Von Geschwindigkeiten von mehr als 1000 Mbit pro Sekunde, wie sie über Glasfaser möglich sind, können viele in Sillenbuch nur träumen. Foto: dpa/Jan Woitas

Seit Corona arbeiten viele von zu Hause aus. Oft gibt es deshalb auch Probleme mit Datenraten. Ein Beispiel aus Stuttgart-Sillenbuch.

Sillenbuch/Stuttgart - Heimunterricht, Videokonferenzen, Verschicken von Präsentationen und Hausarbeiten: Seit Corona sind Haushalte mehr denn je auf eine funktionierende Internetverbindung angewiesen. Doch nicht selten hakt es da. Auch in Sillenbuch sind etliche Bürger abgehängt. „Es gibt sehr viele Flächen, wo nur DSL 16 verfügbar ist“, monierte der Bezirksbeirat Ulrich Storz (SPD) in der jüngsten Sitzung des Gremiums. „Dampfradio“ nannte er das.

Wie mies die Versorgung stellenweise tatsächlich ist, erklärte Mathias Bartuschek. Der Breitbandkoordinator bei der Wirtschaftsförderung bestätigte, was alle im Gremium sowieso schon wussten: In Sillenbuch gibt es etliche weiße Flecken.

Das sagt der Breitbandatlas

In der Landeshauptstadt erreichen laut dem Experten 94 Prozent der Anschlüsse Geschwindigkeiten von mehr als 100 Mbit pro Sekunde, immerhin noch 91 Prozent liegen bei mehr als 200 Mbit. Geschwindigkeiten von mehr als 1000 Mbit pro Sekunde, wie sie über Glasfaser erreicht werden können, stehen in Stuttgart nur zu drei Prozent zur Verfügung.

Der Breitbandatlas offenbart: Viele Bürger in Sillenbuch wären wohl schon mit einem Bruchteil zufrieden. Bereits bei 30 Mbit können viele Gebiete nicht mithalten. Rund um die Kirchheimer Straße, wo die meisten Gewerbetreibenden angesiedelt wird, wird das oftmals nicht erreicht, und auch nördlich der Einkaufsmeile, also bergabwärts, surft das Gros eher gemächlich.

Perspektivisch soll das besser werden

Während große Teile von Riedenberg sogar noch 400 Mbit und mehr schaffen, ist das im Stadtteil Sillenbuch laut Breitbandatlas gerade mal noch im Gebiet zwischen Rudolf-Brenner- und Kleinhohenheimer Straße, rund um den Erdbeerweg oder am hinteren Zipfel des Höhenringwegs so. „Im unteren Teil von Sillenbuch ist die Versorgung teilweise unter zehn Mbit“, stellte Mathias Bartuschek klar. Perspektivisch soll das besser werden. „Unser Ziel ist der Glasfaserausbau in Stuttgart“, sagte er, und klappen soll das durch eine Kooperation der Gigabit Region Stuttgart GmbH, der gemeinsamen Gesellschaft der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, der Landeshauptstadt und der Kreise Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und Rems-Murr, und der Telekom.

Dazu fragt die Telekom bei den Haushalten in den angedachten Gebieten an, und wenn eine Mindestzahl Interesse bekundet, werden Glasfaserleitungen verlegt. Bis in fünf Jahren sollen so in der Region, in der etwa 2,7 Millionen Menschen leben, 50 Prozent der Haushalte und alle Firmen in Gewerbegebieten Highspeed-Internet im Gigabitbereich auf Glasfaserbasis erhalten. Bis 2030 will man bei den Haushalten bei 90 Prozent liegen. Dafür sind Investitionen in Höhe von 1,6 Milliarden geplant.

Aktuell läuft eine Marktabfrage

Erste Erfolge konnte Mathias Bartuschek schon vermelden, beispielsweise für 12 500 Haushalte in Möhringen sowie für Gewerbegebiete wie Fasanenhof-Ost, Tränke in Degerloch oder den Synergiepark. Zudem läuft laut dem Breitbandkoordinator aktuell eine Marktabfrage. Er sei mit den großen Telekommunikationsunternehmen im Gespräch, um herauszufinden, wo genau sie ihr Angebot ausbauen wollen. In Gebieten, in die keiner vorstoßen möchte, will die Stadtverwaltung selbst tätig werden und dafür Fördermittel von Bund und Land abrufen.

Während etliche Bezirksbeiräte für Sillenbuch schnelle Zugeständnisse fordern, betonte Bartuschek: Der Ausbau geht nur Stück für Stück. Wann der Bezirk dran ist, konnte er nicht sagen, „aber ich glaube, es wird nicht so lang dauern“.