Ein Bandwettbewerb im ehemaligen Club 1210. Vor allem die kleinen Bühnen fehlen in Stuttgart. Foto: foto@heinzheiss.de

„Verschlafenes Städtchen oder pulsierende Metropole?“ Unter diesem Titel hatte die SPD-Fraktion zu einer Diskussion über Clubkultur in die Schräglage eingeladen.

Stuttgart - Passende Veranstaltungsorte, Sperrzeitverkürzungen, Anwohnerbeschwerden oder bürokratische Probleme mit der Verwaltung – bei Clubbesitzern und Konzertveranstaltern ist der Frust groß. Das zeigte sich bei einer von der SPD-Fraktion veranstalteten Podiumsdiskussion in der Schräglage deutlich. „Verschlafenes Städtchen oder pulsierende Metropole?“ lautete der schöne Titel der Veranstaltung, die von Colyn Heinze (SPD) moderiert wurde – den viele Zuhörer wohl eher als rhetorische Frage verstanden haben. Paul Woog, Geschäftsführer des Konzertveranstalters SKS Michael Russ, ist durchaus etwas desillusioniert von Stuttgart: „In Stuttgart will man nur regulieren. Es gibt viel zu wenig kreative Freiräume.“

Ein Nachtbürgermeister wurde allgemein begrüßt

Auch werde viel zu oft alles schlechtgemacht: „Die Wagenhallen werden für 40 Millionen Euro saniert und eine Woche später liest man, was für ein Scheiß das ist.“ Dabei sei das nicht einmal richtig: „Das ist kein Scheiß. Aber alles totzureden ist typisch Stuttgart.“ Walter Ercolino, neuer Leiter des Popbüro Region Stuttgart, sieht das nicht ganz so düster wie Paul Woog. So habe vor fünf Jahren im städtischen Kulturausschuss noch fast niemand das Wort Club gehört. Das sei heute durchaus anders. „Die Stadt bewegt sich, es ist einiges möglich“, ergänzte er.

Doch wie kann Zusammenarbeit zwischen Veranstaltern und Clubbesitzern auf der einen Seite und der Lokalpolitik auf der anderen verbessert werden? Der Leiter Kulturelle Stadtentwicklung bei Startup Mannheim und Macher der Nachtbürgermeister-Wahl, Matthias Rauch, empfahl den Stuttgartern auch die Schaffung einer solchen Stelle, die in Mannheim eine Art Mediatorfunktion hat. Einig waren sich alle auf dem Podium – es waren noch der SPD-Stadtrat Dejan Perc und die städtische Kulturförderin Magdalen Pirzer anwesend –, dass dies durchaus sinnvoll sei.

Der Keller Klub schließt auch bald – fällt allerdings auch schon auseinander

Und dann gibt es da noch dieses Unwort, dass immer dann aufploppt, wenn ein Betreiber die baldige Schließung ankündigt: Clubsterben. Die Röhre, das Rocker 33 – sie sind der S-21-Baustelle zum Opfer gefallen, das Zapata vor einigen Jahren bürokratischen Hürden. Nun muss wohl im nächsten Sommer der Keller Klub schließen. Alle Locations galten als ideal für kleinere und mittelgroße Konzerte. Da waren sich Ercolino und Woog einig: An solchen Spielstätten mangelt es in Stuttgart. Ohne die Jugendhäuser könnte man vieles gar nicht mehr machen, sagte Woog. Ein Gast beklagte deshalb lautstark, die Stadt „schere sich einen Dreck um die Subkultur“, lege nur „Steine in den Weg“, während umgekehrt „jedem Investor genehmigt wird, irgendwo sauteure Wohnungen“ zu bauen. Ein anderer ergänzte, es brauche längst auch „einen sozialen Wohnungsbau für die Clubszene“.

Manchmal hat die Stadt aber keinen Einfluss, wie der Keller-Klub-Geschäftsführer klarstellte. So laufe der Pachtvertrag nur bis 2019. „Was soll die Stadt da machen?“ Das Gebäude müsse im Übrigen wirklich abgerissen werden: „Es besteht nur noch aus Gaffer-Band und Liebe.“