In Trient mediterranes Ambiente genießen, zwischendurch eintauchen in einen der kristallklaren Bergseen: kein Problem in der italienischen Alpenregion. Diese Seen locken. Alternativen zum Gardasee.
Trient wird im Gegensatz zu anderen italienischen Städten oft unterschätzt. Dabei versprüht die vor weit über 2000 Jahren von den Kelten gegründete und später den Römern eroberte Stadt mit ihren Piazzas und Gassen, den Palästen und Prachtbauten wie etwa der Castello del Buonconsiglio mindestens ebenso viel mediterranes Ambiente wie das nahe gelegene, aber oft überlaufene Verona.
Trentino und das Wasser
Lange, bevor die deutschen Kaiser im Mittelalter vor ihrer Krönung in Rom hier entlang schritten, hatten die Römer die strategische Lage der Stadt im Etschtal erkannt. Ausgrabungen unter der Altstadt haben ein ausgeklügeltes Kanalsystem des antiken Tridentum – so der lateinische Name von Trient – zutage gefördert.
Bis heute ist der Wasserreichtum der Grundstein des Reichtums der Region. Seit dem Zweiten Weltkrieg wird mit Wasserkraft Strom erzeugt, der bis heute andere Landesteile mit Strom versorgt. Auch mit dem Tourismus ist Wasser eine Verbindung eingegangen.
Über 300 Seen zählt man im Trentino. Die Region wird gerne als Klein-Finnland bezeichnet, allerdings bereichert durch die atemberaubende Kulisse der Dolomiten.
Wer dem Trubel des Gardasees, der verwaltungstechnisch zu Trient, Verona und Brescia gehört, entfliehen möchte, entdeckt unweit viele andere Bade-, Angel- und Sportmöglichkeiten. Die für Besucher wichtigsten Seen in Kurzporträts.
Wind und Nebel: Lago Toblino und Lago di Cavedine
Rund zwanzig Autominuten von Trient, auf der anderen Seite des Hausbergs Monte Bondone, entfaltet das Valle dei Laghi, das Tal der Seen, seinen Charme. Der vielleicht schönste See des Tals ist der Lago Toblino mit seiner romantischen, oftmals von Nebel umhüllten Burg aus dem 16. Jh., die auf einem Felsvorsprung thront und immer wieder als Filmkulisse dient.
Geschützt von den Bergen herrscht hier ein angenehmes Mittelmeerklima. Auch die Vegetation ist mediterran: Auf der einen Seite geht es vorbei an Weinreben und Steinmauern, aus denen Feigenbäume sprießen. Auf der anderen Seite wachsen Platanen und Zypressen, durch die der See schimmert.
An den Hängen gedeiht die autochthone Nosiola-Rebe. Die Einheimischen nennen das Tal der Seen auch Tal des Windes, weil hier ab den Mittagsstunden die sogenannte Ora zirkuliert, ein Warmluftkanal, der Luft vom Gardasee in Richtung Norden bläst.
Vom Wind profitieren auch die Wassersportler, insbesondere die Surfer am Lago di Cavedine, der direkt hinter dem Lago Toblino liegt. Schroffes Felsmassiv spiegelt sich im Wasser. Baden kann man nicht nur im See, sondern auch im Sarca-Fluss, der im Norden den See verlässt und später in den Gardasee mündet. Ein schöner Badeplatz ist unter der römischen Brücke beim kleinen Ort Ceniga südlich des Lago di Cavedine.
Kurios und waldig: Lago di Lamar
Am anderen Ende des Valle dei Laghi liegt einer der wohl der kuriosesten Seen des Trentino, der kleine Lago di Lamar. Er sieht aus wie ein Spiegel umgeben von bewaldeten Felsen. Der grasbewachsene Strand ist im Sommer besonders bei Familien beliebt.
Der umliegende Bergwald ist ein Schutzgebiet für Fledermäuse. Wenn man den Warnschildern glauben darf, zieht die Abgeschiedenheit des Sees auch Bären an. Die ersten Exemplare wurden vor 25 Jahren in den Dolomiten ausgewildert.
Schöne Wiege des Tourismus: Lago di Molveno
Auf über 800 Metern Höhe liegt er, und schon bei der Anfahrt sieht man sein smaragdgrünes Wasser schimmern. Der Lago di Molveno liegt eingebettet zwischen den Brenta-Dolomiten und dem Paganella-Bergmassiv. Und er wurde mit seinen weitläufigen Uferwiesen und weißen Kiesstränden schon mehrmals, zuletzt im Jahr 2024, zum schönsten See Italiens gekürt. Zum Schutz des glasklaren Wassers sind nur Elektroboote erlaubt.
Der Molveno-See und der gleichnamige Ort bildeten einst die Wiege des Trentino-Tourismus. Im Jahr 1900 wurde das erste Hotel gebaut, damals kamen vor allem Bergsteiger, die den 2339 Meter hohen Croz dell’Altissimo bezwingen wollten. Heute kann man bis auf 1500 Meter mit der Seilbahn fahren.
Der See ist bis zu 120 Meter tief, daher steigt die Wassertemperatur selbst im August nicht über 21 Grad. Eine zweistündige Wandertour rund ums Gewässer führt zu einer römischen Brücke, die sich mittlerweile hinter dichter Vegetation versteckt. Vorbei kommt man auch an fünf kleinen Festungsanlagen, die den Vormarsch von Napoleons Armee abhalten sollte, der zuvor südlich von Trient die österreichische Armee besiegt hatte.
Heilsam und am wärmsten: Lago di Levico und Lago Caldonazzo
Ebenfalls mit 20 Kilometern nicht weit von Trient entfernt liegt der Lago di Levico, auch bekannt für seine Therme im Dorf Vetriolo am Berg. Das Heilwasser kommt aus einer Höhe von 1500 Metern. Der österreichische Kaiser Franz Josef I. erhob die „Levico Terme“ im Jahr 1894 zur Stadt, denn zu dieser Zeit war die Gegend noch Teil der österreich-ungarischen Monarchie. Schon damals wurden Flaschen mit Heilwasser nach Berlin und Moskau geliefert.
Während der Lago di Levico an seinem Südostufer zwar auch Badestrände bietet, ansonsten aber eher unzugänglich ist, ist der Nachbarsee, der Lago Caldonazzo, der Haus-See der Trienter. Hier, am größten Badesee im Trentino, gibt es die meisten Campingplätze.
Levico- und Caldonazzo-See gehören zu den wärmsten Badeseen der Alpen und sind durch unterirdische Höhlen miteinander verbunden. Den besten Blick auf beide Seen hat man von der Ortschaft Tenna aus, wo viele reiche Trienter einen Zweitwohnsitz haben.
Kreisrund und türkisblau: Lago di Tenno
Fast kreisrund und eingebettet von Bergen ist der kleine, türkisblaue Bergsee Tenno oberhalb der vielbefahrenen Uferstraße des Gardasees. Vom nahe gelegenen mittelalterlichen Dorf Canale di Tenno, in dem viele Künstler leben und das zu den schönsten Italiens zählt, hat man auch einen guten Blick auf das so bekannte, wie vor allem im Sommer überlaufene Nordufer des Lago di Garda.