Kandidat für das Bundespräsidentenamt? Sofort abwinken würde Winfried Kretschmann wohl nicht. Foto: dpa

Der Kandidatenpoker um die Nachfolge von Bundespräsident Joachim Gauck geht in die entscheidende Runde. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann würde sich eine eventuelle Anfrage „reiflich überlegen“.

Stuttgart - Baden-Württermbergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann bringt sich in der entscheidenden Phase der Kandidatensuche für das Amt des Bundespräsidenten quasi selbst ins Spiel. „Wenn man mich dann ruft - der Ruf wird aber ziemlich sicher gar nicht kommen - dann muss ich mir das reiflich überlegen“, sagte er im SWR-Fernsehen unmittelbar vor einer neuen Beratungsrunde der Spitzen von CDU,CSU und SPD. Kretschmann hatte sich zuletzt sogar dafür ausgesprochen, dass Merkel Kanzlerin bleibt. Er gilt schon länger als möglicher Kandidat für die Nachfolge von Joachim Gauck. Kretschmann sagte im SWR aber auch: „Ich bin gerne Ministerpräsident von Baden-Württemberg.“ Geschmeichelt fühlt sich der Grüne durchaus. „Dass mein Name im Gespräch ist, ehrt mich“, hatte er in dieser Woche bereits betont. Er hatte aber vor Journalisten auch gesagt, „ich bin als Ministerpräsident gewählt. Das ist ein Amt, das ich gerne ausführe, das mich ausfüllt und in dem ich, glaube ich, weiter gebraucht werde“. Geradezu stereotyp wiederholt er den Satz, „ich strebe dieses Amt nicht an“.

Gemeinsamer Kandidat nicht ausgeschlossen

An diesem Freitag (15.30 Uhr) treffen sich die Vorsitzenden von CDU, CSU und SPD, Kanzlerin Angela Merkel, Horst Seehofer und Sigmar Gabriel, zu einer neuen Beratungsrunde im Kanzleramt. Dass sie sich auf einen Kandidaten einigen, galt als unwahrscheinlich. Ausgeschlossen wurde es aber nicht. Beim Poker ums Präsidentenamt könnten die Grünen dann eine wichtige Rolle spielen.

Sollte Sigmar Gabriel auf Außenminister Frank-Walter Steinmeier beharren, könnten Merkel und Seehofer erklären, man wolle eine Kandidatin oder einen Kandidaten präsentieren, die oder der von weiten Teilen der Grünen, der FDP und anderen Mitgliedern der Bundesversammlung wählbar sei. Die Kalkulation: Steinmeier würde sich nicht auf eine derart wackelige Wahl einlassen - Gabriel könnte bereit sein, einen Kompromisskandidaten mitzutragen.

Würde das die CSU mitmachen?

Unwahrscheinlich - aber nicht völlig ausgeschlossen. In der CSU heißt es zwar, es sei eine Selbstverständlichkeit, dass die Union als größte Gruppe in der Bundesversammlung einen Kandidaten mit einem schwarzen Parteibuch ins Rennen schickt. Alles andere sei den eigenen Reihen kaum zu vermitteln. Doch ausgeschlossen werden könne eigentlich gar nichts, hieß es zugleich in den Reihen der Unionsschwestern.

Geht das denn noch länger so weiter?

Wohl nicht. In der SPD wird es für möglich gehalten, dass CDU und CSU sich dafür entscheiden, eine Frau als eigene Kandidatin gegen Steinmeier ins Rennen zu schicken, sollte Gabriel auf Steinmeier beharren. Auch in der Union hieß es, spätestens Anfang kommender Woche solle eine Entscheidung gefallen sein. Wenn nicht mit der SPD, dann eben für einen eigenen Kandidaten von CDU und CSU.