Eine Abschaffung der Relegationsspiele ist für Bundesinnenminister Thomas de Maizière keine Option. Foto: dpa

Nach den jüngsten Ausschreitungen bei Fußball-Relegationsspielen übt Bundesinnenminister de Maizière heftige Kritik an den Fußballfans und äußert sich über die Zukunft der Spiele am Saisonende.

Berlin - Bundestrainer Joachim Löw und Innenminister Thomas de Maizière haben nach den jüngsten Skandalspielen die sogenannten Fußballfans hart kritisiert. Trotz der Randale in Braunschweig, München und zuletzt in Meppen ist die Abschaffung der Relegation für de Maizière aber keine Option. „Gewalt durch angebliche Fußballfans ist in jeder Hinsicht inakzeptabel. Ich habe Zweifel, dass eine Änderung der sportlichen Abläufe und Regeln eine Lösung ist“, sagte der CDU-Politiker in einem „Kicker“-Interview (Donnerstag).

Gewalt müsse die Justiz konsequent und kompromisslos entgegentreten, forderte der Minister. „Wer Ordner und Polizisten attackiert, ist in Wahrheit kein Fußballfan und gehört nicht ins Stadion, sondern hinter Schloss und Riegel“, betonte de Maizière. „Ich hoffe in allen diesen Fällen auf eine schnelle und harte Reaktion der Justiz, damit alle wissen, was ihnen droht, wenn man sich so verhält.“

Löw sieht in den vermehrten Fan-Ausschreitungen zum Saisonende eine ernste Gefahr für den Fußball. „Ich habe kein Verständnis dafür, Böller und Leuchtraketen haben nichts im Stadion zu suchen, sie haben auch nichts mit Fankultur zu tun“, sagte Löw in einem dpa-Gespräch. „Das sind für mich auch keine Fans, sie wollen einfach nur die Bühne des Fußballs missbrauchen“, betonte der Weltmeister-Trainer.

Jupp Heynckes und Matthias Sammer äußern sich ebenfalls

Nach Meinung von Jupp Heynckes ist Gewalt ein gesellschaftliches Problem und nur im Konsens zu lösen. „Um diese Eskalation zu stoppen, muss ein runder Tisch geschaffen werden“, sagte der frühere Profi und Trainer dem „Kicker“. Heynckes warnte: „Der Fußball gerät aus den Fugen, der Fußball muss aufpassen.“

„Unsere Gesellschaft erlebt einen totalen Werteverfall, die Grenzen werden permanent überschritten, es gibt keinen natürlichen Schutzschild mehr“, sagte der ehemalige Bayern-Sportdirektor Matthias Sammer angesichts der jüngsten Fanrandale in den Stadien. Reden sei zwar wichtig, aber man müsse sich mit den fundamentalen Ursachen beschäftigen. „Da braucht unser Land eine Wertediskussion.“

Auch die Relegation zur 3. Liga war am Mittwochabend von Fan-Randale überschattet worden. Nach dem Aufstieg des SV Meppen durch das 4:3 nach Elfmeterschießen gegen Waldhof Mannheim konnte die Polizei eine Eskalation und einen Platzsturm nach eigenen Angaben nur mit einem Großaufgebot und einem Wasserwerfer verhindern. Acht Mannheimer Fans wurden verletzt; einige mussten im Krankenhaus behandelt werden. Fünf Beamte wurden leicht verletzt, vier Gästefans vorläufig festgenommen.