Gastronomie soll den Marktplatz beleben Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Diskutieren Sie mit - Den Marktplatz halten viele für eine Steinwüste, auf der kein Leben pulsiert. Auch weil es die Gastronomie wegen der hohen Mietpreise schwer hat. Wie könnte der Marktplatz in Stuttgart attraktiver werden?

Stuttgart - Passanten, die am Marktplatz vorbeischlendern, wundern sich seit langer Zeit. Seit Januar steht das Eckhaus an der Schulstraße leer. Anfang des Jahres endete eine Ära. Das Traditionsgeschäft Haufler am Markt gab auf.

Erst zuletzt belebte Christiane Haufler-Becker die Erinnerung im SWR-„Nachtcafé“ an den Schreibwarenladen in der City. Sie erzählte, wie ihr Urgroßvater vor 120 Jahren den Laden gegründet, ihr Vater das Geschäft zur Blüte gebracht hatte und wie sie in vierter Generation aufgeben musste. „Umsätze und Kosten sind auseinandergedriftet“, sagte sie und beklagte eine Kaufzurückhaltung, die viele Einzelhändler kennen. Die Kunden lassen sich in einem Fachgeschäft beraten, kaufen aber im Intern ein. „Vielleicht hätten wir noch wenige Jahre durchgehalten“, erklärte Christiane Haufler-Becker, „aber ich hatte einen Wahnsinnsrespekt vor der Insolvenz.“

Immobilien-Investor kauft Haufler-Gebäude

An der Lage lag es freilich nicht, dass Haufler am Markt von der Bildfläche verschwunden ist. Der Marktplatz gilt als 1a- oder 1b-Lage. Umso verwunderlicher ist es, dass die Fläche seither leer steht. Zunächst sollte ein Maultaschen-Imbiss als Übergangslösung einziehen, doch daraus wurde nichts. „Es gab viele interessierte Händler, die die Fläche gerne zwischengenutzt hätten“, sagt City-Managerin Bettina Fuchs. Dafür hatte sie sich lange bei der derzeitigen Eigentümerin, der Real I.S. Gruppe aus München, starkgemacht. Doch die Münchner haben sich nach ersten Kontaktaufnahmen nicht bei Bettina Fuchs zurückgemeldet.

Auf Anfrage unserer Zeitung sagte ein Sprecher nur, es gebe zwar Interessenten für die Vermietung, aber noch keinen Abschluss. Immerhin hat die Real I.S. die Immobilie aus ihrem Angebotskatalog genommen. Auf der Übersicht der zu vermietenden Stuttgarter Objekte im Internet listet die Gruppe nur noch das Neckarhaus in der Neckarstraße 121 auf.

Gebäude muss saniert werden

Die Schwierigkeiten, das Haufler-Haus schnell zu vermieten, mögen auch an dem großen Sanierungsbedarf liegen. Für Experten ist die verwinkelte und unübersichtliche Innenarchitektur der Einzelhandelsfläche ein Grund, warum die Kunden den Schreibwarenladen Haufler nicht mehr so schätzten. Das bedeutet: Eine Entkernung des Gebäudes ist notwendig.

Damit wurde nun begonnen. Damit hat sich eine Zwischennutzung erledigt. „Auch jetzt ist noch kein neuer Mietvertrag abgeschlossen“, bestätigt Wirtschaftsförderin Ines Aufrecht, „aber ich glaube, dass nach dem Umbau im Herbst 2016 ein attraktiver Mieter gefunden ist.“ Laut Aufrecht sei sowohl eine Handels- als auch eine Gastronomienutzung möglich. „Lediglich einen Imbiss schließt das Baurecht aus.“

Einen derartigen Millionen-Kraftakt hatte Haufler-Nachbar Korbmayer bereits 1998 gestemmt. Der Umbau stand damals unter der Überschrift „Investition in die Zukunft“. Korbmayer gilt daher als eines der Traditionsgeschäfte in der Innenstadt, das dem Strukturwandel erfolgreich mit einer Vorwärtsstrategie begegnet ist. Korbmayer-Inhaber Florian Henneka ist daher froh, dass sich in seiner Nachbarschaft endlich etwas tut: „Für die Attraktivität des Marktplatzes, aber auch der ganzen Stadt wäre es wünschenswert, wenn die Fläche schnell wieder vermietet wird.“ Henneka weiß: Nichts ist schlimmer als ein Leerstand.

Erst recht an einem der wichtigsten Plätze von Stuttgart.

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