Chardonnay-Fans seit ihrem Praktikum in den Vereinigten Staaten: Wiebke und Tobias Hirschmüller Foto: (c) by Anna Günther/Anna Günther

Das Wein-Quartett stellt jede Woche einen Wein vor, heute ist der Unterland-Spezialist Holger Gayer an der Reihe mit einem großartigen Chardonnay von zwei jungen Winzern, die sich in Kalifornien in diese Rebsorte verliebt haben.

Stuttgart - Eines meiner Lieblingslieder stammt von Alanis Morisette. In „Ironic“ beschreibt die kanadische Sängerin, wie es ist, wenn’s an deinem Hochzeitstag regnet, wenn ein 98-jähriger Kerl im Lotto gewinnt und einen Tag später stirbt, wenn eine schwarze Fliege in deinem Chardonnay schwimmt. So veräppelt fühlte ich mich, als ich durch die französische Chardonnay-Hochburg Meursault spaziert bin – in der Erwartung, tolle Weißweine zu probieren. Jedes einzelne Weingut war zu, manche montierten sogar Schilder, die darauf hinwiesen, dass hier nix zu erben sei. Am Abend sagte mein Vermieter, dass die Winzer aus Meursault praktisch ihre gesamte Ernte nach China und in die USA exportierten. Für Einheimische und Urlauber gäb’s da nichts: „Die haben wegen Reichtums geschlossen.“ Stattdessen schickte er mich ins Nachbardorf Saint-Romain. Seither weiß ich, wie der beste Chardonnay schmeckt, den ich mir in Frankreich leisten kann.

Ein Tropfen wie aus dem Burgund

Neulich hatte ich ein Déjà-vu. Mit einem ganz einfachen Chardonnay aus Lauffen am Neckar. Wiebke und Tobias Hirschmüller sind ein ungewöhnliches Paar, sie Hannoveranerin, er Unterländer, beide Önologen, Weißwein- und Sektliebhaber, mutige Weingutbesitzer. „Während unseres Praktikums in Kalifornien haben wir Chardonnay kennen und lieben gelernt“, sagt Tobias Hirschmüller. Seit 2013 haben sie die Sorte auf einem Hektar. Und, ganz ehrlich: Ihr 2019er ist super. Er ist würzig, duftet nach Pfefferminz, Melone, Mango, Kiwi. Er hat einen herrlichen Schmelz und bleibt trotzdem schlank. Tobias sagt, dieser Chardonnay sei aktuell Wiebkes Lieblingswein. Das verstehe ich.

Das Urteil der Weinrunde

Harald Beck Wie würde der Schwabe sagen? An Haufa Wei fürs Geld. Mit seiner Vielschichtigkeit spielt dieser Chardonnay in einer gehobenen Liga.

Kathrin Haasis Das Bouquet ist nicht so mein Fall, da stört mich die Hefenote ein bisschen. Aber im Mund ist der Wein sehr rund mit schönem Schmelz.

Michael Weier Ein sehr schöner Wein für wenig Geld, sehr würzig und angenehm. Davon sollte man sich ruhig ein paar Flaschen in den Keller legen.

Der Service zum Wein

Der 2019er Chardonnay
ist Teil des Weinpakets, das Sie zur Online-Weinprobe mit dem Weingut Hirschmüller am 24. Februar bestellen können. Unter https://abo.stuttgarter-zeitung.de/Produktwelt/Veranstaltungen/