindlichen zwei Systembauten eine weitere Unterkunft errichtet werden – insgesamt werden dann dort 246 Asylsuchende wohnen.

Linken-Stadtrat Tom Adler lieferte sich gegen Ende der Debatte einen heftigen Schlagabtausch mit Bürgermeister Föll. Adler hatte trotz Zustimmung der Fraktion SÖS-Linke-Plus zum Unterbringungskonzept den Verkauf städtischer Wohnungen in jüngster Zeit kritisiert: Stattdessen hätten dort anerkannte Asylbewerber untergebracht werden können, so Adler. „Sie erzählen hier Nonsens – es handelt sich dabei um Einfamilienhäuser“, beschied ihm Föll und setzte noch eines drauf: Wer wie Adler die Unterbringung von Flüchtlingen in Einfamilienhäusern propagiere, schüre Sozialneid in der Stadt. Gegen Fölls Vergleich mit den Einlassungen des AfD-Manns Klingler verwahrte sich Adler entschieden: Dies sei „vom Stil her unter aller Kanone“.