Komödie, USA 2013. 115 Minuten Foto:  

Tagträumer als Held: Ein schüchterner Archivar jagt einem verschwundenen Foto-Negativ hinterher und findet die Liebe.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Das erstaunliche Leben des Walter Mitty"

Ein Held ist er nur in seinen Tagträumen, in Wirklichkeit ist Walter ein Feigling. Seit Urzeiten verwaltet er das Negativarchiv des „Life“-Magazins und hat sich heimlich in die neue Kollegin Cheryl verliebt. Alles ändert sich, als ausgerechnet jenes Negativ verschwindet, das die Titelseite der letzten Ausgabe des Magazins schmücken soll. Starfotograf Sean O’Donnell selbst hat es als „die Quintessenz des Lebens“ angepriesen. Niemand weiß, was darauf zu sehen ist – am wenigsten Walter. Um sich keine Blöße zu geben, beschließt er, dem Fotoreporter hinterherzujagen, um das Negativ aufzuspüren.

„Das Doppelleben des Herrn Mitty“ heißt der US-Klassiker von 1947, den Ben Stiller nun neu verfilmt hat. Die Hauptfigur war damals ein tagträumender Korrekturleser von Schundromanen und wurde von dem umwerfenden Danny Kaye gespielt, in dessen Fußstapfen nun der Regisseur selbst tritt. Anders als in manch derber und schriller Komödie zeigt er sich hier von einer ganz anderen Seite: nicht überdreht und laut oder gar unter der Gürtellinie, sondern in sich gekehrt und schüchtern und damit wie geschaffen für die Rolle. Die für ihn scheinbar unerreichbare Cheryl wird von Kristen Wiig („Brautalarm“) dargestellt, sie verkörpert genau den Typ liebenswerte Frau, der perfekt mit einem durch Komplexe gehandicappten Mann harmoniert.

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Auch hervorragend besetzt sind viele Nebenrollen wie ein grönländischer Helikopter-Pilot (Olafur Darri Olafsson), Walters neuer Boss (Adam Scott), Walters Mutter (Shirley MacLaine) oder der Starfotograf (Sean Penn). Und es gibt noch einen weiteren Star im Film: die Kameraarbeit von Stuart Dryburgh. Seine Bilder faszinieren von der ersten bis zur letzten Einstellung. Ob ungewöhnliche Blickwinkel von oben oder die prächtigen Panoramen von Grönland und Island – Dryburgh komponiert Bilder für die große Kinoleinwand. Und groß sollte sie wirklich sein, denn sonst könnte man die unmerklich einkopierten Anfangstitel glatt übersehen. Ein wirklich hübscher Einfall, der den besonderen Stil des ganzen Films unterstreicht. Der läuft immer dann zur Hochform auf, wenn Walters Tagträume bebildert werden, wie gleich zum fulminanten Beginn.

Einen kleinen Wermutstropfen allerdings gibt es in Stillers Rundum-sorglos-Kinounterhaltung: Wenn er am Ende seines Films zeigt, was denn nun tatsächlich auf dem verschwundenen Negativ Nr. 25 zu sehen ist, verpufft die Faszination mit einem Schlag. Viel schöner wäre es, wenn der Film den Zuschauer hier im Dunkeln lassen würde, wenn die bebilderte Quintessenz des Lebens der eigenen Fantasie überlassen bliebe. Dass dem nicht so ist, muss man wohl als Zugeständnis an US-amerikanische Kinogänger werten.