In Stuttgart-Süd mietet man teuer – zufrieden sind aber viele. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Wie wohnt man in Stuttgart? Karten können eine Antwort geben. Sie müssen heute auch anders gezeichnet werden als vor zehn Jahren.

Stuttgarts zufriedenste Mieter leben in Botnang. Zwei von drei Mietern in dem westlichen Stadtbezirk halten ihre Miete für angemessen. Das ist der höchste Wert im gesamten Stadtgebiet. Zum Vergleich: Insgesamt finden 55 Prozent der Stuttgarter Mieter, dass ihre Miete in Ordnung ist, 28 Prozent halten sie für hoch oder sehr hoch.

Die Daten stammen aus der zweijährlichen Mietspiegelbefragung, einer repräsentativen Stichprobe des Wohnungsmarkts. Die Stadtverwaltung hat für unsere Zeitung die Werte auf die Stuttgarter Stadtbezirke heruntergebrochen. So werden deutliche Unterschiede sichtbar. In Hedelfingen, Mitte, Nord und Wangen hält weniger als die Hälfte der befragten Mieter ihre Miete für angemessen. In Mitte findet mehr als jeder dritte seine Miete hoch oder sehr hoch.

Vermieter halten die Miete meist für angemessen

Ob die Miete angemessen ist, kann man nur bedingt objektiv beurteilen. Welcher Preis für welche Wohnung vernünftigerweise verlangt werden kann, bestimmen zunächst Angebot und Nachfrage. Außerdem spielt der laut Mietspiegel mögliche Aufpreis eine Rolle – und die eigene Wahrnehmung. Den größten Unterschied macht es, ob man Mieter ist oder Vermieter. Letztere finden die Miete viel häufiger zu niedrig als Mieter. Jeder zweite Vermieter aus der Region Stuttgart empfindet das laut einer repräsentativen Forsa-Befragung unserer Zeitung so – aber nur einer von zehn Mietern.

Zufriedenheit mit der Miete ist aber auch eine Frage des Alters, das ergab unsere Forsa-Umfrage ebenso. Je jünger die Mieter, desto eher halten sie die Miete für zu hoch. Das kann auch damit zu tun haben, dass Jüngere häufiger in Wohngemeinschaften oder kleineren Wohnungen leben, für die oft höhere Quadratmeterpreise verlangt werden. Zudem haben sie ihre Wohnungen in der Regel erst seit relativ kurzer Zeit gemietet und profitieren deshalb nicht von alten und meist niedrigeren Mieten. Mit 14 Euro je Quadratmeter wurden laut einer Erhebung von Empirica Regio in Stuttgart nach München und Frankfurt am Main die dritthöchsten Angebotsmieten deutscher Metropolen verlangt.

Zufriedenheit ist eine Frage des Stadtbezirks

Unter Stuttgarts Mietern wiederum hat offenbar auch der Stadtbezirk – oder vielmehr das dortige Wohnungsangebot und die entsprechenden Preise – viel mit der Angemessenheit der Miete zu tun. Und zwar nicht nur, wenn es darum geht, ob der Vermieter ganz offiziell Lageaufschlag verlangen darf wie in weiten Teilen der Innenstadt oder auch in ganz Botnang. Vielmehr unterscheidet sich auch das Angebot am Stuttgarter Wohnungsmarkt stark je nach Stadtbezirk. Wo sind Wohnungen eher groß, wo leben viele Menschen auf wenig Quadratmetern, wo muss saniert werden? Das ist vielfach eine Frage des Stadtbezirks.

Was solche Karten nicht zeigen: wo man am teuersten wohnt. Die Antwort ist einfach: in den Innenstadtbezirken, mit Ausnahme von Stuttgart-Ost. Vor zehn Jahren war es noch nicht ganz so: Damals mietete man zwar auch schon in Mitte und West am teuersten – aber auch in Degerloch und Vaihingen.

Süd und Nord, die heute zu den teuersten Bezirken zählen, kamen damals erst auf den Plätzen fünf und sechs. Vor allem in Süd kamen seither vor allem teure Mietwohnungen auf den Markt. Wert dort hinzieht, kann es sich aber offenbar leisten: 58 Prozent der Mieter in Süd finden ihre Miete angemessen, das ist ein leicht überdurchschnittlicher Wert.