Daimler hat seine Anleger bereits auf geringere Erträge vorbereitet. Foto: dpa

Mit SAP legt 2019 das erste Dax-Schwergewicht seine Bilanz-Zahlen vor, wenige Tage später folgt Daimler. Unklar ist, ob der Autobauer seine Dividende senkt. Kapitalmarktexperten hielten das für ein falsches Signal.

Frankfurt - Nach den Kursverlusten der vergangenen Monate bringt die Dividendensaison vielen Aktionären zumindest einen kleinen Trost. Denn nach Einschätzung von Analysten werden die Gewinnausschüttungen der meisten Dax-Konzerne erneut steigen. Die im vergangenen Jahr geflossene Rekordsumme von 35,7 Milliarden Euro könnte noch übertroffen werden. Allerdings werden nicht alle Aktionäre davon profitieren: Bei Daimler beispielsweise erwarten professionelle Beobachter im Mittel eine Senkung der Dividende von zuletzt 3,65 auf 3,46 Euro, wie aus der Auswertung verschiedener Analyseberichte durch den Datendienstleister Thomson Reuters hervorgeht.

Als erster Dax-Konzern will Siemens Anfang Februar eine Dividende von 3,80 Euro pro Aktie auszahlen, zehn Cent mehr als im Vorjahr. Die Zustimmung der Hauptversammlung am 30. Januar gilt als Formsache. Der Stahlriese Thyssen-Krupp will wie im vergangenen Jahr nur 15 Cent pro Aktie ausschütten, der Chip-Hersteller Infineon plant eine Erhöhung von 25 auf 27 Cent.

Während diese drei Unternehmen ihr Geschäftsjahr bereits im September 2018 abgeschlossen haben, ist die Lage bei den übrigen 27 Dax-Konzernen weniger klar. Da sie ihre Jahresbilanzen erst in den nächsten Wochen präsentieren werden, liegen zum Gewinn und damit auch den Ausschüttungen derzeit nur Schätzungen vor. Den Bilanzreigen eröffnet an diesem Dienstag der Software-Riese SAP, bei dem die Analysten mehrheitlich eine leichte Erhöhung der Dividende von zuletzt 1,40 Euro erwarten.

Daimler hat zuletzt 37 Prozent des Gewinns ausgeschüttet

Ob Daimler seine Dividende tatsächlich senkt, wird sich erst bei der Veröffentlichung der Jahresbilanz am 6. Februar zeigen. „Ich persönlich halte das für unwahrscheinlich, weil es ein fatales Signal wäre“, sagt der Investor und Kapitalmarkt-Experte Christian Röhl, der die Website Dividendenadel betreibt. Er geht davon aus, dass der Autobauer seine Dividende auf dem Vorjahresniveau hält – obwohl der Vorstand die Aktionäre schon im Herbst auf einen Gewinnrückgang eingestimmt hat.

Röhl begründet seine Zuversicht unter anderem damit, dass die Ausschüttungsquoten deutscher Aktiengesellschaften traditionell deutlich unter 50 Prozent liegen. Daimler beispielsweise schüttete im vergangenen Jahr 37 Prozent des 2017 erzielten Gewinns an die Aktionäre aus, als Orientierungsgröße gibt der Autobauer auf seiner Website eine Ausschüttungsquote von 40 Prozent an. Im Schnitt lag die Quote bei den Dax-Konzernen bei 38 Prozent. „Da ist nach wie vor genug Luft, auch wenn die Geschäftslage nicht mehr ganz so rosig aussieht“, meint Röhl.

Martin Steinbach von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young verweist darauf, dass die Ausschüttungsquote im vergangenen Jahr sogar deutlich unter dem langjährigen Schnitt von 44 Prozent lag. „Insofern ist es unproblematisch, wenn jetzt Unternehmen, denen es nach wie vor gut geht, ihre Dividende stabil halten oder auch erhöhen“, sagt Steinbach. Für die meisten Dax-Konzerne sei 2018 ohnehin kein schlechtes Jahr gewesen, trotz der Konjunkturabkühlung in der zweiten Hälfte: „Die Zahlen zu den ersten drei Quartalen 2018 deuten darauf hin, dass die kumulierten Gewinne der Dax-30-Konzerne im vergangenen Jahr noch höher lagen als 2017.“

Die Allianz dürfte mehr ausschütten

Deutliche Dividendenerhöhungen erwartet Experte Röhl vor allem bei Unternehmen, deren Erfolg nicht so stark von der Konjunktur abhängt wie bei den exportlastigen Industrieunternehmen. Beispiel Versicherungen: „Die Münchener Rück hatte ihre Dividende für das Geschäftsjahr 2017 wegen diverser Großschäden stabil gehalten und wird jetzt nachlegen.“ Auch bei der Allianz sei nach einem starken Jahr 2018 mit einer Dividendenerhöhung zu rechnen.

Gleichzeitig warnt Röhl Anleger davor, ihre Entscheidung für den Kauf einer Aktie ausschließlich von der Dividendenpolitik des Unternehmens abhängig zu machen. Die seit einigen Jahren beliebte Formel, Dividenden seien „die neuen Zinsen“ hält er für fatal: „Das führt nur dazu, dass falsche Erwartungen geweckt und früher oder später enttäuscht werden.“ Denn während Zinsen nur dann ausfallen können, wenn Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten geraten, können Dividenden eben schon bei einem Gewinnrückgang gesenkt oder auch ganz gestrichen werden. „Wenn man Leute in die Aktienwelt bringen will, sollte man keine angeblichen Parallelen zur Zinswelt aufbauen. Wer das macht, versündigt sich an der Aktienkultur.