Das Craft Beer Festival fällt dieses Jahr aus, Thorsten Schwämmle vom Kraftpaule feiert dennoch das fünfjährige Bestehen – mit einer Online-Bierprobe. Foto: factum//Granville

Das Wein-Quartett stellt jede Woche einen Wein vor, heute ist Stuttgart-Expertin Kathrin Haasis dran. Mit einem ganz speziellen Getränk: Die Jungs von Kraftpaule haben gemeinsam mit dem Winzer Christoph Kern einen Riesling Bock gebraut. Der verdammt gut schmeckt.

Stuttgart - In meinem Kleiderschrank steht eine Gallone Bier. Wobei es sich momentan noch um eine Vorstufe davon handelt. Erst in drei Wochen zeigt sich, ob das Experiment geglückt ist. Der Mann hat gebraut. So etwas machen Männer heutzutage: Lachs räuchern und Bier brauen. Meiner hat sich das Bierbrauset zum Geburtstag gewünscht und es dann gefühlte fünf Jahre lang verstauben lassen. Das Brauen ist nämlich ein ganz schönes Geschäft – angefangen beim Desinfizieren der Gerätschaften.

Der Mann braut selbst Bier

Aufgrund familiären Drucks im Lockdown hat der Mann sich jetzt doch aufgerafft, das Experiment anzugehen. Egal, was dabei am Ende herauskommt: Es zeigt von Anfang an, was für ein schönes Naturprodukt Bier ist. Wasser, ein Sack Getreide, etwas Hopfen und Hefe und für die Flaschengärung noch Honig – mehr steckt nicht drin. Alles zusammenzuwerfen macht mindestens so viel Spaß wie Kochen oder Brotbacken und lässt einen die Bezeichnung Craft Beer umso besser nachvollziehen. Kein Wunder, dass Mikrobrauereien geradezu aus dem Boden schießen: Ihre Zahl hat sich in Deutschland seit dem Jahr 2005 von 500 auf 900 nahezu verdoppelt.

Kraftpaule feiert trotz Lockdown

Einer der Stuttgarter Craft Beer-Pioniere feiert nun schon sein fünfjähriges Bestehen. Kraftpaule lädt am 20. März zu einem Online-Fest mit Biertasting ein. Als „die Rückbesinnung auf das Ursprüngliche“ hat Thorsten Schwämmle, einer der Brauereigründer, mal den Trend Craft Beer beschrieben. Zum Anstoßen eignet sich für Leser dieser Kolumne besonders gut der Helle Riesling Bock. Dafür wurde „das Beste aus der Welt der Winzer und Brauer zusammengebracht“: Ein leichtes Bockbier wird dafür mit Rieslingtraubensaft vom Weingut Kern und Hefe nach Art der Champagne nachvergoren. Das Ergebnis hat zwar 7,7 Prozent Alkohol, wirkt aber frisch und spritzig wie ein Weißwein und prickelt fast wie Champagner.

Das Urteil der Weinrunde

Harald Beck Grundlegend bin ich nach wie vor der Meinung: Bier oder Wein. Dieses leicht-fruchtig belebte Bock kann man trinken, geschmacklich bleibt es aber aufgefrischtes Starkbier. Interessant, aber aus Trauben sollte man Wein machen.

Michael Weier Bier und Wein, das ist fein. Unglaublich, wie es Brauer und Winzer gelungen ist, so ein Getränk zu kreieren. Trotz 7,7 Volumenprozent Alkohol ist der Riesling-Bock frisch und spritzig und zudem herrlich fruchtig.

Holger Gayer Ich hatte echt Angst: Ein brachialer Bock auf dem Etikett, dann die Mischung aus Riesling und Bier – was soll das nur werden? Ein frisches Getränk ist es geworden: Bier mit einem Riesling-Upgrade, das echt Laune macht.

Der Service zum Bier

Heller Riesling Bock
, 4,50 Euro für 0,33 Liter, Kraftpaule, Neckarstraße 132, Stuttgart, www.kraftpaule.de, erhältlich zum Beispiel noch beim Edeka im Gerber.