Jan-Lennard Struff verlor sein Spiel gegen Daniil Medwedew. Foto: AFP/PIERRE-PHILIPPE MARCOU

Das ging schnell: Schon nach den zwei Einzeln sind die Hoffnungen der deutschen Tennis-Herren im ersten Davis-Cup-Halbfinale seit 2007 dahin. Das Endspiel bestreiten Russland und Kroatien.

Madrid - Die deutschen Tennis-Herren müssen weiter auf das erste Endspiel im Davis Cup seit 28 Jahren warten. Gegen den Titelfavoriten Russland endete im Halbfinale vorzeitig die überraschende Siegesserie der deutschen Auswahl von Teamkapitän Michael Kohlmann. Dominik Koepfer blieb am Samstag in Madrid beim 4:6, 0:6 gegen den Weltranglisten-Fünften Andrej Rubljow chancenlos. Jan-Lennard Struff verlor anschließend trotz einer guten Leistung gegen den Weltranglisten-Zweiten und US-Open-Champion Daniil Medwedew 4:6, 4:6 und konnte die Chancen auf den Titel nicht mehr wahren.

Nach den zwei Niederlagen und dem 0:2 kam es im ersten deutschen Halbfinale seit 14 Jahren nicht mehr zur erhofften Entscheidung im Doppel mit Tim Pütz und Kevin Krawietz. Die Russen kämpfen am Sonntag im Endspiel gegen Kroatien um den Davis-Cup-Titel.

„Sind sehr traurig“

„Wir hatten uns vorgenommen, die Russen zu schlagen, auch wenn es eine schwere Aufgabe war. Das ist nicht geglückt, deswegen sind wir sehr traurig“, bilanzierte Struff bei ServusTV: „Aber dass wir das erste Halbfinale fürs deutsche Tennis seit 2007 erreicht haben, ist natürlich super.“

Ohne Olympiasieger Alexander Zverev verblüffte das verschworene Team in der Tat mit dem Einzug in die Vorschlussrunde, den die deutschen Herren mit drei Siegen in Innsbruck perfekt gemacht hatten. Mit der Trophäe vor Augen in der Madrid Arena blieb die deutsche Hoffnung auf den vierten Davis-Cup-Titel seit 1988, 1989 und 1993 aber ein Traum.

Alexander Zverev fehlt dem deutschen Team

„Das Halbfinale ist schon ein großer Erfolg für uns. Hoffentlich können wir in den nächsten Jahren Zverev dazu bekommen, dass er mitspielt, und wir haben eine echte Chance, das Finale und den Davis Cup zu gewinnen“, sagte Koepfer. Angesichts der Klasse der Russen, die zwei Top-Fünf-Spieler in ihren Reihen haben, hätten die Deutschen ATP-Finals-Sieger Zverev gebraucht, um erstmals seit 1993 wieder ins Endspiel einzuziehen. Ohne den Hamburger ging es schnell.

Nach nur rund zweieinhalb Stunden war die gesamte Begegnung entschieden. Struff spielte zwar im Spitzenspiel gegen den Weltranglisten-Zweiten Medwedew couragiert und begann selbstbewusst, doch der Russe war zu stark. Ein schwächeres Aufschlagspiel zum 4:5 mit leichteren Fehlern machte alle Hoffnung auf den ersten Satzgewinn gegen den nahezu tadellos auftretenden russischen Favoriten zunichte. „Ich bin mit der Art und Weise, wie ich aufgetreten bin, zufrieden Ich habe es ihm halt zweimal zu leicht gemacht“, fasste Struff nach lediglich 66 Minuten Spielzeit zusammen.

Medwedew provoziert das Publikum

Der Sauerländer hatte zuvor beim diesjährigen Davis-Cup-Endturnier bewiesen, dass er mit Druck umgehen kann und zweimal einen Rückstand nach der Niederlage im ersten Einzel ausgeglichen. Diesmal hatte er beim Aufschlag von Medwedew nur beim 4:5 im zweiten Satz einen Breakball. Der Russe wehrte diesen mit einem starken Aufschlag ab und machte dann alles klar. Anschließend provozierte Medwedew das Publikum - und kassierte Pfiffe.

Koepfer verbrachte sogar nur 49 Minuten auf dem Centre Court und musste sich im Match gegen den Weltranglisten-Fünften Rubljow im zweiten Satz mit der Tennis-Höchststrafe demütigen lassen. „Es war mit Abstand sein bestes Match hier in Madrid“, würdigte die Nummer 54 der Welt die Leistung von Rubljow.

Im ersten Satz geriet der 27-Jährige mit dem Aufschlagverlust zum 1:2 in Rückstand, im zweiten Satz verlief die Partie dann komplett einseitig. Der Schwarzwälder war permanent unter Druck. „Das Problem war das dritte Spiel vom Match, da bin ich gebreakt worden, dann hat er befreit aufgespielt und vor allem mit seiner Vorhand raufgehämmert“, erklärte Koepfer. Auch 1994, 1995 und 2007 war im Halbfinale des Davis Cup für die Deutschen jeweils gegen Russland Schluss gewesen.