Mitten in der Stadt... Foto: Uwe Moser

Auch wenn kaum einer darüber redet: Fast alle Ludwigsburger treffen sich im Kulturzentrum. Über die Architektur wurde offenbar nie gestritten, sehr wohl aber über mögliche Namen.

Ludwigsburg - Abgesehen vom Bahnhof dürfte das Kulturzentrum das am besten besuchte Gebäude in Ludwigsburg sein. Zugleich aber sei es „eines der meist unterschätzten in der Stadt“, sagt der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried. Was vermutlich damit zu tun habe, dass die meisten Ludwigsburger das Gefühl hätten, das Kulturzentrum gebe es eigentlich schon immer. Tatsächlich wurde das Haus, das jährlich 550 000 Besucher zählt (erst?) 1969 eröffnet. Am Sonntag, 20 Oktober, wird 50. Geburtstag gefeiert. Mit einem Aktionstag – selbstverständlich im Kulturzentrum.

Das Haus stehe sowohl für einen architektonischen Wandel in der Barockstadt als auch für eine geänderte Auffassung dessen, was Kultur sein kann, sagt der Stadtarchivar Simon Karzel. Die ersten Überlegungen für ein solches Haus gingen auf das unmittelbare Kriegsende zurück: Den Menschen war klar, wir brauchen ein Haus für Kultur“, sagt Karzel. Realisieren konnten sie es aber erst in den Zeiten des Wirtschaftswunders. „1962 ist eine Delegation aus Ludwigsburg nach Wolfsburg gefahren, um sich dort das neue Kulturhaus anzuschauen“, sagt der Stadtarchivar, „und das hatte immerhin der Stararchitekt Alvar Aalto erbaut.“

Ein Gebäude für zehn Millionen Mark

Die Ludwigsburger hat das nicht eingeschüchtert – auch wenn sie nicht sofort mit dem Bau begonnen haben. Karzel konnte den Quellen entnehmen, dass die Zuständigen schon damals antizyklisch handelten: „Sie haben abgewartet, bis die Baukonjunktur erlahmt ist, dann haben sie den Auftrag erteilt.“ Auf diese Weise ist der Neubau deutlich günstiger gekommen als die erste Sanierung vor 20 Jahren. Der bau hat insgesamt zehn Millionen Mark gekostet, die 2002 abgeschlossene erste gründliche Renovierung dagegen acht Millionen Euro (umgerechnet nach damaligem Kurs 15,5 Millionen Mark).

Obwohl das Gebäude kompromisslos modern in einem barocken oder gründerzeitlichen Umfeld errichtet wurde, ist darüber offenbar nicht gestritten worden. Die ähnlich moderne Pädagogische Hochschule war ein Jahr früher gebaut worden. „Das waren eben die sechziger Jahre“, meint Seigfried, „damals wollte man das Moderne.“ Gestritten wurde aber wiederholt, wenn es um einen Namen für das Haus ging. Anfangs wurde über „Forum“ oder „Ludwigsbau“ diskutiert. Doch man konnte sich weder 1969 noch bei späteren Anläufen auf einen Namen einigen, so blieb es beim Kulturzentrum.

Nur ein Lokal fehlt

Die gewichtigsten Säulen sind heute die Volkshochschule und die Stadtbibliothek. Am Anfang aber gehörte auch ein Haus der Jugend samt einem Kinosaal dazu, erzählt Bibliotheksleiter Thomas Stierle. „Doch die Jugendlichen sind schon bald wieder ausgezogen.“ Zwischenzeitlich waren ein Fotoclub, das Kommunale Kino und das Stadtmuseum im Kulturzentrum untergebracht. Doch auch die sind alle wieder weitergewandert.

Das Haus erfülle seine Aufgabe als sogenannter Dritter Ort – nicht nur in Bezug auf das Kultur- und Bildungsangebot, sagt die Volkshochschulleiterin Martina Wörner. Es sei einfach offen für Begegnungen. „Man kann sich einfach hier hinsetzen, um am Laptop zu arbeiten, zu lesen oder in der Gruppe zu arbeiten.“ Das einzige, was Seigfried vermisst, ist eine Regelgastronomie: „Aber dafür fehlt der Platz.“