Alles so schön bunt hier – der Frühling ist da, braucht aber jede Menge Wasser. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der erste Frühlingsmonat startet mit mit ordentlich Regen und endet mit staubigen Wegen. Fast schon Routine – es war auch zu warm und zu sonnig.

Stuttgart - Der März ist ja meist ein recht angenehmer Geselle, so nach dem Motto: Man sollte sich zwar ums Gärtle im Allgemeinen und die Frühblüher im Besonderen, um das eingemottete Motorrad oder die verdieselten Fenster kümmern, scheitert aber leider am Wetter, das zwar nicht mehr richtig Winter, aber eben auch nicht wirklich Frühjahr ist. Andere Vorsätze wie das Fasten oder die finale Entsorgung der skelettierten Christbaumruine auf dem Balkon fallen zudem der Antriebslosigkeit zum Opfer, die man Frühjahrsmüdigkeit nennt.

Vor einem Jahr war der März bitterkalt

Zumindest war das einmal so im Monat März. Der Klimawandel führt aber dazu, dass die Frühjahrsmüdigkeit bereits Mitte Januar ein- und Ende Februar dann wieder aussetzt. Ein Märzwetter, in dem man tatsächlich noch die Winterreifen braucht oder morgens um Sieben mit der Schneeschippe raus muss, gab es vermehrt noch in einer Zeit, als die Männer lange Haare, die Jeans einen Schlag und die Fahrräder Bananensättel hatten. Bevor Proteste kommen – der Klimawandel war 2018 im März tatsächlich nicht spürbar, da war der erste Frühlingsmonat spätwinterlich mit Schneedecke am 18. des Monats in der Stadt und mit bis zu minus neun Grad.

Kein Schnee und auch kaum Frost

Von kalten Verhältnissen wie vor einem Jahr war der März 2019 allerdings sehr weit entfernt. Die an der Station des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Schnarrenberg gemessene Durchschnittstemperatur von 8,3 Grad lag exakt um drei Grad höher als das vieljährige Mittel von 5,3 Grad. Frosttage mit Temperaturen unter null Grad gab es gerade zwei, zehn wären ein normaler Durchschnittswert. Und Eistage, also 24 Stunden ohne dass das Thermometer über null Grad steigt, gab es überhaupt keine. Normal wäre für März zumindest einer gewesen. Kurzum - das Wetter war zwar geeignet, dass man bei der Bundeswehr schon früher auf kurze Unterhosen umstellt und auf den Balkonen der Stadt von Zivilisten Grillensembles in Stellung gebracht werden. Das Angrillen von zwei Roten bei 800 Grad auf den drei Quadratmetern Grillfläche eines amerikanischen Megagrills gehört mittlerweile zum März wie die Umstellung auf die Sommerzeit. Jeder tut es, aber keiner weiß so genau, warum. Weit über dem Schnitt präsentierte sich auch die Sonne, die knapp 175 Stunden gemütserheiternd über die Stadt strahlte, was stolze 141 Prozent des Durchschnitts ist und mutmaßlich die Verkaufszahlen für Sonnenmilch und Enthaarungscremes für stilsichere, männliche Rennradfahrer stark hat ansteigen lassen.

Die Natur braucht noch mehr Wasser

Statistisch zu warmes und zu sonniges Wetter begleitet uns ja mit kurzen Unterbrechungen in der Stadt schon sehr lange. Da war es gut, dass der März zumindest nicht auch noch zu trocken war. Mit gut 42 Litern pro Quadratmeter präsentierte sich der dritte Monat auf dem Schnarrenberg knapp über dem Schnitt von 39 Litern (106 Prozent). Nachdem auch der Januar zu nass war und das mit knapp 180 Prozent Regenmenge sogar extrem, ist das Wetter in Stuttgart in dem Punkt auf einem guten Weg , die extreme Trockenheit des Jahres 2018 ein wenig zu dämpfen. Wirklich glauben kann man das allerdings beim Blick nach draußen nicht. Nachdem es am 18. März zum letzten Mal nennenswert geregnet hat, sind die Böden schon wieder staubig und trocken. Freunde des gemeinsamen Fahrradputzens sind zur Untätigkeit verdammt, weil der Bock sauber bleibt. So verzweifeln Legionen Männer an für sie sinnentleerten Samstagen. Zum Ausgleich streicht die gesamte Familie bereits zum sechsten Mal den Holzzaun mit Lasur, was aber eine gepflegte Felgenreinigung nicht mal im Ansatz ersetzen kann. Manche trösten sich auch mit dem dritten Zündkerzenwechsel beim Rasenmäher, der aber wegen der aktuellen Trockenheit auch nicht gebraucht wird. Das Gras möchte einfach noch nicht so richtig wachsen. Aber hier ist Abhilfe in Sicht. Von Mittwoch an soll es unbeständig werden und auch mal wieder regnen. Vielleicht sogar viel. Hurra.