Die Münchner S-Bahn ist überlastet. Foto: imago/Ralph Peters/Ralph Peters

Die neue S-Bahn in der bayrischen Landeshauptstadt wird sehr viel teurer werden – und viel später fertig werden.

Die Deutsche Bahn klärt auf Tafeln am Münchner Hauptbahnhof darüber auf, dass hier in 40 Meter Tiefe die zweite S-Bahn-Stammstrecke gebaut wird. Inbetriebnahme des Mammutprojekts ist, so steht es dort, im Jahr 2028. Der neue Tunnel soll quer durch die Stadt verlaufen, es handelt sich um das derzeit größte Infrastrukturprojekt Deutschlands. Doch nun wird die Röhre mit dem Berliner BER-Flughafen verglichen oder mit Stuttgart 21. In München laufen die Kosten ähnlich davon, während sich die Fertigstellung bis auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben könnte.

 

Verdopplung des Preises, 9 Jahre Verzögerung

Laut dem bayerischen Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) geht sein Haus inzwischen von 7,2 statt 3,8 Milliarden Euro aus. S-Bahnen fahren demnach erst im Jahr 2037. Für München und ganz Bayern wäre dies katastrophal, der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) spricht von einer „unglaublichen weiteren Verzögerung“. Die 1972 fertiggestellte Münchner S-Bahn platzt aus allen Nähten. Gerade die sogenannte Stammstrecke in der Stadt mit Stationen wie Hauptbahnhof und Marienplatz ist äußerst pannenanfällig. Zur Entlastung wird an dem zweiten Tunnel gebaut, der sieben Kilometer lang sein soll. Finanziert wird die Röhre nach bisherigem Stand zu 60 Prozent vom Bund und zu 40 Prozent vom Freistaat. Bauträger ist die Deutsche Bahn. Bund und Bahn mauern derzeit.

Und braucht es den zweiten Tunnel überhaupt? Gegner wie der alternative Verkehrsclub Deutschland (VCD) beklagen, dass das Geld für den öffentlichen Verkehr an anderer Stelle fehle. Stattdessen wird von Kritikern immer wieder gefordert, die Fokussierung der S-Bahn von allen Seiten auf das Zentrum aufzubrechen. Mehr Querverbindungen könnten demnach viel Verkehr von der Stammstrecke wegnehmen.