Dan Ettinger ist seit 2015 Chefdirigent der Stuttgarter Philharmoniker. Foto: Thomas Niedermüller

Mozarts „Gran Partita“ und Schuberts Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ in der Fassung Gustav Mahlers: Dan Ettinger hat sein erstes Saisonkonzert bei den Stuttgarter Philharmonikern dirigiert.

Stuttgart - Zwölf Bläser, ein Kontrabass und ein Werk, in dem sich sinfonische Wirkung und intime Kammermusik verbinden. Muss man Mozarts „Gran Partita“ dirigieren? Dan Ettinger findet, dass ja, und so stellt er sich am Samstagabend auf die fast leere Bühne des Beethovensaals und weist den dort versammelten Musikern der Stuttgarter Philharmoniker Wege durch die Partitur – selbst wenn, wie im ersten Trio des ersten Menuetts, nur vier Musiker zu spielen haben. Wie er zuletzt auf seiner aktuellen (und ersten) CD mit dem Orchester bewiesen hat, kann Ettinger Mozart dirigieren, er hat Klangsinn und ein Gespür für den weiten Atem der Melodie. Dennoch wird man beim Zuhören das Gefühl nicht los, dass mit den (im Programmheft sträflicherweise ungenannten) hochvirtuos agierenden Musikern ganz anderes möglich gewesen wäre – wenn man sie nur losgelassen und so ein wacheres, geschmeidigeres, auf dem Lauschen fußendes Musizieren ermöglicht hätte. Vielleicht wäre unter der Anleitung des ersten Solo-Oboisten Nikola Stolz als Konzertmeister ein Eingangssatz zu hören gewesen, der weniger auf Akzente und Kontraste hin getrimmt, sondern stärker im Fluss gewesen wäre; vielleicht hätte man auch die Traumverlorenheit der Adagio-Melodie über der synkopischen Begleitung der tiefen Bläser viel stärker gespürt, die eine akustische Wunderkammer auftut, immer wieder.

 

Zum Glück bot der zweite Programmteil reichlich Entschädigung. Zu hören war Franz Schuberts Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ in der Fassung Gustav Mahlers, der das große Werk für Streichorchester bearbeitete, um es nicht nur „vier armseligen Männlein“ zu überlassen und weil er es außerdem selbst dirigieren wollte. Dass Mahler an ein so großes Ensemble dachte wie jene gut vierzig Musiker, die jetzt auf der Bühne des Beethovensaal saßen, ist zwar nicht anzunehmen, aber de Wirkung war groß: Zu erleben war nämlich nicht etwa die bloß aufgeblasene XXL-Version eines der wundervollsten Stücke der Quartettliteratur, sondern ein Meisterwerk der Differenzierung, die Mahler vor allem durch eine Neuverteilung der Stimmen erreicht. Dan Ettinger gewann dem Stück raffinierte klangfarbliche Momente vor allem im Bereich des Leisen ab, trieb die Musiker im Presto in virtuos geführte rasante Parallelläufe, variierte ebenso fein wie kunstvoll Dynamik und Tempi. Grandios!