Stuttgart im April. Fühlt sich an wie Sommer, ist aber Frühling. Foto:  

Der zweite Frühlingsmonat war wie schon 2018 so trocken, dass nicht einmal das Gras wachsen wollte. Der Mai versucht die Korrektur.

Stuttgart - Selten hat kühles Regenwetter im Mai so viel freudige Erregung ausgelöst und für Beruhigung bei sensiblen Augenmenschen gesorgt wie aktuell. Und das liegt am April, genauer gesagt am Wetter im zweiten Frühlingsmonat. Mit besorgter Miene beobachteten in der Osterzeit Gärtlesbesitzer die Entwicklung von Rasen oder Wiese und entdeckten wie auch vor einem Jahr nur das gewisse Nichts. Das Gras wollte kaum wachsen bei der Trockenheit, Und das warf Fragen auf: Sollte tatsächlich der 7 PS starke Viertakt-Mäher „Wotan“ (Name frei erfunden) mit 2o Schnitthöhen, Rückwärtsgang und Navi wieder den ganzen Sommer in der eigens dafür im Baumarkt gekauften Gartenhütte „Oberlausitz“ (dito) untätig auf den nächsten Ölwechsel warten? Keine Panik, alles neu macht der Mai, der mit Regen begann und der auch noch eine gute Weile unbeständig bleiben soll. Das Gras wächst deshalb jetzt rasant, „Wotan“ darf knatternd schaffen, alles gut.

2018 war es im Frühjahr noch wärmer

Der April war aber in der Tat viel zu trocken. Mit knapp 26 Litern Regen pro Quadratmeter erreichte die Messung an der Station des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Schnarrenberg nur etwa 48 Prozent des langjährigen Mittels (circa 53 Liter). Das entspricht im übrigen exakt dem Wert von 2017. Vor einem Jahr war der zweite Frühlingsmonat der Auftakt einer sehr langen trockenen und warmen Periode. Danach sieht es aktuell allerdings nicht aus, der unbeständige und meist kühle Charakter hält sich absehbar noch.

Auch bei den Temperaturen verhielt sich der April eher frühsommerlich. 10,8 Grad im Schnitt sind knapp zwei Grad mehr als das langjährige Mittel von 8,9 Grad. Am 25. April wurden sogar 26 Grad gemessen. „Insgesamt gab es im April drei Sommertage über 25 Grad“, erklärt Andreas Pfaffenzeller, Meteorologe beim DWD. Statistisch normal wäre keiner gewesen. Das laue Wetter trieb auch wieder Horden von Männern mit winterweißen Beinen in vom langen Liegen im Schrank knittrigen Shorts auf die Straßen, was stilsichere Zeitgenossen wieder mal nachhaltig verstörte. Aber auch hier sorgt der kühle Mai aktuell für eine Beruhigung bei den Augenmenschen und für einstellige Temperaturen bei denen dann allenfalls noch der Brite in kurz geht. Wenn überhaupt. Der April war dagegen warm, aber im Vergleich zum Vorjahr nur moderat. 2018 wurde mit 14,6 Grad im Schnitt der wärmste April seit 66 Jahren gemessen.

13,5 Stunden Sonnen an einem Tag

Aber auch der April 2019 schaffte einen Rekord was den Sonnenschein angeht. Am 20. des Monats schien die Sonne satte 13,5 Stunden aus einem tiefblauen Himmel. So viel Licht hat es an einem Apriltag seit Beginn der Aufzeichnungen 1951 in Stuttgart nicht gegeben. Insgesamt kam der April auf knapp 180 Stunden , das entspricht etwa 116 Prozent des vieljährigen Mittels. Der Monat wäre also teilweise badetauglich gewesen, die ersten Freibäder öffneten aber just mit dem Wechsel zu kühl und nass am 1. Mai. Die Tiefs Theodor und Ulrich lenkten feuchte Luft aus dem Nordatlantik ins Schwäbische, die Temperaturen sackten bei einem teils stürmischen Wind auf nur noch knapp über zehn Grad.

Am Samstag fiel sogar in Teilen des Landes sogar noch einmal Schnee. Aber keine Sorge – die Freibäder bleiben jetzt bis September offen, auch wenn es Katzen hagelt. Und dem Mäher Wotan macht das bisschen Kühle und Wasser auch nichts aus, wenn er endlich mal ran darf.