Abenteuerliches Manöver durch die Prärie: Ein belgischer Wohnwagen auf Abwegen Foto: Leif Piechowski

Eins zu Null für die Autofahrer. Die Gruibinger, die ihre Blechlawine an einer Raststättenausfahrt stören wollten, mussten eine Schlappe hinnehmen. Die Niederlage hat Gruibingen aber zusammengeschweißt.

Eins zu Null für die Autofahrer. Die Gruibinger, die ihre Blechlawine an einer Raststättenausfahrt stören wollten, mussten eine Schlappe hinnehmen. Die Niederlage hat Gruibingen aber zusammengeschweißt.

Gruibingen/Stuttgart - Was mich nicht tötet, macht mich stark. So oder so ähnlich muss Joachim Stumpf denken, der heute schon wieder an neuen Plänen feilt, um den Schleichverkehr in Gruibingen zu bekämpfen. Die Blechlawine, die sein Dorf heimsucht, wenn der Lämmerbuckeltunnel wegen Bauarbeiten und damit auch die A 8 gesperrt sind. Am Samstag stellte sich der Initiator des Aktionsbündnis’ Gegenverkehr noch mutig einem Fahrzeug an der Raststätte Gruibingen in den Weg, das wie etliche andere versuchte, illegalerweise dem Stau via Gruibingen auszuweichen.

„Die Baubehelfsausfahrt ist für den Umleitungsverkehr zu schließen“, ordnete die für die Tunnelsanierung zuständige Behörde, das Regierungspräsidium (RP) Stuttgart, im Vorfeld der Sperrung der A 8 von Freitag- bis Samstagabend an. Schon während der ersten Sperrung Ende Mai war die Schranke sperrangelweit offen. Warum, ist ungeklärt. Vergangenes Wochenende waren es entnervte Autofahrer, die die Schranke mit Werkzeug öffneten, eine weitere abmontierten und sogar schwere Findlings-Steine wegwuchteten, um über Grünflächen dem Stau zu entwischen. Illegale Maßnahmen – die von der Polizei zwar beobachtet, aber nicht geahndet wurden.

„Wir sind noch am aufarbeiten der Vorfälle“, sagt Rudi Bauer, von dem für die Mühlhausener Streife zuständigen Polizeipräsidium Ulm, „aber waren auf die Situation natürlich nicht genug vorbereitet.“ Es seien verkehrserzieherische Gespräche geführt worden, aber um die undichten Stellen an der Autobahnraststätte dauerhaft zu kontrollieren, hätte die Autobahnpolizei Mühlhausen zu viele andere Einsätze gehabt. Man werde überlegen, wie man der Lage bei der nächsten von insgesamt acht Tunnelsperrungen bis September eher Herr werden könne.

Beim RP schiebt man die Verantwortung der Polizei zu. „Wir sind eine Straßenbaubehörde und können doch keine Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung ahnden“, sagt Robert Hamm, Pressesprecher bei der Behörde. Mehr als frühzeitig zu informieren und zu empfehlen, die Sperrung großräumig zu umfahren oder die Umgehungsstrecke über Mühlhausen zu nutzen, könne die Behörde nicht leisten.

Der Gruibinger Aktivistenführer Stumpf sieht das ganz anders. „Dass die Schranke überhaupt zu war, ist höchstens ein Etappensieg“, sagt er, „Wir fordern Tempo 30 für die Ortsdurchfahrt.“ Das nächste Ziel sei ein Durchfahrtsverbot für Lkw. „Und am Ende soll das Regierungspräsidium gefälligst mal den Albaufstieg fertigbauen, damit das Thema für uns ganz vom Tisch ist“, erklärt Stumpf sein letztes Ziel.

Um dieses zu erreichen, sind ihm und seinen Mitstreitern viele Mittel recht. „Die Ziegenidee ist noch heiß“, droht Stumpf. Ursprünglich war geplant, den Verkehr mit den Ziegenherden der Dorfbewohner komplett lahmzulegen. Zusätzlich ist eine Aktion mit Visitenkarten geplant, die die Gruibinger den Autofahrern im Stau zustecken wollen. Mit der sie diese auffordern wollen, das angeblich für die Staus verantwortliche RP anzurufen. Stumpf will, dass dort die Leitungen heiß laufen.

Außerdem habe man neue Verbündete gefunden. „Die evangelische Kirchengemeinde hat sich beim Pfarrgartenfest am Sonntag hinter uns gestellt“, sagt Stumpf. Auch Gruibingens Bürgermeister Roland Schweickert begrüßt den Widerstand in Gruibingen. „Das RP sollte sich nach anderen Lösungen umschauen“, sagt er.