Künstlerin Lisa Moll hat die Brezel auf ihre eigene verspiele Weise interpretiert. Foto: /avanti

Verknotete Menschen, außergewöhnliche Chansons, Biowein und jede Menge Geselligkeit bot die Geburtstagsfeier im Brezelmuseum in Erdmannhausen, zu der zahlreiche Gäste erschienen waren. Die Künstlerin Lisa Moll hielt in diesem Rahmen zudem eine Vernissage ab.

Erdmannhausen - Die Freude darüber, das Fest steigen lassen zu können, war in allen Gesichtern zu lesen: Bei den Gästen wie bei Sonja Hart und ihrem Team. Die Museumsleiterin zeigte sich glücklich, „so vielen Menschen gegenüberzustehen“, die zu Beginn noch bei Sonnenschein vor dem Museum standen. Zu den Gästen zählten Bürgermeister Marcus Kohler und einige Gemeinderäte genauso wie die frühere Gemeindechefin Birgit Hannemann, zu deren Amtszeit das Museum eröffnet wurde. Anwesend war auch Maria Bärlin, die von 1951 an rund zehn Jahre lang als Brezelschlingerin bei Huober Brezel gearbeitet hat. „Früher wurden selbst die kleinen Knusperbrezeln von Hand geschlungen“, hielt Sonja Hart beeindruckt fest. „Karl Huober wäre stolz darauf, das heute miterleben zu können“, vermutete die Museumsleiterin und kokettierte: „Und er würde bestimmt eine bessere Rede halten.“

Eine Stunde über Brezeln sprechen? Kein Problem!

Darauf angesprochen, wie sie die vergangenen fünf Museums-Jahre für sich bewerte, antwortete Hart: „Es ist toll zu erleben, dass kaum einer es für möglich hält, dass man eine Stunde lang etwas über Brezeln erzählen kann. Viele sind völlig überrascht, nachdem sie es hier bei uns erlebt haben. Wir bekommen so viel von den Besuchern zurück und die Museumsarbeit macht mir nach wie vor viel Freude“.

Die Außenanlage des Brezelmuseums lud derweil zum Beisammensein ein. Räumlich großzügig, sodass sich niemand zu nahe kommen muss, präsentierten die „Weinverführer“ Günther Schuster und Wolfgang Link drei Bioweine. „So, wie es sich für das Haus gehört“, wie Weinerlebnisführer Schuster betonte.

Zum Ausschank kamen ein Roséwein vom Schlossgut Hohenbeilstein, die 1975 in Freiberg gezüchtete, pilzresistente Sorte Bronner vom Schmidhausener Weingut Gemmrich, und ein Weißwein vom Weingut Schäfer in Kleinbottwar.

Teig schlingen will gelernt sein

Wie üblich, durfte in der Brezelküche des Museums auch Teig geschlungen werden. Die personelle Anleitung verhindert, dass sich dabei Hände und Arme gleich mit verknoten. Auch die Museumsführung war an dem Sonntag im Angebot. Wer aber tatsächlich als verknotete Brezel – allerdings auf einem Foto – zu sehen war, das ist die Künstlerin Lisa Moll. Die 30-jährige Cannstatterin ist Vollblutkünstlerin und ein Allroundtalent. Sie spielt Klavier, singt mit ausdrucksvoller Chansonstimme und zeichnet, malt und entwirft Objekte, die das zur Schau tragen, was sich in ihrem Kopf – etwa zum Thema Brezel – so alles abspielt.

Die Brezel gibt’s jetzt auch als Musikstück

Unter dem Motto „Brezelbicinium – Die Brezel auf dem Klavier“, gibt es ihre bildhaften Werke, wie auch eine Klavier-Performance als Dauerschleife zu sehen. Originell ihr Versuch, die Brezel „musikalisch zu entschlüsseln und auf dem Klavier zu interpretieren“. Die kinetische Komposition zeigt die Pianistin dabei als Bäckerin, die den Auswellprozess des Teigstranges nachvollzieht. Im zweiten Teil des Stückes übernimmt sie die Rolle der Brezel: Arme und Beine verschränken sich; die doppelte Schlingung der Brezelarme zeichnet sie durch eine Spiegelung der Stimmführung nach.

Das hörbare Ergebnis ist eine freudig verspielte Komposition, die sich „dem soziokulturellen Image der Brezel“ ableite. Ihre bildhaften Werke nehmen das auf: Solche, die sie im Brezelkostüm zeigen. Andere, die Teig im Rahmen aufweisen oder eines, bei dem sich Brezelärmchen zu Händen ausbilden. Damit offenbart Moll ihre Gedankenspiele rund um das beliebte Gebäck. Lisa Moll, die Kunst in Stuttgart studiert hat, wo sie „begonnen hat, sich tiefer mit der Brezel zu beschäftigen und deren magische Form erkannte“, liebt die Metamorphosen-Vielfalt des Teiglings, das Spiel mit Allegorien und Analogien.