Hundstage im Juli – da braucht es schon eine Abkühlung. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Juli 2018 brachte Stuttgart schönstes Sommerwetter. Nur ab und zu Regen fehlte zum perfekten Glück. Und der soll auch in absehbareer Zeit nicht kommen.

Stuttgart - Was für ein Juli: Sonne satt, lange Zeit warm, nur ganz am Ende auch zu heiß. Eigentlich konnte man den kompletten Monat mit einem Lächeln abends Eiswürfel in einen Sommerdrink kippen (bitte nicht in Wein, nicht mal in Rosé, danke!), an Badeseen lümmeln oder sonst wie den Sommer genießen.

Allen recht machen konnte es der Super-Juli aber trotzdem nicht. Manchen war es zu heiß, vielen zu trocken. So stürzt der bereits extrem lange Sommer zum Beispiel Legionen von Gartenbesitzern in eine tiefe Sinnkrise. Da steht er nun, der neue und sündhaft teure Rasenmäher mit Turbo-Grasfang-Modul, und das Wiesle verbrennt lieber von ganz alleine, statt brav zu sprießen und sich alle fünf Tage gefälligst mähen zu lassen. Jetzt noch rasch umzusatteln und sich im Baumarkt in die komplizierte Welt der Viereck-, Kreis- oder Segment-Rasensprenger einzuarbeiten kostet Zeit und Geld – und am Ende kann man den Nachbarn nicht mal mehr mit einem LED-Rasensprinkler mit Lichtspiel in Regenbogenfarben (gibt es wirklich) beeindrucken, weil es vielleicht doch mal wieder von oben regnet. Auch wenn außer einigen Gewittern nichts in Sicht ist.

Die Hitze kam mit den Hundstagen

Natürlich klagten einige über die Hitze, wobei Uwe Schickedanz vom Deutschen Wetterdienst (DWD) dazu sagt: „Extreme Hitze war zumindest in Stuttgart den ganzen Sommer kaum ein Thema.“ Und auch im Juli nur zum Schluss. Es gab neun sogenannte heiße Tage mit Temperaturen über 30 Grad. Am 24. Juli begann mit den Hundstagen auch hier die Hitze, wobei der Ausdruck nichts mit Vierbeinern, sondern dem Sternbild Großer Hund zu tun hat.

Am letzten Tag des Monats wurde mit 35,1 Grad der heißeste Tag des Jahres gemessen, aber das war mit dem 30. Juli (34 Grad) ein Ausreißer nach oben. Wirklich extrem ist anders. Zum Vergleich: Der Rekord für Juli liegt in Stuttgart bei 37,9 Grad (5. Juli 2015). Im gleichen Jahr kletterte am 9. August das Thermometer auf 38,8 Grad, der nach wie vor gültige Höchstwert für die Stadt. Dagegen war der aktuelle Juli zwar heiß, aber eben nicht extrem.

2006 schwitzten die Stuttgarter noch mehr

Insgesamt kommt der Monat auf eine Durchschnittstemperatur von 22 Grad, das sind stolze 3,6 Grad mehr als das langjährige Mittel von 18,4 Grad und Platz fünf in der Rangliste der wärmsten Julis. Aber es geht schon noch heißer: 2006, im Jahr des „Sommermärchens“, schwitzten die Stuttgarter bei einer Durchschnittstemperatur von 23,7 Grad. Dass dieser Juli gefühlt als sehr heiß aus dem Rennen geht, liegt natürlich auch an der Sonne. 303 Stunden (Durchschnitt: 238 Stunden) ungehinderter Sonnenschein sind natürlich eine Hausnummer. Der lange Zeit wolkenfreie Himmel sorgte aber nicht nur für einen ungehinderten Blick auf die Mondfinsternis, sondern auch für eine Abkühlung auf unter 20 Grad in allen Nächten. Den größten Anteil am Bild eines Jahrhundertsommers haben aber seine lange Dauer und vor allem die Trockenheit.

Ein Ende der Trockenheit ist nicht in Sicht

„Den letzten Landregen gab es im Januar“, sagt der DWD-Wetterexperte Schickedanz. Der aktuelle Juli brachte es an der DWD-Station Schnarrenberg nur auf 51,4 Liter Regen pro Quadratmeter, das sind gut 81 Prozent des langjährigen Mittels. Und andernorts war es noch deutlich weniger. Auf dem Flughafen wurden nur mickrige 25,3 Liter gemessen – das nennt man dann staubtrocken. Den großen Unterschied beim Regen machen kleinzellige Gewitter, bei denen zwischen Wassermassen und nur ein paar Regentropfen oft nur sehr kleine Distanzen liegen. Ein Beispiel: Der Stuttgarter Obstbauer Jens Bauer maß am 4. Juli bei einem Unwetter mit Hagel in seiner Obstanlage in Bad Cannstatt 60 Liter Regen. Nicht weit entfernt am Schnarrenberg waren es zur gleichen Zeit nur zwölf Liter.

Ein Ende der Trockenheit ist für Stuttgart zumindest für die nächsten Tage nicht in Sicht. Es gibt auch langfristige Prognosen, die bei aller Unsicherheit auch die kommenden 14 Tage außer vielleicht einem kurzen Schauer oder Gewitter kein Wasser von oben sehen. Ganz schlechte Zeiten für den neuen Rasenmäher.