Trinken in geselliger Runde sorgt bei vielen für gute Laune. Doch wer regelmäßig viel trinkt, ist häufiger krank als andere. Foto: Angelika Warmuth/dpa

Wer zu viel trinkt, hat ein erhöhtes Risiko, krank zu werden. Das hat der aktuelle Gesundheitsreport der DAK für Stuttgart und für das Land ergeben.

Stuttgart - Der Krankenstand von Beschäftigten in Stuttgart ist im vergangenen Jahr geringfügig um 0,1 Punkte auf 3,1 Prozent gestiegen. Das ist noch deutlich besser als der Landesschnitt (3,7 Prozent) und der niedrigste Krankenstand im Land. Mehr als doppelt so hoch (6,8 Prozent) ist dieser Wert bei Menschen, die ein Suchtproblem haben. Das hat die Auswertung der Krankenkasse DAK unter ihren Versicherten ergeben.

Die meisten Fehltage gibt es nach wie vor durch Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenleiden, die um ein Prozent gestiegen sind (18 Prozent), gefolgt von den Atemwegserkrankungen wie Bronchitis (minus drei Prozent) und durch psychische Erkrankungen wie Depressionen, die bei der DAK im vergangenen Jahr sogar um sieben Prozent gesunken sind.

Sucht bedeutet oft auch: psychische Probleme

Die Krankenkasse hat sich in ihrem neuesten Gesundheitsreport besonders den Folgen von Suchtproblemen gewidmet. Dabei hat man festgestellt, dass die Fehltage bei Erwerbstätigen mit Suchtproblemen bei 6,8 Prozent liegen und damit mehr als doppelt so hoch sind wie im allgemeinen Schnitt. Das gilt für alle Diagnosegruppen, wenn auch in unterschiedlichem Maß. Bei psychischen Leiden sind die Fehlzeiten von Menschen mit einem Suchtproblem sogar dreimal so hoch wie im Schnitt, bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen noch doppelt so hoch, bei den Atemwegserkrankungen liegen sie um 50 Prozent über dem Schnitt.

Ein Großteil der Krankmeldungen bei Suchtproblemen gehen auf das Konto zu starken Alkoholkonsums (68 Prozent), hat die DAK herausgefunden. Laut einer Studie haben 7,5 Prozent der Arbeitnehmer einen riskanten Alkoholkonsum. „Keine Droge verursacht so umfangreiche soziale und gesundheitliche Schäden wie Alkohol. Das riskante Trinken bleibt ein zentrales Problem mit auch gravierenden Folgen auch für die Arbeitswelt“, sagt Tobias Tschinkel, der Chef der DAK in Stuttgart.

Andere Kasse, andere Ergebnisse

Nach Hochrechnungen hätten im Land etwa 431 000 Arbeitnehmer einen riskanten Alkoholkonsum, das sei jeder 13. Beschäftigte. 14,3 Prozent der Arbeitnehmer (etwa 823 000) seien hierzulande zigarettenabhängig. Und rund 400 000 Erwerbstätige zeigten ein riskantes Verhalten bei der Nutzung von Computerspielen, etwa 52 000 seien spielsüchtig. Knapp 30 000 Erwerbstätige in Baden-Württemberg sind laut DAK alkoholabhängig.

Die AOK hat etwas andere Zahlen

Der im Frühjahr vorgelegte Gesundheitsreport der AOK Stuttgart-Böblingen hatte ebenfalls die bekannte Rangliste der Krankheitsgruppen mit den höchsten Fehltagen ergeben. Anders aber als bei der DAK sind bei der hiesigen AOK die Fehlzeiten bei psychischen Erkrankungen nicht gesunken, diese haben erneut von 11,9 auf 12,3 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage zugenommen. Bei der AOK führt man dies auch auf die Doppelbelastung von Familie und Beruf vieler Versicherter zurück. Der Krankenstand lag bei der AOK Stuttgart-Böblingen im Jahr 2018 unverändert bei 4,9 Prozent. Die meisten Fehlzeiten haben Menschen in Berufsgruppen, die körperlich tätig sind.