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Nach fünf Jahren sind Richthofen und Co. wieder im Gespräch: Gewählte Vertreter der jungen Leute in der Stadt regen erneut an, Zusatzinformationen an den Tafeln anzubringen. Der Bürgermeister will der Diskussion Raum geben.

Gerlingen - Der Jugendgemeinderat (JGR) und die Gemeinderatsfraktion der Jungen Gerlinger möchten die Diskussion über die Beschilderung von vier Straßen in Gerlingen, die nach Offizieren des Ersten Weltkriegs benannt sind, erneut führen. Es geht um Zusatztafeln, die erklären, wer die vier Namensgeber waren.

Eine entsprechende Initiative hatte der Jugendgemeinderat bereits kurz nach den Sommerferien angekündigt. In der jüngsten Sitzung des Gremiums wies dessen Sprecher Steffen Laicher nun auf einen Antrag mit den Jungen Gerlingern hin und bat darum, diesen in der Dezember-Sitzung des Gemeinderats zu besprechen.

Bürgermeister schlägt eine Vorberatung vor

Der Bürgermeister steht dem Ansinnen positiv gegenüber. Er schlug aber ein etwas anderes Vorgehen vor: Georg Brenner hält es für sinnvoller, zuvor eine Debatte im Jugendgemeinderat zu führen, an der Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen teilnehmen – im Sinne einer Vorberatung, wie sie auch sonst bei anderen Themen durchaus üblich ist. Brenner meinte nach der Sitzung, dieses Vorgehen erhöhe aus seiner Sicht die Chancen, dass das Ansinnen der jungen Leute im Gemeinderat eine Mehrheit finde. Damit stellt er das Jugend-Gremium, das es seit mehr als 20 Jahren gibt, auf etwa dieselbe Ebene wie einen Ausschuss des Gemeinderats. An der Sitzung des Jugendgemeinderats nahmen auch die betreuenden Stadträtinnen Gabriele Badenhausen (CDU) und Ulrike Stegmaier (Grüne) teil, sowie Frank Moll (SPD) und Nino Niechziol (Junge Gerlinger).

Das Thema ist ein ebenso diffiziles wie langwieriges: In Gerlingen wurden im Jahr 1937 vier Straßen benannt nach Offizieren, die im Ersten Weltkrieg aktiv waren: Manfred von Richthofen, Max Franz Immelmann und Oswald Boelcke waren Jagdflieger, Otto Weddigen ein U-Boot-Kapitän. Sie starben bei Kampfhandlungen. Diese vier Straßen im sogenannten Hasenbergviertel wurden nie umbenannt – auch nicht nach Diskussionen im Gemeinderat, die 1962 und 1988 stattgefunden hatten.

Einen weiteren Anlauf, der in der Öffentlichkeit Beachtung fand, unternahmen Gymnasiasten nach monatelangen Recherchen und Vorbereitungen im Jahr 2011: Sie schlugen nach ihrer beachtlichen Präsentation im Gemeinderat vor, den Straßenschildern kleine Erklärungstafeln beizustellen. Mit Vier-Zeilen-Informationen über die Namensgeber. Mit der Präsentation gewannen sie sogar einen Preis der Bundeszentrale für politische Bildung. Ihr Vorschlag, vom Jugendgemeinderat unterstützt, wurde kontrovers diskutiert, aber vom Gemeinderat mit zwölf zu neun Stimmen abgelehnt. Brenner war bei den Befürwortern, er stellte hinterher fest: „Diese Abstimmung war kein Glanzpunkt.“

Information mit modernen Mitteln

Die Initiative jetzt greift diese Diskussion wieder auf. „Das ist auch ein Thema der Jugend“, sagte Steffen Laicher, man dürfe nicht vergessen, wer die vier Männer waren. Sein Vorschlag ist klar: die Straßen nicht umzubenennen, sondern Zusatzschilder zu montieren. Auf diesen sollten die Lebensdaten der Namensgeber genannt sein und eine Bezeichnung wie zum Beispiel „Offizier“ – und dazu ein sogenannter QR-Code. Dieser wird mit dem Handy abfotografiert, eine Verbindung ins Internet liefert dann eine dort hinterlegte, tiefergehende Information.

Steffen Laicher hält Georg Brenners Vorschlag zur Vorgehensweise für sinnvoll. „Ich bin bereit, in den Gemeinderat zu gehen“, sagt der 18-jährige Gymnasiast. „Es ist auch schön, wenn Gemeinderäte vorher zum Diskutieren zu uns kommen.“ Das dauere dann ein wenig länger, mutmaßlich bis zum Frühjahr, „aber unsere Chancen sind größer“. Und immerhin werde über das Thema geredet.