Georg Amann verschwindet als Namensgeber der Fallenhauquelle. Wer hier Wasser zapft, soll aber künftig mehr über die NS-Vergangenheit des ehemaligen Schnaiter Bürgermeisters erfahren.
Weinstadt - Die Georg-Amann-Quelle in Baach, Teil des Weinstädter Teilorts Schnait, soll nicht mehr länger den Namen eines Nazis tragen. Mehrheitlich beschloss der Gemeinderat sie wieder in Fallenhauquelle, so die ursprüngliche Bezeichnung, umzubenennen. Der Entscheidung ist eine jahrelange Entwicklung vorausgegangen.
Zwar habe sich Amann als ehemaliger Bürgermeister von Schnait um die Gemeinde verdient gemacht, insbesondere durch den Erwerb der für die Trinkwasserversorgung so wichtigen Fallenhauquelle. Dennoch sei es aus heutiger Sicht nicht mehr vertretbar, ihn auf diese Weise öffentlich und dauerhaft zu ehren, so die Begründung in der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung. Von 1922 bis zum seinem Tod 1944 und damit fast während der gesamten Herrschaft des Nazi-Regimes stand der NSDAP-Mann Amann, der auch Parteiämter auf Kreisebene innehatte, dem heutigen Weinstädter Ortsteil vor. Er tat sich als Rassist und Antisemit hervor, wobei er sich rühmte, bereits vor der Machtergreifung der Nazis eine judenfeindliche Gesinnung vertreten zu haben, wie Schriftstücke aus der Zeit belegen.
Spurensuche vor Jahrzehnten
Ausgegraben hatte diese Wolf Dieter Forster. In den 1980er Jahren stellte der Heimatkundler und langjährige Stadtrat für „Die Schnaiter Heimatblätter“ im Gemeindearchiv Nachforschungen über den Namensgeber der Quelle an. Seine Erkenntnisse über Amanns Persönlichkeit veröffentlichte er 1987 auch im Zuge einer Ausstellung über 100 Jahre Demokratie in Weinstadt anlässlich der Gründung eines Demokratievereins in Schnait. 2013 machte Forster mit einer Anfrage im Gemeinderat erneut darauf aufmerksam, als ein Gedenkstein an der Quelle für Amann aufgestellt wurde. Wiederum wurde Forsters Hinweis, dass dort ein Nazi geehrt werde, überhört.
Was wird aus dem Gedenkstein?
2018 bei einer Gemeinderatsdebatte über Straßenbenennungen bohrte Forster nochmals nach – und fand bei Oberbürgermeister Michael Scharmann, damals rund zwei Jahre im Amt, Gehör. Scharmann beauftragte den Stadtarchivar Bernd Breyvogel, seinerseits zu recherchieren. Dieser fand im Staatsarchiv Ludwigsburg in Personalakten, die beim Oberamt Schorndorf beziehungsweise dem Landkreis Waiblingen von 1938 an als vorgesetzter Behörde geführt wurden, sowie in Spruchkammerakten weitere Dokumente über Amann. Breyvogel konnte damit Forsters Einschätzung nur bestätigen, was er unter anderem auch bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung im März diesen Jahres tat.
Bei der Quelle soll nun eine Informationstafel angebracht werden, auf der die Historie und Amanns Persönlichkeit als der Grund für die Umbenennung erläutert werden sollen. Damit kommt die Stadt einer Forderung Forsters nach. Offen bleibt indes, ob der Gedenkstein für Amann, wie von Forster verlangt, entfernt wird. Im Gemeinderat wurde der Umgang mit dem Stein nicht thematisiert.