Auf der Fläche direkt an der Bundesstraße 10 soll der Neubau von Hahn entstehen, hinter den beiden bereits erstellten Gebäuden (rechts) die Daimler-Produktionsstätte. n Foto: Horst Rudel

Am 8. April sollen die Weichen für die weitere Bebauung des Esslinger Danfoss-Areals gestellt werden. Ein Weltkonzern drückt dabei aufs Tempo.

Esslingen - Grundsätzlich begrüßt Andreas Jacobson es zwar, dass die Firma Daimler auf dem Esslinger Danfoss-Areal 300 Arbeitsplätze schaffen will. Aber für die Art und Weise und vor allem für das Tempo, mit dem der Investor Greenfield Development, Daimler und die Esslinger Stadtverwaltung dieses Projekt durchdrücken wollen, findet der neue Vorsitzende des Bürgerausschusses Pliensauvorstadt deutliche Worte der Kritik.

Denn zeitnah nach der für den 8. April geplanten Verabschiedung des Bebauungsplanentwurfs im Esslinger Gemeinderat will Greenfield Development das Baugesuch für die zweigeschossige Produktionsstätte einreichen. Sie soll 4150 Quadratmeter Grundfläche umfassen und 16 Meter hoch werden. Dazu kommt ein fünfgeschossiges Bürogebäude mit einer maximalen Höhe von 20,50 Metern.

Die Grundflächenzahl wird um 30 Prozent überschritten

Die Stadt hat angekündigt, dass sie vorhabe, dieses Baugesuch ebenso zeitnah zu genehmigen, auch wenn die Fabrikationshalle deutlich größer wird, als es der aktuelle Bebauungsplan zulässt. Dort ist eine maximale Höhe von 12,50 Metern erlaubt, die Grundflächenzahl wird sogar um 30 Prozent überschritten. Deshalb soll schon bald ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden, der auf dem Danfoss-Areal eine deutlich großzügigere Bebauung ermöglicht.

Jacobson befürchtet, dass, kommt es zu dem geplanten Vorgehen, die denkbaren und zu erwartenden Einsprüche durch bereits geschaffene Baufakten ad absurdum geführt werden. Wollten die Stadtverwaltung und der Gemeinderat die Bürgerbeteiligung ernst nehmen, sei es der falsche Weg, jetzt Fakten zu schaffen.

Es entstehen 880 Arbeitsplätze

Viel kritischer als den Bau der Daimler-Batteriefabrik sieht Jacobson aber die geplante verkehrliche Erschließung des Danfoss-Areals, auf dem insgesamt 880 neue Arbeitsplätze entstehen sollen. Bereits gebaut hat Greenfield auf dem Danfoss-Areal eine Produktionshalle für die Firma Herzog Plastic/Vink Kunststoffe mit ihren 40 Mitarbeitern und eine Druckerei für das aus Waiblingen und Ostfildern stammende Medienhaus Gmähle-Scheel Print-Medien mit 200 Arbeitsplätzen. Nach dem Bau der Daimler-Dependance wird dann noch die Umsiedlung des Autohauses Hahn mit zwei Gebäuden für die VW- und die Audi-Niederlassung den Abschluss der Danfoss-Neuordnung bilden.

Hahns geplante Standorte für die beiden Autohäuser an der Bundesstraße 10 sorgen aber ebenfalls für Diskussionsstoff. Denn ursprünglich hatte die Stadt geplant, das Danfoss-Areal mit einer Zu- und Abfahrt direkt auf die B 10 anzubinden. Doch solchen Plänen hat das Regierungspräsidium Stuttgart bisher eine klare Absage erteilt, weil ein weiterer Anschluss angesichts der Verkehrsdichte auf der B 10 nicht realisierbar sei. Daraufhin hat die Stadt diese Variante nicht weiter verfolgt. Hahn wiederum hat die ursprünglich für einen solchen Anschluss vorgesehene Trasse gekauft und in die eigenen Planungen einbezogen. Das rückgängig zu machen, werde schwer sein, betonte der Esslinger Stadtplaner Franz Schneider. Dennoch bleibt der Wunsch des Bürgerausschusses, die Stadt möge doch noch einmal in Verhandlungen mit dem Regierungspräsidium treten, um die Möglichkeiten zumindest einer Zufahrt noch einmal auszuloten.

Jacobson fürchtet ein Verkehrschaos

Zwar wird der zusätzliche Verkehr, der durch die Arbeitsplätze im Danfoss-Areal, aber auch durch die auf dem frei werdenden Hahn-Grundstück geplante Wohnbebauung nicht – wie Jacobson es befürchtet – zu einem Verkehrskollaps in der Pliensauvorstadt führen. Diese Einschätzung beruhe wohl eher auf dem Misstrauen des Bürgerausschusses gegenüber dem Gemeinderat als auf Fakten, merkte der Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht an und verwies auf deutlich höhere Verkehrsbelastungen in anderen Stadtteilen. Dass aber zusätzlich Autos und Lastwagen durch die Pliensauvorstadt und an der Adalbert-Stifter- und der Waldorf-Schule vorbei fahren werden, bestreitet niemand.

Die Schulen trifft es umso mehr, als das Danfoss-Areal vor allem aus dem Westen, also von der Ausfahrt Zell her, angefahren werden soll. Den Verkehr aus östlicher Richtung will die Stadt mit Hilfe von Durchfahrverboten für Lastwagen und Tempobeschränkungen verringern.

Stadt will noch einmal mit dem RP sprechen

Die Stadt hat zugesagt, zeitnah noch einmal das Gespräch mit dem Regierungspräsidium zu suchen, um abschließend zu klären, ob eine direkte Ausfahrt ins Industriegebiet nicht doch zu realisieren ist. An dem Zeitplan indes will die Verwaltung festhalten: Die Entscheidung über den Bebauungsplanentwurf soll am 8. April fallen.