Maria Victoria Dragus. Foto: dpa

In Berlin sind die Lolas vergeben worden. Wir zeigen Ihnen die Bilder vom Deutschen Filmpreis.

Berlin - Michael Haneke gab sich bescheiden. Doch die Freude über gleich zehn Lolas für seinen Film „Das weiße Band“ war dem österreichischen Regisseur anzusehen.

Den Oscar hatte sein Schwarz-Weiß-Drama über ein norddeutsches Dorf, in dem sich kurz vor dem Ersten Weltkrieg mysteriöse Vorfälle häufen, noch verpasst. Bei der Verleihung des 60. Deutschen Filmpreises in Berlin räumte das hochaktuelle Werk über die Folgen von Kindesmissbrauch dafür so richtig ab: Neben der Goldenen Lola für den besten Film gab es am Freitagabend neun weitere Preise.

Riesig freute sich auch Sibel Kekilli, die für ihre Rolle in dem „Ehrenmord“-Film „Die Fremde“ den Preis als beste Schauspielerin erhielt.

Das Lola-Zählen für die internationale Koproduktion „Das weiße Band“ rieß dann gar nicht mehr ab. Haneke dankt seinem Kinder-Ensemble Burghart Klaußner, der in dem knapp zweieinhalbstündigen Werk einen bigotten, grausamen Pfarrer spielt, nahm dem den Preis als bester Hauptdarsteller entgegen.

Seine Film-Tochter Maria-Victoria Dragus wurde als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Weitere Preise gab es für Regie, Drehbuch, Kamera, Maskenbild, Ton, Szenenbild und Kostüm.

Ocsar-Preisträger findet's ein bisschen "nervig"

„Danke für den Preisregen, den Sie auf unseren Film herunterregnen lassen“, sagte Haneke bei der Jubiläumsgala. Er bedankte sich ausdrücklich bei seinem Kinder-Ensemble. Die Nachwuchsdarsteller seien die eigentliche Seele des Films, der im Untertitel „Eine deutsche Kindergeschichte“ heißt und von einer Erziehung der Angst, Gewalt und Schuld erzählt.

„Ihr könnt euch vorstellen, dass ich mich wahnsinnig freue“, rief Klaußner.

Seine Rolle als autoritärer, misshandelnder Pfarrer habe in diesen Tagen erstaunliche Aktualität gewonnen. 600.000 Kinogänger haben „Das weiße Band“ in Deutschland bislang gesehen.

Barfuß auf die Bühne

Kekilli geht vor Aufregung in die Knie Aus den Händen von Oscar-Preisträger Christoph Waltz („Inglourious Basterds“) nahm Sibel Kekilli („Gegen die Wand“) ihre Lola als beste Hauptdarstellerin entgegen.

Sie spielt in „Die Fremde“ eine Deutsch-Türkin, die sich von ihrem gewalttätigen Ehemann abwendet und daraufhin von der eigenen Familie verfolgt wird.

Kekilli hatte offensichtlich überhaupt nicht mit der Auszeichnung gerechnet, sich auf ihrem Platz im Publikum schon die Schuhe ausgezogen und rannte dann barfuß auf die Bühne.

Dort ging sie vor Aufregung in die Knie und setzte sich einfach auf den Boden. Regisseurin Feo Aladag nahm für „Die Fremde“ die Bronzene Lola entgegen.

Kekillis Laudator Waltz war auf der anschließenden Party übrigens der meistfotografierte Gast und konnte sich vor lauter Menschen um ihn herum kaum bewegen - was er doch ein wenig „nervig“ fand, wie er sagte.

Miese Quote trotz viel Glamour

Richtig aufgeregt war der sonst so coole Produzent und Drehbuchautor Bernd Eichinger („Der Name der Rose“, „Der Untergang“), als ihm die Deutsche Filmakademie für seine Verdienste um den deutschen Film den Ehrenpreis überreichte.

„Ich bin sehr berührt!“, sagte Eichinger. „Ich mache seit ich 20 Jahre alt bin nichts anderes als Film. Ich liebe Filmemachen, das ist mein Leben.“

Autogramme von der Kanzlerin

Im Publikum saß auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die vor der Gala wie die Filmstars den begeisterten Zaungästen am Roten Teppich Autogramme gab und zum Schluss die Goldene Lola für den besten Film überreichte.

Von der fröhlichen und hochschwangeren Barbara Schöneberger wurde die Jubiläumsgala mit ständigen Anspielungen auf ihren runden Bauch moderiert.

Der Deutsche Filmpreis ist mit fast drei Millionen Euro die höchstdotierte Kulturauszeichnung Deutschlands. Allein für den Siegerfilm gibt es 500.000 Euro. Bei den Fernsehzuschauern allerdings stieß die zeitversetzte ARD-Ausstrahlung der Gala auf mäßiges Interesse. Durchschnittlich gerade mal 2,16 Millionen Menschen wollten die Verleihung sehen.