Der Aufstieg der Avocado ist ungebrochen. Foto: Adobe Stock/sonyakamoz

Von der Wiederauferstehung des Gin Tonics bis zur urbanen Uniform der weißen Sneaker – wir erinnern an einige Trends und Phänomene des vergangenen Jahrzehnts.

Stuttgart - Wir erinnern an einige Trends und Phänomene des vergangenen Jahrzehnts. Heute aus den Rubriken Kulinarik und Mode.

Fast Food und Burger

Man kommt gar nicht mehr hinter her, was für kulinarische Trends es in den vergangenen zehn Jahren so gab: Superfood, Street Food, Casual Dining, Clean Eating, Ceviche, Cupcakes, Macarons und dann wurde gar das Brunch-Thema wieder cool gemacht. Wenn aber was übrig geblieben ist, dann sind es die Burger. Was war das für eine Burger-Bewegung – und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Da eröffnet schon wieder ein Burger-Bräter an der Ecke, und man fragt sich, wie es weiter geht mit dem Aufstieg der Burger. Sie sind im Establishment angekommen, kein Junkfood mehr, dass es nur bei den zwei bekannten Fast-Food-Ketten gibt. Das Verrückte: Alle Burger-Läden brummen, die Gäste wählen zwischen Buns (Brötchen), bekommen regionale Zutaten versprochen und dazu Pommes aus Süßkartoffeln. Verrückte neue Welt!

Und natürlich gibt es Burger als vegetarische und sogar vegane Variante. Da geht es dann nicht mehr nur um Gemüsebratlinge, die zwischen Brötchenhälften geklatscht werden, sondern um Ersatzprodukte wie etwa Beyond Meat, die wie Fleisch aussehen und schmecken sollen, aber eigentlich aus Erbsen sind. Der mediale Hype um Veganismus war und ist immer noch groß. Doch die Ernährung ohne tierische Produkte ist mehr als nur ein Trend, es ist eine Lebenseinstellung.

Craft-Beer

Bedeutet übersetzt so viel wie handwerklich hergestelltes Bier, ist seit Mitte der zehner Jahre – hier darf das Wortspiel sein – in aller Munde. Die Biere können nach Grapefruit duften, nach Litschi schmecken. Und sie werden dennoch nach dem deutschen Reinheitsgebot hergestellt, also mit nur vier Zutaten: Wasser, Hopfen, Malz und Hefe. Da ist kein Obst und kein Zusatz drin. Zumindest nicht bei den deutschen Craft-Bieren.

Sie sind das Gegengewicht zu den klassischen, etwas langweilig schmeckenden Fernsehbieren. Der Craft-Beer-Trend kommt aus Amerika. Dort experimentierten ein paar Verrückte, frustriert vom langweiligen amerikanischen Biermarkt, in Garagen und Kellern und entdeckten dabei Bierstile wie Pale Ale oder Stout.

Gin

Queen Mum wusste schon immer, was gut ist: mit Gin Tonic alt werden. In den zehner Jahren wurde das Getränk von den Hipstern wiederentdeckt. Nach Zeiten, in denen man Mojito, Wodka Lemon oder Caipirinha trank, hört man nun immer öfter an der Bar: „Einen Gin Tonic bitte.“ Das zu bestellen ist gar nicht mehr so einfach. Die Auswahl ist riesig, Preis- und Qualitätsunterschiede sind enorm. Gin ist wieder salonfähig. Die ursprüngliche Rezeptur des Gins stammt aus den Niederlanden und kommt im 17. Jahrhundert nach Großbritannien. Dort wird Gin zum Modegetränk, der Working-Class-Fusel entwickelte sich zum Gesöff der Upperclass. Viele der klassischen Marken gibt es nach wie vor. Wer vom Fach ist, kennt natürlich einen ganz exquisiten Wacholderschnaps, dessen Kräuter auf den Faröern gepflückt wurden.

Die Raubkatzen-Optik

Was man zunächst für eine sehr schlechte Laune der Designer hielt, ist seit Jahren nicht tot zu kriegen: das Raub- und Wildtiermuster. Leopard, Zebra, Schlange oder Tiger – irgendeinem Viech begegnet man immer. Langsam hat sich der Trend zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts noch relativ unauffällig über Handtaschen, Bademode und Halstücher herangepirscht, schlich und schlängelte sich weiter auf Oberteile und Hosenprints, um sich zuletzt vollkommen schamlos und aufdringlich auf billige Kunstpelzmäntel zu stürzen oder den Tiger auf den Midi-Röcken des Sommers zum Leben zu erwecken.

Herdenanführer: der Leopard. Schrieb man das Muster einst eher der Spezies der stark geschminkten, mit Klunkern behangenen, meist schon etwas ältlichen Damen zu, trägt es heute die hippe Werberin ebenso freimütig wie die Versicherungsangestellte. Ein weiteres Indiz für den Zeitgeist, in dem als geschmacklos oder gar ordinär Verrufenes durch ironische Überspitzung plötzlich hip wird.

Athleisuretrend und Rucksackfieber

Outdoormode und Funktionskleidung boomt. Ebenso der Athleisuretrend, das alltagstaugliche modische Dreigestirn aus Jogginghose, Hoodie und Sneakern. Dazu passt das Phänomen, dass seit einigen Jahren viele Menschen mit kleinen bis mittelgroßen bunten Rucksäcken herumlaufen. So lange wie das Modell Kånken der Marke Fjällräven haben sich weder Jute- noch Turnbeutel im Trendbewusstsein gehalten. Kommt aus Schweden, und alles von dort finden die Deutschen cool.

Leichte Daunenjacken

Sieht man Japanerinnen auf der Straße, haben sie oft einen auffälligen, witzigen, individuellen Kleidungsstil. Ausgerechnet die japanische Modekette Uniqlo brachte 2009 eine unauffällige Uniform für die Massen auf den Markt: das „Ultra Light Down Jacket“. Eine figurbetonte, ultradünne und zusammenknautschbare Daunenjacke, die trotzdem warm hält. Minimalistisch und funktional: Die Steppnähte sollen das Zusammenkleben der Daunen verhindern. Auch viele andere Marken haben die „ULDs“ im Sortiment, und auf den Straßen bietet sich seit Jahren ein ziemlich durchgesteppter Anblick.

Neben den ULDs halten sich die Michelinmännchen-Jacken: je dicker, desto besser, inzwischen auch gerne im Oversize-Look. Hip ist, wer aussieht wie eine unförmige Daunentonne. Wie der Trend mit der Klimaerwärmung zusammenpasst, bleibt rätselhaft. Vermutlich steckt dahinter eine subtile Sehnsucht nach früheren Zeiten als die Pole noch nicht am Schmelzen waren und es noch echte Winter gab.

Sneaker

Eine Spielart des Sneakertrends hat in den vergangenen Jahren alles überblendet: die Farbe Weiß. Egal ob Reebok, Vans, New Balance, Converse oder Vejas und egal ob an den Füßen von Büromenschen, Studenten oder Spielplatzmamas – Weiß war das neue Schwarz. Auch der Einstieg des US-Hip-Hop-Moguls Kanye West ins Sneakergeschäft vor rund zehn Jahren bescherte dem Markt einen Hype, erst bei Nike, dann bei Adidas mit der Yeezy-Linie. Aktuelle Version: der Sneaker Yeezy Boost 360.