Evelyn Weis kommentiert die Wappen-Debatte nüchtern. Foto: Alexandra Kratz

Die Pandemie beherrscht alles. In Stuttgart-Möhringen ging es 2020 aber noch um was ganz anderes. Bezirksvorsteherin Evelyn Weis im Interview.

Möhringen - Die Bezirksvorsteherin Evelyn Weis spricht im Jahresinterview über die Auswirkungen der Corona-Krise auf ihren Stadtbezirk und über die Diskussion um den Mohren im Wappen.

Ein besonderes und schweres Jahr geht zu Ende. Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf den Stadtbezirk Möhringen gehabt?

Das Gewerbe und kulturelle Leben haben die Krise sehr stark zu spüren bekommen. Beeindruckt haben mich aber die vielen kreativen Ideen, mit denen den Einschränkungen begegnet wurde. Ich appelliere jedoch an die Bürger, in den lokalen Geschäften einzukaufen und so die Einzelhändler vor Ort zu unterstützen. Leider konnten viele kulturelle Veranstaltungen, die ansonsten fester Bestandteil des öffentlichen Lebens in Möhringen sind, nicht stattfinden. Es fehlen die persönlichen Begegnungen.

Jenseits der Corona-Krise hat die Diskussion um den Mohr im Möhringer Wappen den Stadtbezirk beschäftigt. Wie bewerten Sie die Debatte?

Letzten Endes war es nur ein Thema unter vielen, wenn es auch große mediale Aufmerksamkeit erzeugt hat. Der Stadtbezirk Möhringen sollte nicht allein auf die Diskussion um das Wappen reduziert werden. Die Diskussion zum ehemaligen Wappen von Möhringen muss sachlich geführt werden. Aktionismus ist hier fehl am Platz. Jedes Wappen oder auch Gemälde ist Ausdruck seiner Zeit. Und so sollte man es verstehen und sehen. Dabei ist es wichtig, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, zu lernen und sich hoffentlich weiter zu entwickeln. Dazu gehört auch, dass man sich mit Symbolen jeder Zeit, mit der damaligen Gedankenwelt, in der sie entstanden sind, befasst.

Was wäre Ihre präferierte Lösung im Streit um das Wappen?

Ich gehe nicht davon aus, dass die Symbole des historischen Möhringer Wappens in einem negativen oder verachtenden Sinne gewählt worden sind. Den Vorschlag, das Wappen aus der Öffentlichkeit komplett zu entfernen, halte ich für nicht richtig. Damit nehme ich künftigen Generationen die Möglichkeit, auf solche Bildnisse zu stoßen und sich damit kritisch auseinander zu setzen. Wir sollten aber dafür sorgen, dass die Geschichte zum ehemaligen Wappen von Möhringen aufgearbeitet wird. Schlussendlich schließe ich mich der Ansicht des Bezirksbeirats Möhringen voll umfänglich an.

Welche Themen werden Möhringen 2021 beschäftigen?

Es stehen für den Stadtbezirk viele zukunftsorientierte Themen an, die uns weit über das Jahr 2021 beschäftigen werden. Da wären zum Beispiel die Verkehrsentwicklung, der Synergiepark – ein gemeinsames Thema von Vaihingen und Möhringen – oder auch die Nachverdichtung im Fasanenhof sowie die angedachte Bebauung am Logauweg. Wichtig für Möhringen ist die geplante Weiterführung der U 6 zum Flughafen und der zweite Abschnitt der Umgestaltung der Filderbahnstraße. Leider wird uns auch die Corona-Krise und die Bewältigung der Folgen in 2021 beschäftigen. Insgesamt gehe ich aber mit einem zuversichtlichen, positiven Gefühl in das Jahr 2021. Möhringen ist ein lebendiger und starker Stadtbezirk, und ich bin sicher, dass wir gemeinsam die vielen Aufgaben in 2021 erfolgreich bewältigen.