Sandra Wurster (vorne links, mit rosa Mütze) zusammen mit ihren Tanzschülern. Gemeinsam studieren sie ein Musical ein. Foto: Laura Köhlmann

Sandra Wurster unterrichtet in ihrer Dance-Fabrik rund 130 Kinder und Jugendliche. Momentan studiert sie mit einigen von ihnen eine Horrorshow als Musical ein, das die Get Funky-Tänzer am 10. November auf die Bühne des Bürgersaals Münster bringen.

Münster - Selbst wenn der Besucher es nicht gewusst hätte – schon nach ein paar Sekunden ist klar, wer hier den Ton angibt: Sandra Wurster. „...fünf, sechs, sieben, acht. Hinsetzen, Beine anziehen und ausstrecken. Eins, zwei,... sieben, acht. Liegestütze! ...sieben, acht!“ Die junge Frau mit den kurzen blonden Haaren steht direkt vor der kleinen, mobilen Spiegelwand, sagt an, was als Nächstes zu tun ist – und ist natürlich selbst aktiv.

Die Tanzpädagogin trainiert an diesem Dienstagabend mit einigen ihrer Schüler für die „Horrorshow“, ein Musical, das die Get Funky-Tänzer am 10. November auf die Bühne des Bürgersaals Münster bringen.

Die Tänzer investieren viel Zeit

Vor etwa drei Jahren ging die 22-Jährige mit ihrer Dance-Fabrik Get Funky an den Start. Schon im Alter von 13, 14 Jahren hat sie erste Tanzkurse im Jugendhaus gegeben. Wenige Jahre später hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht, eine Tanzausbildung absolviert, danach viele Workshops veranstaltet und schließlich das Konzept für Get Funky entwickelt. „Man braucht einen ultralangen Atem in dieser Branche“, sagt sie. Wurster hat ihn offenbar.

Rund 130 Kinder und Jugendliche unterrichtet die Tanzpädagogin mittlerweile in Stuttgarts kleinstem Stadtteil und in Ludwigsburg. Trainiert wird in verschiedenen Gruppen, getrennt nach Alter und Leistung. Zwei- bis dreimal in der Woche tanzt sie mit den Kleinsten ab sieben Jahren, viermal sogar mit den 16- bis 22-Jährigen. Dazu kommen Proben und Auftritte, auch Wettbewerbe – die Tänzer investieren viel Zeit. Aber „für sie alle ist das mehr als ein Hobby“.

Die Kinder lernen die unterschiedlichsten Stile

Freitagabends tanzen mittlerweile sogar einige Mütter mit Wurster. Manchmal gehen die Frauen danach noch gemeinsam etwas essen. Und wenn es mit den Kindern und Jugendlichen zu Wettbewerben geht, dann helfen die Eltern beim Aufbau der Bühne, transportieren Tänzer und nötige Utensilien zum Veranstaltungsort oder kochen und backen für die Gruppe. Es ist eine Gemeinschaft entstanden durchs Tanzen. Und diese wiederum ist wichtig für das Tanzen selbst.

Die Kinder und Jugendlichen lernen Techniken ganz unterschiedlicher Stile. Die Tanzpalette reicht von Jazz- und Ballettelementen über Latino und Folklore bis zu Voguing, Hip-Hop und Breakdance. Wenn sie die Technik draufhaben, geht es ans Wesentliche: das Geschichtenerzählen – mit dem Körper zur Musik. Wurster lässt sich für die Choreografien von Themen inspirieren, die den Kindern und Jugendlichen wichtig sind. Sie spricht viel mit ihren Schülern und unternimmt auch etwas mit ihnen. „Ein Tanzpädagoge weiß nicht nur, wie man Kinder in Bewegung bringt, sondern auch, was sie bewegt“, sagt sie. Zu Mobbing entstand zum Beispiel eine Choreografie. Auch „ Schönheit und Dünnsein ist den Mädchen oft sehr wichtig“, erzählt Wurster. Also hat sie bei den Älteren kurzerhand afrikanischen Tanz aufs Kursprogramm genommen, bei den Jüngeren orientalischen. Sie fand, es tue den Mädchen „mal gut, in flachen Schuhen zu tanzen und diese besondere Kraft und Energie zu spüren“. Die jungen Menschen sollen „Mut zu etwas Neuem, auch einmal zu etwas Hässlichem bekommen“.

Für ihre Horrorshow arbeiten sie derzeit viel mit Masken, und die jungen Tänzer üben fleißig, gruselig zu schauen. Der „Horror“ macht aber vor allem jede Menge Spaß. Und ist schweißtreibend, schon beim Zuschauen.