Auch dieser Automat in Riedenberg kam weg. Das wird „Umzug“ genannt. Die Kunden müssen nun nach Sillenbuch. Foto: Caroline Holowiecki

Vielleicht bleiben doch vier oder fünf Automaten mehr erhalten. Das würde die Stuttgarter Stadträte freuen – wie die Überweisung von 36 Millionen Euro.

Einmal im Jahr weht im Rathaus ein Hauch von großer Finanzwelt. Das ist immer dann, wenn der Vorstandschef der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) dem Verwaltungsausschuss des Gemeinderats vor der Hauptversammlung der LBBW über das vergangene Geschäftsjahr berichtet. Denn die Stadt ist eine der Trägerinnen der LBBW, und in der Ausschusssitzung wird das Verhalten der stimmberechtigten Vertreter der Stadt in der Hauptversammlung festgezurrt.

Das Schöne: Bei der Gelegenheit erfahren die Stadträte, wie viel die LBBW aus dem Bilanzgewinn an ihre Trägerin ausschüttet. Für das Jahr 2021 werden es aus einem Bilanzgewinn von 230,8 Millionen Euro nach Steuern 36,7 Millionen Euro sein. Das entspreche einer Rendite auf das von der Landeshauptstadt investierte Kapital von 2,68 Prozent, hieß es. Was nicht schlecht ist in Zeiten, in denen die Kunden mancher Banken Negativzinsen zahlen mussten.

Tiefe Sorgen über die Inflation

Was der Vorstandschef Rainer Neske noch in einer Videoschalte berichtete, empfanden die Stadträte angesichts der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch eher tröstlich. Hier liege ein „hervorragendes Ergebnis in schwierigen Zeiten“ vor, so OB Frank Nopper (CDU). Die LBBW konnte im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 ihr Ergebnis trotz Pandemie, gestörten Lieferketten bei Kunden aus der Wirtschaft und etwas „starrer Sicht“ der Europäischen Zentralbank (EZB) auf die deutlichen Preisanstiege stark steigern. Neske bleibt auch optimistisch für das Ergebnis in 2022, wiewohl man da wahrscheinlich gern vorliebnehmen würde mit Herausforderungen wie 2021.

Die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges auf die hiesigen Bankgeschäfte schilderte er als noch überschaubar, da könne aber dennoch einiges kommen. Weit über die Kriegswirkungen hinaus gingen die Effekte der Inflation. Da drehe sich ein Spirale, und die Folgen seien flächendeckend. Das werde breite Schichten treffen. Neske: „Eine sehr, sehr besorgniserregende Situation.“ Da könne man im 15. Jahr der Bankenregulation nach der letzten großen Finanzkrise nicht „regulieren wie bei Sonnenschein“, da müsse die Bank Schockwirkungen bei Kunden absorbieren. Von der EZB wünscht er sich etwas mehr Fokus auf die Inflation.

Gebührenfreie Konten für Ukraine-Flüchtlinge

Den Stadträten gefällt neben der Millionenzahlung in die Stadtkasse auch das Entgegenkommen der LBBW für Ukraine-Flüchtlinge. Für sie gebe es Konten ohne Gebühr, sagte Vorstandsmitglied Andreas Götz, pro Bankentag kämen etwa 100 Flüchtlinge.

Weniger gut gefällt im Rathaus der Abbau von BW-Bank-Automaten im Stadtgebiet. Deswegen hat es jüngst schon Gespräche im Rathaus, auch über die Sparkassenfunktion der Bank, gegeben. SPD-Fraktionschef Martin Körner sagte, jetzt habe man noch Gesprächsbedarf über sechs Standorte. Ein Beispiel: Man halte einen Automaten in Feuerbach nicht für ausreichend, einen zweiten für notwendig. Hannes Rockenbauch vom Linksbündnis meinte, Bankautomaten abbauen gehe gar nicht. Die Menschen bräuchten sie. Und gebührenfreie Konten solle die LBBW allen Inhabern einer Bonuscard gewähren.

15 Anlaufstellen sollten entfallen

Geplant war bisher, die 97 Anlaufstellen (64 SB-Center und 33 Standorte mit Ansprechpartnern), die es Anfang 2021 gab, um 15 auf 82 zu reduzieren. Man sei aber, sagte Andreas Götz nun, durchaus „gesprächsbereit“. Am Ende könnten vielleicht auch 86 oder 87 Standorte erhalten werden, wiewohl die bisher geplante Zahl „für die Grundversorgung ausreichend“ wäre. Es käme nämlich immer noch ein Standort auf 7500 Einwohner – in Berlin und Hamburg spreche man von etwa 17 000 Einwohnern. Die Distanz zu den Standorten beliefe sich in Stuttgart auf maximal zwei Kilometer oder sieben Minuten bis zu Nahverkehrsstationen.

An der Replik gefiel Rockenbauch zwar die Gesprächsbereitschaft der LBBW-Banker, aber nicht der Vergleich mit anderen Städten. Dieses Argument verfolge nur den Gedanken der Effizienz, kritisierte er. Stuttgart komme von einer Zahl „von weit über 100“ Standorten. Zuletzt werde es sich auch für die LBBW auszahlen, wenn sie „im öffentlichen Raum weiter sichtbar ist“.