Die Zeit zurückgedreht, eine lange Party gefeiert: David Hasselhoff in Ludwigsburg Foto: factum/Simon Granville

Er singt unverdrossen seit Jahrzehnten und versetzt die Massen in kindliche Ekstase – David Hasselhoff hat auch in Ludwigsburg gezeigt, warum er der erfolgreichste Live-Karaoke-Sänger aller Zeiten ist.

Ludwigsburg - Und plötzlich ist er da. Die Augen suchen ihn droben auf der Bühne, aber David Hasselhoff steht leibhaftig auf einem kleinen Turm inmitten seiner Fans und singt. Das Intro der kultigen 80er-Jahre-Serie „Knight Rider“, ewiger Grundstein seines monumentalen Ruhms, ist reißerisch vorbeigezogen, nun legt er die Hände ans Geländer, hat ein funkelndes Jackett am Leib und intoniert mit Wucht, was David Coverdale einst schmetterte: „Here I go again.“ Der Whitesnake-Hit stürmte just in jenem Jahr die Hitparaden, in denen der Knight-Rider zum ersten Mal über die Straßen brauste und Verbrecher jagte – nun wird die Zeit zurückgedreht und eine lange Party gefeiert, „Hoff-Style“.

David Hasselhoff bleibt ein Phänomen. Der Mann, der die Kunst der Phrasierung eigentlich kein bisschen beherrscht, singt unverdrossen seit Jahrzehnten weiter und versetzt damit Massen damit in kindliche Ekstase. Seine Stimme ist tief und kräftig, sein Brustkorb groß, sein Lächeln strahlt, und seine Selbstironie ist unwiderstehlich. Hasselhoff breitet die Arme aus, sticht den Finger in die Luft, zieht das Hemd aus um der Welt die Eigenwerbung zu zeigen, die er sich auf den Rücken tätowieren ließ. Er verströmt den reinsten Optimismus und eignet sie sich alle an: John Denver, Glen Campbell, Neil Diamond, das Rat Pack, David Bowie. „Heroes“ singt er mit dem Pathos und der Geste, als habe er selbst diesen Song geschrieben, im Hintergrund die Wachtürme an der Berliner Mauer, Vergangenheit seit 30 Jahren. Hasselhoff hat seinen Teil dazu beigetragen, er ist sich sicher. Die Mauer war ja der spektakulärste Fall, den der Knight Rider je löste – er kam, er sang, und sie begann zu erzittern.

Er singt auch ein Lied von Udo Jürgens

Auf seinem jüngsten Album, dem dreizehnten seit 1985, hat er mit „Open your Eyes“ auch ein Stück mit geradezu kritischem Inhalt untergebracht: „Media Pollution“ steht als großes Schlagwort auf der Leinwand. Weil Hasselhoff im vergangenen Jahr ganze 66 Jahre alt wurde, singt er seither auch ein Lied, das man von Udo Jürgens kennt und das auch auf Englisch ganz gut geht. Aber im Deutschen tut er sich seit jeher auch gerne um - mit der Backgroundsängerin Christina setzt er sich traut auf die Bühnenstufen, beide zwitschern: „Wir zwei allein heut’ Nacht“.

David Hasselhoff ist immer dann in Ludwigsburg, wenn in Cannstatt der Wasen feiert. Dahinter könnte man Kalkül vermuten – anders als im Frühjahr 2018 geht es nun aber nicht ganz auf: Die MHP Arena ist mit 1500 Besuchern am Dienstagabend weit weniger als zur Hälfte gefüllt, so viele Glitzerjacketts, Hoff-Darsteller und anders verkleidete Gäste wie damals sieht man nicht. Das Publikum ist erstaunlich jung durchmischt, und jene, die da sind, lassen sich den Spaß ganz sicher nicht verderben – sie singen mit, sie tanzen. Irgendwann packt das Hasselhoff-Fieber auch den letzten, und viele dürfen sogar hinauf auf die Bühne, zum „Limbo Dance“. „The Hoff“ verabschiedet sich, wie könnte es anders sein, mit seiner Revolution, mit „I’ve been looking for Freedom“, viel Bühnenspektakel dazu, große Nebel, Glückshormone. Aber halt: Der erfolgreichste Live-Karaoke-Sänger aller Zeiten ist auch ein Fan von Peter Maffay. Und ein Stück hat er noch.