Von der Nagellackfarbe bis zur richtigen Beinhaltung – für Mitglieder der britischen Königsfamilie gelten viele ungeschriebene Gesetze. Royale Rebellen wie Prinzessin Diana oder Herzogin Meghan brachen mit etlichen von ihnen.
Die Queen mag keine Hosen und Keilabsätze schon gar nicht – dafür pocht sie auf Strumpfhosen. Knallige Nagellackfarben sind verpönt und überschlagene Beine auch. Jede Menge Artikel gibt es über die ungeschriebenen Gesetze, denen die Mitglieder der Familie Windsor angeblich folgen müssen. Vieles davon wird wahrscheinlich nur durch endlose Wiederholung der einschlägigen Medien zur vermeintlichen Tatsache.
Wer die britischen Royals aber beobachtet, kann doch Regelmäßigkeiten ablesen. So sieht man Herzogin Kate tatsächlich nie mit rot lackierten Fingernägeln. Und wenn Herzogin Camilla sitzt, überschlägt sie ihre Beine wirklich nicht.
Es gab und gibt aber auch „royale Rebellen“, die mit diesem ungeschriebenen Protokoll immer wieder brachen. So sah man Prinzessin Diana vor allem in späteren Jahren mit knallrot lackierten Fingernägeln und Herzogin Meghan trug Schwarz am Tag und ließ immer wieder die obligatorische Strumpfhose weg. Ob sie mit Lust gegen die royalen Regeln verstießen oder diese angeblichen royalen Gesetze gar nicht so sehr in Stein gemeißelt sind – genau weiß das keiner. Schließlich gibt es dafür kein von der Queen verfasstes offizielles Regelwerk.
Diese ungeschriebenen Gesetze soll es tatsächlich geben
Duchess Slant: Kaum zu glauben, aber es gibt sie, die (in-)offizielle herzogliche Beinhaltung, auch „Duchess Slant“ genannt. Die weiblichen Windsors schlagen die Beine nie übereinander, sondern kippen sie diagonal und legen höchstens die Knöchel übereinander. Herzogin Kate oder Herzogin Camilla haben diese Pose zur Perfektion gesteigert. Als Herzogin Meghan nach ihrer Hochzeit mit dem Queen-Enkel Harry den „Slant“ nicht auf Anhieb korrekt beherrschte, setzte es auf Twitter prompt gehässige Kommentare.
Nicht ohne Strumpfhosen: Über die Strumpfhosen-Frage ist schon viel geschrieben worden. Angeblich wird sie von royalen Damen als Standardgarderobe verlangt. Man muss schon ganz genau hinsehen, um zu erkennen, dass Herzogin Kate hauchdünne, hautfarbene Strumpfhosen trägt. Sie sind praktisch unsichtbar, aber da. Ganz im Gegensatz zu ihrer Schwägerin Herzogin Meghan, die in ihrer Zeit als aktives Mitglied des Königshauses ein mittleres Boulevardbeben auslöste, wann immer sie auf Strumpfhosen verzichtete.
Angeblich entbrannte an der Frage „Bestrumpft oder nicht“ sogar der Streit der Herzoginnen vor Meghans und Harrys Hochzeit im Jahr 2018 – das behauptet zumindest der frühere BBC-Journalist Tom Bower in seinem Buch „Revenge: Meghan, Harry and the War Between the Windsors“. Offenbar habe Kate es nicht gut geheißen, dass Meghan die Blumenmädchen ohne Strumpfhosen losschicken wollte.
Keine Selfies, keine Autogramme: Im Frühjahr posierten Herzogin Kate und Prinz William bei einem Besuch in Jamaika mit dem dortigen Bob-Team für ein Selfie – und machten damit eine seltene Ausnahme von einer weiteren ungeschriebenen Regel: Royals machen keine Selfies. Wer bei den „Royal Walkabouts“ (so wird das Ablaufen der Schaulustigen vor oder nach einem offiziellen Termin genannt) danach fragt, bekommt von den Windsors eigentlich eine freundliche, aber bestimmte Absage. „Selfies sind böse“, scherzte beispielsweise Prinz Harry einmal in Australien. Vermutlich stecken Sicherheitsbedenken hinter der Kein-Selfie-Regel.
Ähnlich sieht es mit Autogrammen aus: Die Royals geben keine. Offenbar hat man im Palast Angst, dass die Fans mit der Unterschrift einer Herzogin oder eines Prinzen unlautere Dinge anstellen könnten – sie fälschen beispielsweise.
Nagellack-Farben – bloß nicht zu auffällig: Türkisfarbenen oder knallroten Lack würde man auf den Fingernägeln der Queen niemals sehen. Der Nagellackhersteller Essie rühmt sich sogar auf seiner Homepage eines Briefs, den Elizabeths Stylistin 1989 an das Unternehmen geschrieben haben soll: Die Queen möge nur eine Nagellackfarbe – nämlich „ballet slippers“, ein ganz zarter Roséton. Auch Herzogin Kate trägt bei offiziellen Terminen nur zurückhaltende, helle Nagellackfarben.
Zu Beginn ihrer Zeit als Prinzessin von Wales hielt sich auch Prinzessin Diana an die ungeschriebene Nagellack-Regel. Später wurde sie experimentierfreudiger – und rebellischer. In den letzten Jahren ihrer Ehe mit Prinz Charles sah man Diana auch mit knallroten Fingernägeln. Wollte man mehr hinein interpretieren, könnte man eine Botschaft darin lesen: „Ich spiele nicht mehr nach euren Regeln.“ Auch Herzogin Meghan hielt sich nicht immer an die Nudetöne-Regel. Bei den „British Fashion Awards“ im Jahr 2018 lackierte sie ihre Fingernägel in einem beinahe schwarzen Rotton – schick, aber für Royals extrem kontrovers.
Kein Schwarz am Tag: Schwarz geht immer – diese modische Grundregel gilt nicht für Royals. Für sie geht die Nicht-Farbe praktisch nie, vor allem nicht tagsüber. Der Gedanke dahinter ist folgender: Schwarz wird oft mit Trauer assoziiert. Die Windsor-Damen tragen es nur, wenn es der Anlass gebietet – zum Beispiel in der offiziellen Trauerphase nach Prinz Philips Tod oder am britischen „Remembrance Day“, an dem der Gefallenen der Weltkriege gedacht wird.
Auch die „Kein Schwarz tagsüber“-Regel ignorierte Herzogin Meghan geflissentlich, als sie noch für das britische Königshaus im Einsatz war. Die Frau von Prinz Harry trägt die Nicht-Farbe gern und häufig (ebenso wie Weiß übrigens) – und scherte sich nie darum, ob sie im royalen Dresscode vorkommt.
Kein Kuss oder Händchen halten in der Öffentlichkeit: Prinz Harry und Herzogin Meghan halten offensiv Händchen und taten das auch, als sie noch offizielle Termine fürs Königshaus wahrnahmen. Dagegen sieht man die Cambridges selten in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten austauschen. Als Prinz William seine Frau kürzlich beim Polo auf die Backe küsste, überschlugen sich die Medien ob des „Public display of affection“ oder PDA, wie die Briten sagen. Denn eigentlich ist das unter royalen Paaren ein „No go“. Oder hat man je die Queen und Prinz Philip Händchen halten sehen?
Jungs unter acht tragen kurze Hosen: Prinz Louis trägt eigentlich immer kurze Hosen – egal, ob es das Wetter zulässt oder nicht. „Jungen aus der Oberschicht tragen kurze Hosen, bis sie acht Jahre alt sind. Das ist sehr englisch“, erklärt „Majesty“-Chefredakteurin Ingrid Seward, ihres Zeichens Fachfrau für solche und andere Fragen, das Phänomen. Louis älterer Bruder George, der im Juli neun wurde, hat das Kurze-Hosen-Alter inzwischen hinter sich gelassen.
Gewichte im Saum gegen den Monroe-Moment: Ein vorwitziges Windchen und der Rock fliegt nach oben – solche „Marilyn-Monroe-Momente“ gab es häufiger, als Kate noch eine junge, unerfahrene Herzogin war. Inzwischen soll sie wie die Queen kleine Gewichte in ihre Rocksäume einnähen lassen. Stuart Parvin, dessen Kleider Elizabeth II. gerne trägt, verriet der „Daily Mail“ schon vor einigen Jahren, dass er mit diesem Trick die Rocksäume der Queen dort hält, wo sie hingehören.