Auf der Suche nach Trost: Angelique Kerber (li.) und Andrea Petkovic Foto: Baumann

Die bittere 1:3-Niederlage gegen Tschechien im Fedcup-Finale ist gerade mal zwei Tage her – aber sie ist schon verdaut. Die deutschen Tennisdamen strahlen jedenfalls wieder Zuversicht aus. Obwohl sie eine große Chance ausgelassen haben.

Prag - Beim Teamdinner in der noblen Prager Philharmonie konnten sie schon wieder lachen. Das lag zum einen an Spaßvogel Andrea Petkovic. Sie blödelte rum, scherzte – und natürlich wurden auch Fotos gemacht. Wie fast immer, wenn die tennisspielende Gute-Laune-Truppe um Teamchefin Barbara Rittner unterwegs ist und via Twitter die Fans mit Bildern versorgt. Dass die Stimmung nach der 1:3-Finalniederlage gegen Tschechien wieder anstieg, hatte aber zum anderen mit Angelique Kerber zu tun. Ihr fast dreistündiger Weltklasse-Auftritt war trotz der 6:7, 6:4, 4:6-Niederlage gegen Petra Kvitova wie ein Mutmacher. „Wenn Angie dieses Match gewonnen hätte, dann hätte sich das ganze Finale noch drehen können“, gab auch Tschechiens Kapitän Petr Pala zu.

Auch deshalb schworen sich die deutschen Damen bei der Abschlusspressekonferenz in den kalten Katakomben der O2-Arena kurz nach der Pleite schon wieder auf die Zukunft ein. „Ich will, dass mir im nächsten Jahr das goldene Lametta um die Ohren fliegt und ich in die Schüssel gucken kann“, kündigte Julia Görges an. Und die deutsche Nummer eins, Angelique Kerber, meinte: „Wir waren so nah dran und haben uns geschworen, dass wir das Ding irgendwann holen.“

Dabei vergaßen die Fedcup-Ladys allerdings, dass bereits dieses Endspiel ein Finale der verpassten Chancen für das deutsche Tennis war. Denn erstmals seit langem waren die Auftritte der DTB-Damen nicht in einem Internet-Livestream oder einem TV-Spartenkanal zu sehen, sondern live in Sat.1. Es bestand also für das Quartett die Möglichkeit, ihren Sport mal wieder ins rechte Licht zu rücken und zu beweisen, dass Tennis massenkompatibel sein kann. Doch Pustekuchen! Als es im ersten Einzel zwischen Petkovic und Wimbledonsiegerin Kvitova (2:6, 4:6) nicht lief, stürzte die Quote ein. Das Match verfolgten lediglich 630 000 Zuschauer. Der Marktanteil betrug klägliche 6,5 Prozent. Für den TV-Sender eine Katastrophe.

Beim zweiten Einzel zwischen Kerber und Lucie Safarova (4:6, 4:6) sahen sogar nur noch 590 000 Zuschauer (5,0 Prozent) zu. Selbst das spannende Match am Sonntag verfolgten nur 850 000 Menschen (6,1 Prozent). „Ich bin verwundert, dass oft nach Tennis im Free-TV geschrien wird und dann doch nur wenige schauen“, jammerte Kommentator Frank Buschmann. Und so stellt sich die Frage, ob ein großer Fernsehsender wie Sat.1 das Wagnis einer Live-Berichterstattung im Fedcup noch mal eingehen wird? Wohl kaum. „Wir wurden für den Mut nicht belohnt“, konstatierte Buschmann.

Aber auch für die Spielerinnen selbst war die Reise in die goldene Stadt eine verpasste Chance. Die vier in Grand-Slam-Turnieren noch sieglosen Damen standen kurz vor ihrem ersten großen Titel. Doch sie scheiterten abermals an ihren Nerven und einer alles überragenden Petra Kvitova. „Dennoch“, sagte Angie Kerber mit verweinten Augen, „hat uns diese Niederlage weitergebracht. Was wir in Prag erlebt haben, wird uns in Zukunft helfen. Wir wissen jetzt, was auf uns zu kommt.“ Barbara Rittner sah das genauso: „Diese Erfahrung wird uns helfen, den nächsten Schritt zu gehen.“ Und der kann nur der Sieg 2015 sein, denn „nachhaltig wird es nur sein, wenn wir den Titel gewinnen – leider“, sagte die Teamchefin.

Die Voraussetzungen sind vielleicht sogar besser als 2014. Denn im Gegensatz zu diesem Jahr, als das DTB-Team in der Slowakei und in Australien ran musste, hat es die Auslosung dieses Mal gut gemeint. In der ersten Runde heißt der Gegner am 7. und 8. Februar in der Stuttgarter Porsche-Arena Australien. Wenn das gut geht, wartet ein Halbfinale gegen die Russinnen oder Polinnen – und dann könnte die Revanche gegen Tschechien folgen. Vielleicht sogar in einem Finale daheim. Petr Pala hält das nicht für unmöglich. „Er hat mir gesagt, dass er nicht glaubt, dass das unser letztes Finale gegen sie gewesen ist“, verriet Rittner den Inhalt des Gesprächs mit Tschechiens Teamchef beim Dinner. Vielleicht sorgte auch diese Aussicht für ein bisschen bessere Laune.