Umweltretter oder Klimasünder? Auch um das E-Auto tobt ein ideologischer Kampf. Foto: dpa

Die Zahlen zur Lage des Planeten sind klar – doch der Konsens zu Umweltthemen wie einer möglichen Besteuerung des CO2-Verbrauchs bröckelt, schreibt Andreas Geldner.

Stuttgart - Behaupte keiner, dass man in Deutschland nicht über die Umweltfolgen von neuen Technologien debattieren würde. Wer in die entsprechenden Facebook-Kanäle der Kritiker blickt, kann zurzeit etwa lebhafte Debatten darüber verfolgen, wie umweltschädlich E-Autos und vor allem deren Batterien sind. Er sieht Videos von Kinderarbeit in afrikanischen Minen, wo die dafür nötigen Rohstoffe geschürft werden. Er liest ein kritisches Gutachten der Wirtschaftsexperten des Ifo-Instituts, das die Ökobilanz der E-Mobilität anzweifelt.

Gut so. So möchte man jedenfalls sagen. Es ist doch wichtig, dass man schon bei der Einführung einer neuen Technologie deren Konsequenzen in den Blick bekommt. Schön wäre das – wenn nicht so mancher, der die Debatte über die ökologischen Folgen der Elektromobilität besonders heftig führt, sich nie einen Dreck darum geschert hat, ob das Öl für den eigenen Verbrenner nun das Nigerdelta verschmutzte oder saudi-arabische Mittelalterjustiz mitfinanzierte.

Manchmal geht es mehr ums Rechthaben als um Lösungen

Umweltdebatten sind leider zum Teil eines Kulturkampfs geworden, in dem es mehr ums Rechthaben geht als um die Suche nach Lösungen. Insbesondere die Ober-Polarisierer der AfD haben das begriffen. Umweltschutz wird zum Reizthema. Das belegt etwa eine neue Meinungsumfrage, wonach nur gut ein Drittel der Deutschen sich mit dem Gedanken einer CO2-Steuer anfreunden kann – bei AfD-Wählern sind es elf Prozent. Gratis und ohne den Zwang zum sozialen Ausgleich ist das nicht zu haben, das unterstreicht eine aktuelle Studie des Internationalen Währungsfonds. Aber schmerzfrei kann der Schutz des Planeten nicht funktionieren. Hier für Gerechtigkeit zu sorgen ist zuallererst eine politisch zu entscheidende und zu lösende Frage.

Doch Umweltschutz gilt allzu oft als Sache der anderen. Sollen die Grünen erst ihre Urlaubsflüge streichen! Oder Dieselfans ihre Stinker umtauschen! Sollen doch die Chinesen ihre Umwelt besser schützen oder die Amis kleinere Autos fahren! Dabei sollte die Schonung von Ressourcen und Umwelt eine Sache des gesunden Menschenverstands sein.