Die Kulturmacher (von links): Christiane Schützer (Jugendmusikschule), Rainer Kittel (Labyrinth), Fabian Piwonka (KulturWelt), Bettina Gonsiorek (Tanz- und Theaterwerkstatt), Jochen Raithel (Karlskaserne), Sybille Hirzel (Theater Inklusiv). Foto: factum/Andreas Weise

Wo einst Soldaten kaserniert waren, wird seit 25 Jahren getanzt, gemalt und gesungen. Das Ludwigsburger Kunstzentrum Karlskaserne feiert Geburtstag. Und das natürlich mit Musik, Theater, Kunst und Zirkus.

Ludwigsburg - Nachdem die letzten in Ludwigsburg stationierten Angehörigen der US-Army 1991 die Karlskaserne geräumt hatten, zogen dort schon 1992 erneut Soldaten ein: Das Bürgertheater durfte zwei Räume nutzen, um für das Stück „Söldner, Helden, Deserteure“ zu proben. „Wir haben mit dem Stück die Militärgeschichte Ludwigsburgs thematisiert“, sagt Rainer Kittel, der damals mit von der Partie war und heute stellvertretender Leiter der Kunstschule Labyrinth ist. Und diese Schauspieler-Soldaten sind geblieben und haben andere Kulturmacher angelockt – bis 1995 endlich die Entscheidung fiel: Die ehemalige Kaserne wird doch kein Speditionsstandort, sondern ein Kulturzentrum. In diesem Jahr feiern die Protagonisten der Kunstkaserne den 25. Geburtstag – mit Tanz, Theater, Kunst und viel Musik.

Ein so großes Gelände und so viele Räume nur für die Kultur – allein der Kasernenhof ist so groß wie der Ludwigsburger Marktplatz – „das war eine Jahrhundertchance“, sagt der Leiter des Kunstzentrum, Jochen Raithel. Für das Jubiläumsjahr haben die Kulturvermittler ihre Arbeit unter drei Begriffe gestellt: Träume. Gestalten. Räume. Als Symbol dient die „Traumgestalt Zukunft“ – ein neun Meter langes und sieben Meter breites und vier Meter hohes Luftkissen. Dieses von dem Künstler Frank Fierke gestaltete Gebilde soll bei allen Jubiläumsveranstaltungen zu sehen sein – oder einen Auftritt haben: „Dieses Kissen ist auch begehbar“, sagt Kittel.

Eine getanzte Weltreise

Erstmals soll die luftige Skulptur bei der Premiere des „Circus Karlovsky“ eine zentrale Rolle spielen. Am Freitag, 20. März, wird von dem Mädchen Karly erzählt, das in einer Welt des Höher-schneller-weiter nicht klarkommt und sich darum auf eine Traumreise begibt – aber mitunter in Albträumen landet. Diese Geschichte im Stil des Cirque Nouveau wird von mehr als 70 Kindern und Jugendlichen aus Ludwigsburg insgesamt viermal gespielt, getanzt, erzählt.

Ebenfalls im März laden die Tanz- und Theaterwerkstatt (TTW)und die Jugendmusikschule zu einem interkulturellen Wochenende mit Konzerten, einer Open Stage sowie Workshops für die ganze Familie ein: Unter dem Motto „Lieder einer Stadt“ werden Popsongs, Kinder-, Liebes-, Morgen- und Abendlieder aus den unterschiedlichsten Regionen zu hören sein. Auf tänzerische Weltreise entführt die TTW am Samstag, 28. März und bietet Workshops für indischen, afrikanischer und Hula-Tanz sowie Afro House, Sevillanas, Baglama und Body Music Percussion.

Begehbares Traumobjekt im Innenhof

Die Harmonika-Gemeinschaft steuert Workshops für Airboard und Akkordeon und die Jugendmusikschule einen für orientalische Musik bei. Am Abend wird dann die Bühne für Profis, Halbprofis und Nachwuchstalente frei gegeben – für eine Best-of-Open Stage.

Am 10. Mai wird ein großes Kunstfest im Innenhof der Kaserne gefeiert. Zur Vorbereitung werden etwa 160 Kinder im Alter zwischen fünf und acht Jahren in den Osterferien mit Künstlern der Kunstschule Labyrinth fantasievolle Traumobjekte gestalten. Aus Ton, Holz, Farbe und Textilien – und vor allem sehr farbenfroh. Außerdem entsteht ein begehbares Kunstwerk, das zwei Monate lang öffentlich zugänglich ist und von den anderen Institutionen für ihre Jubiläumsaktionen genutzt werden kann.

Schüller als Musicalstars

Gemeinsam mit 150 Zweit- und Drittklässlern der Sophie-Scholl-Schule will die Jugendmusikschule im Juni das Musical „Rotasia“ aufführen. Die Proben dafür sind Teil des offiziellen Lehrplans der Kinder und das Programm wird vom Bundesbildungsministerium gefördert. „Rotasia“ erzählt von alten Ängsten und neuen Freunden, von große Träumen und kleinen Schritten, vom Mut, etwas Neues zu wagen, und der Bereitschaft, einen Ratschlag anzunehmen.

Hervorgegangen aus der Kursarbeit der Kunstschule Labyrinth, zählt das Theater Inklusiv zu den Pionieren in Sachen Kunst und Inklusion. Im Jubiläumsjahr wird das Kindertheaterstück „Bohne und Erbse“ gezeigt sowie eine Bearbeitung von Goethes „Faust“, die bereits diesen Samstag, 8. Februar, Premiere hat: um 18 Uhr auf der Kleinen Bühne der Karlskaserne.