Eine Szene aus dem Film „Das Leben des Brian“, der an Karfreitag gezeigt werden soll Foto: KPA

Die Giordano-Bruno-Stiftung will am Karfreitag die Jesus-Satire „Das Leben des Brian“ in der Alten Kanzlei zeigen, darf aber nicht. Gegen die Ablehnung der Stadt läuft ein Widerspruch.

Stuttgart - Schau immer auf die helle Seite des Lebens. Eigentlich ein schönes Motto. Im besonderen Fall verletzt es jedoch die Gefühle vieler Christen. Denn die englische Originalübersetzung („Always look on the bright Side of Life“) stammt aus dem Monty-Python-Film „Das Leben des Brian“, den die Giordano-Bruno-Stiftung am Karfreitag in der Alten Kanzlei aufführen will. Im Film wird dem am Kreuz hängenden Brian, der gegen seinen Willen als Messias verehrt wird, jener Lied-Refrain zugesungen.

Die evangelische Prälatin Gabriele Arnold, die in der Stiftskirche predigt, hat dafür nur ein Wort: „Geschmacklos.“ Damit ist sie auf einer Linie mit Stiftspfarrer Matthias Vosseler. Denn für die Protestanten sei der Karfreitag wegen des Kreuztodes Jesu der wichtigste Feiertag im Jahr. Arnold: „Der Tod Christi nimmt uns die Schuld.“ Von daher ist sie auch „irritiert“, dass sich die Alte Kanzlei als Nachbar zur Stiftskirche als Veranstaltungsort hergegeben habe.

Alte Kanzlei in der Zwickmühle

Inzwischen müssen sich die Christen der Stadt etwas weniger Sorgen machen. Nachdem der Eventmanager der Alten Kanzlei, David Vlachakis, die Dimension der Sache durchschaut hatte, stornierte er die Raumvermietung für eine Filmvorführung von „Das Leben des Brian“ zunächst. Allerdings könne man den Raum gerne für andere Zwecke nutzen. Das wiederum bringt Werner Koch von der humanistischen Stiftung in „echte Schwulitäten“. Für ihn sei es jetzt sehr schwer, kurzfristig einen anderen Veranstaltungsort zu finden. Zumal die Nähe der Alten Kanzlei am Schlossplatz ideal für seine Zwecke gewesen sei. Denn vor der Filmvorführung (20 Uhr) findet auf dem Schlossplatz eine Tanzdemo statt. „Wir werden eventuell nur einen Vortrag halten, falls die Stadt das Verbot aufrechterhält“, sagt Koch. Mit der Aktion wollen die Humanisten „gegen diesen durch das Feiertagsgesetz zementierten Anachronismus in unserer säkularen Gesellschaft“ protestieren. „Wir, zusammen mit den inzwischen mehr als 50 Prozent Konfessionsfreien in Stuttgart, wollen uns nicht mehr vorschreiben lassen, wie wir solche Feiertage zu verbringen haben“, sagt Koch, der einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel anstrebt.

Unabhängig davon, ob die Stiftung nun eine Mehrheits- oder Minderheitsmeinung widerspiegelt, manches am baden-württembergischen Feiertagsgesetz sei laut Koch nicht mehr nachvollziehbar. Denn an Karfreitag, einem stillen Feiertag, fallen auch andere Filme unter das öffentliche Aufführungsverbot. Darunter der Kinderfilm „Heidi in den Bergen“ oder die Astrid-Lindgren-Verfilmung „Meisterdetektiv Blomquist“. Warum gerade Heidi auf dem Index steht, kann Werner Koch nur ahnen: „Die Listen sind vor langer Zeit von einem Komitee erstellt worden. Und damals war man eben noch sehr prüde.“

Stadtdekane unterschiedlicher Meinung

Die Gründe, all diesen Filmen keine Feiertagsfreigabe zu erteilen, sind für die Stadt Stuttgart zweitrangig. Das zuständige Ordnungsamt setzt nur das Feiertagsgesetz des Landes um. In diesem Sinne haben die Beamten der Stiftung eine beantragte Ausnahmegenehmigung untersagt und Werner Koch eine Rechnung für die kostenpflichtige Ablehnung in Höhe von 150 Euro geschickt. Dagegen hat Koch nun Widerspruch eingelegt – in der Hoffnung, dass er „Das Leben des Brian“ doch noch zeigen darf. Denn das Management der Alten Kanzlei hat ihm schriftlich versichert: „Sollten Sie eine Genehmigung für die Vorführung erhalten, bitten wir um Übersendung einer Kopie. Selbstverständlich können Sie in diesem Fall den Film vorführen.“ Sollte das Vorhaben scheitern, würde Koch ins Kickers-Club-Restaurant ausweichen. Ganz gleich wie die Sache nun ausgeht, der evangelische Stadtdekan Søren Schwesig kann der Diskussion auch eine gute Seite abgewinnen: „Das Ganze zwingt uns zum Nachdenken.“ Denn in einer Gesellschaft, in der Leid und Tod keinen Platz mehr hätten, brauche man einen Tag, an dem die Verdrängung überwunden werde und der Blick auf diese Dimension des Lebens gelenkt werde. Daher hat er sich in einem Brief an die Stadt gegen die Vorführung ausgesprochen: „Der Film ist inhaltlich auf Provokation und Konfrontation angelegt und schafft eine Atmosphäre, die der Zielsetzung eines stillen Tages widerspricht.“ Sein katholischer Amtskollege Christian Hermes sagt dagegen nur: „Mir ist es vollkommen egal.“