Verhängnisvolle Affäre: Stéphanie Cleau und Mathieu Amalric in „Das blaue Zimmer“ Foto: Verleih

Schauspieler-Kino: Mathieu Amalric hat einen Krimi von George Simenon verfilmt. Im Fokus von „Das blaue Zimmer“ stehen starke Figuren und deren Beziehungen.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Das blaue Zimmer"

Wer sich mit einer Femme fatale einlässt, der kann sein blaues Wunder erleben. So wie Julien, der alles hat: Er handelt erfolgreich mit Landmaschinen, er hat eine bezaubernde Frau, eine süße Tochter und einen stilvollen Neubau im Grünen. All das setzt Julien aufs Spiel, als er eine verhängnisvolle Affäre mit der Apothekerin Esther eingeht. Bald stirbt deren Mann, dann Juliens Frau – und er selbst findet sich in Untersuchungshaft wieder mit einer Mordanklage am Hals.

In französischer Freizügigkeit inszeniert Amalric in einem blau gestrichenen Hotelzimmer magische erotische Momente, die eingehüllt sind in eine geheimnisvolle Aura des Unheilvollen: Das kann nicht gutgehen mit dieser offensiv sich hingebenden Frau, ohne dass zu greifen wäre, warum. Julien mag das ahnen wie die Zuschauer, doch er kann sich dem Sog der Frau kaum entziehen.

Paranoide Blicke aus dem Fenster auf die belebte Innenstadtstraße leisten ihren Beitrag, vor allem aber ist es Stéphanie Cléau als Esther, die die Fantasie beflügelt: Die Leidenschaft ein wenig zu spitz, der Blick ein wenig zu fokussiert, die Erwartungen ein wenig zu scharf – mit dieser scheinbar perfekten Frau stimmt etwas ganz grundsätzlich nicht. Was genau das ist, bleibt freilich bis zum Schluss im Dunkeln in der jüngsten Regie-Arbeit von Mathieu Amalric, der einen Krimis von George Simenon adaptiert hat. Er montiert die Polizei-Verhöre i und die allmähliche Entblößung der Psycho-Thriller-Handlung parallel, im Gegenspiel beider zieht sich die Schlinge zu, bevor der verwirrte Julien überhaupt begreift, wie ihm geschieht.

Starke Figuren und deren Beziehungen im Fokus

Dabei hat der Kommissar eigentlich viel zu wenig in der Hand und agiert nassforsch allein aufgrund von Indizien – eine Schwäche des Drehbuchs und deutlich unterinszeniert im Vergleich zum Rest. Hier zeigt sich, dass Amalric sich viel mehr als für die Thriller-Mechanik für sein eigentliches Metier interessiert: die Schauspielerei. Es geht ihm um starke Figuren und deren Beziehungen, und die stehen in „Das blaue Zimmer“ im Fokus.

Als gelähmter Chefredakteur einer Modezeitschrift hat Amalric geglänzt in „Schmetterling und Taucherglocke“ und als Bösewicht im Bond-Film „Ein Quantum Trost“, nun spielt er selbst Julien als klassischen Sich-selbst-Betrüger, doch er lässt Cléau den Raum, den sie braucht, damit die Konstellation funktioniert. Wer SchauspielerKino mag, liegt hier richtig.

Unsere Bewertung zu "Das blaue Zimmer": 4 von 5 Sternen - empfehlenswert!

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