Die nach Manfred von Richthofen benannte Straße ist eine von vieren, deren geschichtlicher Bedeutung sich junge Leute aus Gerlingen annehmen. Foto: factum/Granville

Junge Gerlinger und Jugendgemeinderat begründen ihren Antrag, Zusatzinformationen auf Straßenschildern mit umstrittenen Namensgebern zu installieren. Es ist nicht der erste Anlauf.

Gerlingen - Die Jungen Gerlinger im Gemeinderat und der Jugendgemeinderat konkretisieren ihre Initiative, vier Straßennamen in der Stadt auf Zusatzschildern zu erläutern. Es handelt sich um die Richthofenstraße, die Immelmannstraße, die Boelckestraße und die Otto-von-Weddigen-Straße. Damit wird ein Vorhaben wieder aufgenommen, mit dem Gymnasiasten im Jahr 2011 gescheitert waren.

Das Thema war im Sommer wieder aufgekommen, als Klaus Herrmann vom Stadtarchiv diese vier Straßen bei einer Führung erwähnte. Drei der Männer, nach denen diese Straßen 1937 benannt wurden, waren Jagdflieger im Ersten Weltkrieg, ein Vierter war U-Boot-Kommandant. Nach dieser Führung kündigten die Jungen Gerlinger an, sich des Themas nochmals annehmen zu wollen. Auch der Jugendgemeinderat brachte das Thema zur Sprache. Beide Gruppierungen streben ausdrücklich nicht an, die vier Straßen umzubenennen. Ihnen geht es darum, den Menschen zu erklären, wer die vier Namensgeber waren und wie es dazu kam, dass Gerlinger Straßen nach ihnen benannt wurden.

Beide Gruppierungen beziehen sich auf ein Projekt am Robert-Bosch-Gymnasium. Vor sechs Jahren hatten Zehntklässler zu diesen Straßennamen recherchiert und im Gemeinderat ihre Ergebnisse vorgestellt. Der Vorschlag der Schüler, Zusatzschilder mit einer wenige Zeilen umfassenden Erklärung anzubringen, wurde abgelehnt. Diese hätte nach dem Namen der vier Männer zum Beispiel gelautet „Jagdflieger im I. Weltkrieg; Straße 1937 von den Nationalsozialisten so benannt; Sein Name wurde zur Kriegsvorbereitung instrumentalisiert.“

Argumente von 2011 wieder aufgegriffen

Auch diese Diskussion 2011 wird im Antrag nun aufgegriffen. Damals sei das entscheidende Argument für die Ablehnung gewesen, schreiben die Jungen Gerlinger und der Jugendgemeinderat, „dass vier Zeilen unter einem Straßenschild keine ausreichende historische Aufarbeitung bieten können“. Dies könne man nun mit neuzeitlichen Mitteln anders machen: indem auf die Zusatzschilder ein QR-Code aufgebracht wird. Das ist eine Grafik, die mit dem Smartphone abfotografiert wird und den Nutzer auf eine Webseite leitet, die umfangreiche Informationen bietet. Dieses Angebot gibt es bereits in der Stadt: auf den neuen Schildern des Stadtrundgangs.

Für die Erstellung dieser Texte sollten das Gymnasium und das Stadtarchiv konsultiert und die Texte im Sozialausschuss beschlossen werden, schlagen die Antragsteller vor. Ihnen ist wichtig, dass sich „der Umgang mit Geschichte und deren Wahrnehmung stetig verändert“. Der Antrag basiere „auf der äußerst intensiven Auseinandersetzung junger, interessierter Menschen mit der Geschichte ihrer Heimatstadt“. Man müsse sich die Frage stellen, „wie wir mit dieser Arbeit umgehen“.

Der Antrag soll im Jugendgemeinderat Mitte Februar mit Vertretern aller Gemeinderatsfraktionen vorberaten werden. Dann geht er in den Verwaltungsausschuss und in den Gemeinderat. Über dieses Vorgehen herrschte Einigkeit im Gremium.