Sorgt für viele positive Schlagzeilen mit seinen Weinen: Jungwinzer Michael Maier Foto: Gottfried / Stoppel

Das Wein-Quartett stellt jede Woche einen Wein vor, heute ist Remstal-Kenner Harald Beck an der Reihe mit einem Silvaner vom jungen Schwaikheimer Winzer Michael Maier. Der ist zwar halbtrocken, aber verdammt gut gemacht.

Stuttgart - Zugegeben – vor gut einer Woche war mir noch nach Glühwein mit Tendenz kräftig rot. An die 20 Zentimeter Schnee auf dem Stückle am Remstalhang, minus zehn Grad im Winter ohne echtes Skifahren. Immerhin: Die Abfahrt vom Karlstein hinunter bis zum pandemiebedingt verwaisten Endersbacher Käppelesbesen hat zum ersten Mal seit gut zehn Jahren wieder problemlos geklappt. Jetzt allerdings ist der Schnee weg aus dem Remstal, das Thermometer nähert sich frühlingshaften 20 Grad, da darf es nach eher frustbetonten Rotweincuvées wie „Lockdown“ oder der aktuell beim örtlichen Edellebensmittler angebotenen Sonderabfüllung „Impfstoff“ doch mal wieder was leicht optimistisch Weißes sein. So zum Vorgefühl auf sommerliche Temperaturen und die bis dahin erhoffte pandemiefreiere Leichtigkeit. Ein Schluck Hoffnung halt.

Der Silvaner hat im Hause Maier Tradition

Im Hause Maier in Schwaikheim hat man für diese Zwecke den guten alten Silvaner gleich in allen drei Stufen der hauseigenen Qualitätspyramide parat. Die Sorte, die bis in die 1970er Jahre in Deutschland mit gut 30 Prozent Flächenanteil die meistangebaute Rebsorte war. Heute sind es noch knapp fünf Prozent, vor allem in Rheinhessen und in Franken. Württemberg weist gerade noch knapp 100 Hektar vom einst so geschätzten – sorry, jetzt wird’s anrüchig – mildfruchtigen „Büchsenöffner“ auf. Dem Einwanderer aus Österreich – so viel zur Ehrenrettung – soll der römische Waldgott Silvanus als Namensgeber Pate gestanden haben.

Der schlichte und bei gut zehn Gramm Restzucker nicht ganz trockene Silvaner im Maier’schen Gutsweinsegment ist gradlinig, leicht, aber durchaus mit gewissem cremigem Schmelz versehen. Echter Silvanerduft mit Birne und Obstblüte im Bukett, das riecht auch nach Frühling. Allerdings wird der Spargel zur Begleitung noch etwas auf sich warten lassen.

Das Urteil der Weinrunde

Kathrin Haasis  An diesem Silvaner gibt es rein gar nichts auszusetzen. Er hat ein interessantes Bukett aus reifem Apfel und Thymian, angenehm wenig Alkohol und ist vollmundig. Aber diesen Geschmack erzielt man nur mit einer gehörigen Portion Restsüße.

Holger Gayer  Ein wirklich sauber gemachter, sehr klarer Silvaner. Die Kräuternoten sind herrlich animierend. Man muss nur aufpassen, dass einem der Wein im Glas nicht etwas erwärmt, denn dann wird er fast ein bisschen bäbbig.

Michael Weier  Ausgerechnet der Kollege, der vor einer Woche über die Süße meines Lockdown-Weins gelästert hat, schwärmt nun vom halbtrockenen Silvaner. Kräuter, Quitte, oxidierter Apfel: der Tropfen ist vielschichtig – mir aber etwas zu süß.

Der Service zum Wein

Silvaner 2019, 5,70 Euro, Weingut Maier, Schwaikheim. Telefon 0 71 95./ 55 65.

www.maier-weingut.de