Der Wintermonat zeigte sich eher von einer frühlingshaften Seite. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Das Wetter im Januar war in Stuttgart alles andere als jahreszeitlich angepasst – und so bleibt es auch noch eine Weile, am Sonntag drohen sogar Sturmböen. Schnee und Frost sollte man aber trotzdem noch nicht abschreiben.

Stuttgart - Das war ja irgendwie klar: Im Januar 2021 saß Stuttgart fest im Lockdown, selbst draußen sollte man sich vorsichtig und abständig verhalten. Auch die Skilifte in der Region standen pandemiebedingt still, außer e inem in Holzelfingen auf der Alb , den man dank des findigen Betreibers coronakonform als Familie oder zu zweit stundenweise exklusiv mieten konnte. Und das lief auch, weil – 2021 war so richtig Winter im Land. Auch in Stuttgart lag an 16 Tagen Schnee, an manchen Tagen selbst in der tiefsten City. Von der Rohrer Höhe aus schwangen Snowboarder hinunter ins Rosental und die bekannten Schlittenhänge wie zum Beispiel am Schloss Solitüde waren gut besucht. Aber man konnte ja auch nichts anderes machen.

Die Lifte in der Region liefen fast nie

Diesen Januar ließ Corona dank der Impfung viel mehr Freiheiten zu, aber die Lifte in der Region liefen trotzdem so gut wie nie. Anders als vor einem Jahr gab es selbst auf der nahen Alb so gut wie keinen Schnee und in Stuttgart überhaupt keinen. Ein paar Schneeregenschauer waren neben einigen frostigen Nächten das einzige, was ein wenig an Winter erinnerte. „Mit einer Mitteltemperatur von 2,8 Grad war der Januar um 0,7 Grad zu warm“, sagt Andreas Pfaffenzeller. Der Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bezieht die Temperaturabweichung auf den seit einem Jahr gültigen Mittelwert, der zwischen 1991 und 2020 errechnet wurde und somit schon den Klimawandel in sich trägt. Verglichen mit dem bis 2020 gültigen Referenzwert (1961 bis 1990 ermittelt) waren es sogar 2,3 Grad zu viel.

Und auf jeden Fall zu warm für Schnee, wobei das auch noch heftiger geht. Der Januar 2007 ging mit 5,9 Grad Mitteltemperatur aus dem Rennen. Das war Rekord seit Beginn der Aufzeichnungen 1951. Aber auch 2022 startete ungewöhnlich warm. „Am 2. Januar wurden an der DWD-Messstation Schnarrenberg 15,6 Grad notiert“, erklärt Pfaffenzeller. Ein Frühlingstag mitten im Winter.

Viele Sonnenstunden für einen Wintermonat

Und viel zu viel für Wintergefühle, wobei am 26. Januar tatsächlich das Thermometer nicht über null Grad kletterte. Das nennt man dann einen Frosttag, von denen es in einem durchschnittlichen Januar etwa sechs geben sollte. An diesem Tag war in Stuttgart die Sonne nicht zu sehen, die sich im Übrigen den restlichen Monat doch relativ häufig zeigte, auch wenn man das nach dem trüben Finale gar nicht glauben mag. 77,5 Stunden Sonne pur wurden registriert, das sind gut acht Stunden mehr als es ein durchschnittlicher Januar in den vergangenen 30 Jahren geschafft hat. Am 14. Januar schien die Sonne praktisch von Aufgang bis Untergang ohne Unterbrechung – das sind früh im Januar gute acht Stunden.

Dafür war es allerdings wieder einmal zu trocken. Nachdem das jahrelange Regendefizit 2021 deutlich gebremst wurde, fing das neue Jahr in puncto Niederschlag schon wieder mau an. Allerdings nicht dramatisch: Die gemessenen 34,8 Liter Regen pro Quadratmeter sind etwa zehn Prozent weniger, als man im Durchschnitt so erwarten kann.

Aktuell ist von einem Wintereinbruch nichts zu sehen

Und was kommt jetzt – ist der Winter für Stuttgart schon vorbei, oder haben Rodel, Schneeschaufel und Schlittschuhe auf Natureis noch eine Chance? Generell sollte man den Winter nicht vor Anfang April abschreiben. Erinnern wir uns an den März 2013, da war der erste Frühlingsmonat mit einer Durchschnittstemperatur von 2,3 Grad deutlich kälter als dieser Januar. Es kann also schon noch was kommen – auch in Stuttgart. „Nach einem Sonntag mit Regen und stürmischen Böen und einem kühlen Montag dominiert zunächst Warmluft, am kommenden Freitag könnte es aber auch in Stuttgart weiß werden“, sagt Andreas Pfaffenzeller. Ein bisschen Winter ist also in Sicht.