Die Mülltonnen im Kreis sollen einen Chip erhalten, der die Zahl der Leerungen zählt. Foto: dpa

Künftig sollen die Kreisbürger für ihren Müll pro Leerung bezahlen. Ob das sinnvoll ist, darüber streiten sich noch die Geister.

Göppingen - Das Thema Abfallbeseitigung lässt die Bevölkerung im Kreis Göppingen so schnell nicht los. Nach der immer noch schwelenden Auseinandersetzung um die Kapazitätserhöhung des Müllheizkraftwerks ist mit den Vorschlägen der Verwaltung für ein künftiges Sammel- und Gebührenkonzept die nächste Debatte bereits programmiert. Der Vorschlag, der in Zusammenarbeit mit dem Institut für Abfall-, Abwasser- und Infrastruktur-Management (Infa) entwickelt wurde, wirkt auf den ersten Blick kompliziert – und stieß in machen Punkten, kaum dass er öffentlich gemacht worden war, auf Kritik.

Bei den Gebühren soll nachjustiert werden

Dabei besteht in einigen Punkten durchaus Einigkeit. So hat offenkundig niemand etwas dagegen, die Grundgebühr, die sich bisher auf die Personenzahl pro Haushalt bezieht, zu kippen und einen einheitlichen Basissatz festzulegen. Dass es in Zukunft neben den 120- und 240-Liter-Tonnen auch einen 60-Liter-Kübel geben soll, ist ebenfalls unumstritten. Ein weitgehender Konsens besteht zudem, den bisherigen Turnus von zwei- oder vierwöchiger Leerung zu streichen.

Stattdessen müsste pro tatsächlicher Leerung bezahlt werden, was wiederum die Erfassung mittels eines Chip erforderlich machen würde. Genau an diesem Punkt beginnen allerdings die Dissonanzen, sowohl innerhalb der Kreispolitik wie auch in der Bevölkerung. Einerseits wird befürchtet, dass die Abfälle von einzelnen „Sparfüchsen“ entweder wild oder in öffentlichen Mülleimern entsorgt werden könnten. Mit einer fixierten Mindestanzahl von zehn Leerungen pro Jahr und Eimer soll diesem Problem allerdings begegnet werden.

Die Verwaltung setzt auf Tonnen mit Chip, die die Zahl der Leerungen dokumentieren

Andererseits hält die Verwaltung, um das neue System zu implementieren, den Austausch der mehr als 115 000 alten Tonne, die dann ihrerseits entsorgt werden müssten, für erforderlich. Der Grund: Es sei einfacher und wirtschaftlicher, neue Tonnen mit Chip anzuschaffen, als die vorhandenen mühsam nachzurüsten. Dies allerdings wird von einigen Seiten bezweifelt, da die Nachrüstung in anderen Landkreisen recht reibungslos funktioniert habe. Dirk Hausmann, der Chef des kreiseigenen Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB), rechnet bei einer Neubeschaffung mit Kosten von knapp 2,8 Millionen Euro, lässt aber zurzeit auch noch prüfen, was für eine mögliche Nachrüstung zu berappen wäre.

Diskussionen unter den Kreispolitikern hat außerdem der von der Kreisverwaltung übernommene Infa-Vorschlag ausgelöst, die Müllgebührenbescheide fortan den jeweiligen Hausbesitzern und nicht mehr den Mietern zukommen zu lassen. Die Eigentümer müssten das Geld dann über die Nebenkostenabrechnung eintreiben. Beim AWB würde sich der Verwaltungsaufwand durch diese Umstellung deutlich verringern, da weniger Bescheide verschickt werden müssten und bei „Müllschulden“ ohnehin bereits heute der Besitzer der Immobilie gerade stehen muss. Vermieter allerdings hätten einiges mehr aufzudröseln, schimpfen die Kritiker.

Gesprächsbedarf dürfte es zudem noch wegen der ungeliebten Biobeutel geben, mit denen man es bis 2022 weiter versuchen will, sowie wegen einer geplanten Reduzierung der Grünschnittsammlungen.