Michael geißler ist weltweit ein gefragter Krebsspezialist. Foto: Pressefoto Horst Rudel

Das Darmzentrum des Klinikums Esslingen weist auf die großen Chancen der richtigen Krebsvorsorge hin. Diese kann viele Leben retten. Doch noch ein weiterer Faktor sei entscheidend.

Esslingen - Jedes Jahr erkranken in Deutschland 62 000 Frauen und Männer an Darmkrebs. 26 000 Patienten sterben in der Folge. „Wenn wir uns gesünder ernähren und zudem jeder Mensch die Darmspiegelungen als Vorsorgeuntersuchungen nutzen würde, könnten wir den Darmkrebs nahezu ausrotten“, sagtMichael Geißler, der international renommierte Chefarzt der Onkologie und Inneren Medizin am Klinikum Esslingen.

Geißler: „Das Risiko, nach einer Darmspiegelung an Darmkrebs zu erkranken, ist um 90 Prozent geringer als bei Menschen, die keine Darmspiegelung in Anspruch genommen haben.“ Zusammen mit dem Esslinger Chefarzt der Chirurgie, Ludger Staib, Wolfgang Vogt, dem Leitenden Arzt der Gastroenterologie und dem niedergelassenen Internisten Marc Alexander Meinikheim hat Geißler am Dienstag zu einer Pressekonferenz geladen, um über die Chancen im Kampf gegen die heimtückische Krankheit zu informieren. Interdisziplinär versucht das Darmzentrum am Klinikum Esslingen mit modernsten Erkenntnissen die Gefahren des Darmkrebses zu bannen.

Stuhlprobe ist kein sicheres Diagnoseinstrument

Nicht erfreut ist das Mediziner-Quartett darüber, dass viele ihrer Kollegen den Patienten immer noch zu häufig statt zu der oft lebensrettenden Darmspiegelung zu einer einfachen Stuhlprobe raten. „Diese wiegt die Patienten in einer falschen Sicherheit“, betont Ludger Staib. Denn der Nachweis von Blut im Stuhlgang sei nur eines von vielen Indizien für Fehlentwicklungen im Darmbereich.

Die sicherstes Methode sei die Darmspiegelung. Mit ihr seien die Ärzte in der Lage, auch kleine Veränderungen der Darmschleimhaut zu erkennen. Bei dieser Behandlungsmethode, die – dank der medizinischen Weiterentwicklung – für Patienten völlig schmerzfrei sei, wird der komplette Dick- und Mastdarm gespiegelt. Während der Untersuchung können die Ärzte Gewebeproben entnehmen und mithilfe von Schlingen kleine Polypen, die sich später zu Krebs entwickeln können, frühzeitig entfernen.

Schriftliche Einladung zur Darmspiegelung

Michael Geißler und seine Kollegen begrüßen es deshalb nachdrücklich, dass in absehbarer Zukunft alle Kassenpatienten schriftlich auf die Möglichkeit hingewiesen werden sollen, sich zweimal in ihrem Leben – mit 50 und 60 Jahren – auf Kosten der Krankenkasse mithilfe einer Darmspiegelung untersuchen zu lassen. Allerdings, das räumt Marc Alexander Meinikheim offen ein, stoßen viele Internisten – gehe es um die reinen Vorsorgeuntersuchungen – schon jetzt an ihre Grenzen. Die Nachfrage nach Darmspiegelungen sei in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Vier bis sechs Monate Wartezeiten bei einer reinen Prophylaxe sei keine Seltenheit. Steigt die Nachfrage weiter, verlängerten sich zwangsläufig auch die Wartezeiten.

Diese gebe es jedoch nicht für Patienten, bei denen der akute Verdacht auf eine Darmkrebserkrankung bestehe. Und selbst wenn der Krebs sich bereits im Körper eingenistet hat, steigen die Chancen auf Rettung. Mithilfe einer Kombination verschiedener Behandlungsmethoden, berichtet Michael Geißler, sei es gelungen, selbst unheilbar geltende Krebserkrankungen zu stoppen. Allerdings: Je früher der Krebs erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Heilungschancen.