Die Büchereichefin Gudrun Fuchs (links) und die Kuratorin Renate Luxemburger bereiten gerade das Literaturfestival vor, das Anfang November beginnt. Foto:  

Dieses Jahr feiert die Esslinger Lesart den 25. Geburtstag. Zu den Gratulanten zählt auch die Nobelpreisträgerin Herta Müller.

Esslingen - Herta Müller war die Entdeckung der Lesart 2009, weil kurz vor ihrem Auftritt bekannt geworden war, dass sie den Nobelpreis für Literatur erhalten würde. Dieses Jahr feiert das Esslinger Festival den 25. Geburtstag, und wieder sind es große Namen, die das Festival schmücken – unter anderem auch der von Herta Müller. Sie wird am Donnerstag, 7. November, in der Württembergischen Landesbühne einen Gedichtband vorstellen. Es sind lyrische Collagen aus ihrer Emigrationszeit, die sie anstelle von Postkarten an ihre Freunde und Verwandten geschickt hat. „Es ist unglaublich spannend, wie sie Wörter und Sätze dekonstruiert“, sagte Renate Luxemburg von der Stadtbücherei Esslingen, die auch in diesem Jahr mit Bettina Langenheim für das Programm zuständig ist.

Rafik Schami: Die geheime Mission des Kardinals

Ob Nobelpreis oder Büchnerpreis, inzwischen sind es viele Preisträger geworden, die nach Esslingen gereist sind. Nicht nur das Ambiente der Stadt, auch die Betreuung durch die Stadtbücherei hat sich in der Szene herumgesprochen. Bekannte Autoren wie Christoph Ransmayr, Felicitas Hoppe und Wolfgang Schorlau zählen zu den Stammgästen der Lesart.

Neben Herta Müller dürfte wohl Rafik Schami der bekannteste deutschsprachige Belletrist sein, der zur kommenden Lesart vom 7. bis 24. November nach Esslingen anreist. Am Sonntag, 17. November, liest er in der Württembergischen Landesbühne aus seinem Buch „Die geheime Mission des Kardinals“, das tief in die Bruchzonen der syrischen Gesellschaft führt.

Unter den Sachbuchautoren sticht sicher Deniz Yücel hervor, der am Samstag, 16. November, um 19 Uhr in der Druckhalle des Bechtle-Verlags in der Zeppelinstraße liest. Der „Welt“-Korrespondent erzählt von seinem Jahr im Gefängnis in der Türkei, von Einzelhaft und Schikanen und davon, wie ihm seine Frau Rückhalt gab und wie er dank der Unterstützung seiner Anwälte, seiner Zeitung und der Diplomatie freikam. Doch ist er nicht der einzige bundesweit bekannte Journalist, der in Esslingen auftritt. Der „Spiegel“-Kolumnist und Blogger Sascha Lobo stellt sein neues Buch „Realitätsschock“ vor. Er tritt am 26. November im Kronensaal der Kreissparkasse auf.

Mit Sascha Lobo in den Realitätsschock

Das genaue Programm der Lesart mit allen Terminen und Uhrzeiten steht noch nicht fest. Gerade bastelt Renate Luxemburger an der Festveranstaltung zum Auftakt des Festivals. Im alten Rathaus gibt Rosens Lyrik Salon ein Gastspiel mit vielen bekannten Esslinger Wortspielern und Wortkünstlern. Andreas Roos lädt auch zum Mitmachen ein. Neben dem Lyrik-Workshop gibt es ein Seminar zur Kalligrafie und zum Buchbinden, womit sozusagen alle Schritte vom Text zum Buch unter einem Dach versammelt wären. Anschließend diskutiert der Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss mit Florian Höllerer vom Stuttgarter Literaturhaus über die Literatur des 21. Jahrhunderts.

Schritt für Schritt, so die Bücherei-Chefin Gudrun Fuchs, habe sich die Lesart zu der großen Veranstaltung entwickelt, die sie jetzt darstellt. Und das aus kleinen Anfängen als Veranstaltung des Bertelsmann-Buchclubs. Ein Grund für die gesunde Entwicklung in den vergangenen 25 Jahren sind sicherlich auch die großen internationalen Autoren, die immer wieder nach Esslingen gekommen sind und wichtige Impulse ins Literaturleben der Stadt und des Landes gebracht haben, wie T. C. Boyle und Swetlana Alexijewitsch.

Nicht unterschätzen darf man die vielen Lesungen in Schulklassen und die Kinderbuchautoren, die den literarischen Nachwuchs fördern. Apropos: Paul Maar, der Schöpfer des Sams, kommt am 9. November ebenfalls zur 25. Lesart. Natürlich ein Samstag.