Benjamin Thurotte bringt den Kindern sein Land und seine Sprache nahe. Foto: Amelie Englert

Bonjour, Realschule Ostheim! Das „France Mobil“ hat Halt an der Landhausstraße im Stuttgarter Osten gemacht. Die Fünftklässler fanden es „cool“, „ein bisschen komisch, aber geil“ oder sogar „super bien“ .

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as hat der gesagt? Die Schülerinnen und Schüler aus der 5a der Realschule Ostheim stecken kichernd die Köpfe zusammen. Alle sitzen im Stuhlkreis der Tafel gegenüber, vor der ein junger Mann mit rotem Shirt und blauer Brille in einer seltsamen Sprache vor sich hin redet. Den Fünftklässlern kommt das alles Spanisch oder zumindest sehr Französisch vor. „Können Sie nicht Englisch sprechen?“, fragt Simon. „Wir können doch noch gar kein Franz!“

Benjamin Thurotte, der junge Mann mit der blauen Brille, zeigt den Kindern aber schnell, dass sie schon viel mehr Französisch sprechen und verstehen können, als sie selbst gedacht haben. Die ersten Worte „en français“ entlockt er ihnen beim Galgenmännchen spielen, auf Französisch: jouer au pendu. Spielerisch lernen die Fünftklässler erste Sätze zu sprechen, beim französischen „Faulen Ei“ geht es um Zahlen und bei der „Reise nach Jerusalem“ auf Louanes Sommerhit „Avenir“ lernen sie die Farben auf Französisch kennen. Mit Spielen, frankophoner Musik, Zeitschriften und Filmen ein aktuelles und vor allem junges Bild Frankreichs vermitteln, das Schulkinder neugierig macht und vielleicht zum Französischlernen anspornt. Das ist Sinn und Zweck des France Mobil.

Das Projekt wird im Sommer 15

Seit dem Jahr 2002 sind die weißen Renault Kangoos mit dem blau-roten Schriftzug unterwegs, im Sommer wird das 15-jährige Bestehen des deutsch-französischen Projektes gefeiert, das vom Deutsch-Französischen Jugendwerk und dem Institut Français ins Leben gerufen wurde. Sponsoren wie Renault, die Robert-Bosch-Stiftung und der Ernst Klett Verlag unterstützen die Initiative tatkräftig.

Insgesamt zwölf französische Lektorinnen und Lektoren zwischen zwanzig und dreißig Jahren, touren in diesem Schuljahr durch die Bundesrepublik. Benjamin Taurotte ist einer von ihnen. Der studierte Französischlehrer, der aus Amiens im Norden Frankreichs stammt, hat sich ganz bewusst für die Arbeit im France Mobil entscheiden. Ihm liegt die deutsch-französische Freundschaft besonders am Herzen. „Ich hoffe, dass es auch in Zukunft gelingen wird, die Beziehung unserer Länder sehr eng zu halten“, sagt der 30-Jährige. „Viele Kinder wissen heutzutage gar nicht, wie wichtig diese für Frieden und die Zukunft Europas ist!“ Das möchte er ändern und mit seinem „France Mobil“ Kinder im Raum Stuttgart und Tübingen für die französische Sprache und Kultur begeistern.

Drei Mal war die mobile Miniaturausgabe auf Rädern schon an der Realschule Ostheim zu Gast. „Dass das France Mobil wieder zu uns gekommen ist, freut mich in diesem Jahr ganz besonders“, sagt die Französischlehrerin Claudia Eheim. Es liege nämlich ein neuer Bildungsplan vor, nach dem die Schülerinnen und Schüler in der sechsten Klasse ein Jahr freiwillig ins Fach Französisch rein schnuppern, und es theoretisch zur Siebten wieder abwählen können. „Aber nachdem Herr Thurotte heute da war, entscheiden sich hoffentlich alle für Französisch“, sagt Eheim und lacht. Derzeit hätten an ihrer Schule nur wenige Kinder Interesse an Französisch: „Die alternativen Wahlfächer ,Technik‘ und ,Alltagskultur, Ernährung, Soziales‘ (AES) scheinen auf die meisten spannender zu wirken.“

Wie viele Menschen auf der Welt sprechen Französisch?

Nicht so bei der 5a. Alle Kinder sind voll dabei, versuchen sich an den Nasalen und hören Benjamin Thurotte aufmerksam zu, der alle mit seiner lockeren, flotten Art sofort um den Finger gewickelt hat. Außerdem kann er jetzt plötzlich doch Deutsch. „Das habe ich einfach vergessen euch zu erzählen“, sagt Thurotte lachend. Er fragt die Schüler, ob sie denn wissen, wie viele Menschen auf der ganzen Welt Französisch sprechen? „100 000! Drei Millionen! 100 Millionen“, ruft es durcheinander. „Tatsächlich sind es 280 Millionen Menschen, die täglich Französisch reden“, erklärt Benjamin Taurotte und zeigt auf einer Karte, wo die Sprache auf der Welt überall verteilt ist. Das hätten die Kinder nicht gedacht.

Und wie war’s jetzt? Haben das France Mobil, Benjamin Thurotte und vor allem Französisch überzeugt? In einer Schlussrunde können alle noch ihr Feedback abgeben. Alle fanden es „cool“, „ein bisschen komisch, aber geil“ oder sogar „super bien“ . „Vor allem fand ich es cool, dass Benjamin auch Griezmann-Fan ist, so wie ich“, sagt Niklas. Die deutsch-französische Freundschaft ist also in fußballerischer Hinsicht schon mal gesichert.