Daimler-Gesamtbetriebsratschef Brecht will die deutliche gewachsene Modellpalette auf den Prüfstand stellen, um die Kosen zu senken. Foto: dpa

Der Daimler-Betriebsrat unterstützt das von Vorstandschef Zetsche angekündigte Sparpaket, wenn dies nicht auf Kosten der Belegschaft geht. Der Betriebsrat hat auch schon eine Idee.

Stuttgart - Der Daimler-Betriebsrat zeigt grundsätzlich Verständnis für den von Vorstandschef Dieter Zetsche angekündigten neuen Vorstoß zur Kostensenkung. „Die veröffentlichten Konzernzahlen zeigen, dass der Absatz zwar gestiegen ist, aber das Ergebnis gefallen ist. Das lässt den Schluss zu, dass die Effizienz erhöht werden muss, um eine bessere wirtschaftliche und wettbewerbliche Ausgangsposition zu erreichen“, teilte Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht auf Anfrage unserer Zeitung mit. Eine Verbesserung der Rendite kann nach seiner Einschätzung auch verhindern, dass Daimler in schwieriges Fahrwasser kommt, wenn sich die Autokonjunktur eintrübt und die Produktion gekürzt werden muss.

Daimler hat den Konzernabsatz im vergangenen Jahr zwar um zwei Prozent auf rund 3,4 Millionen Fahrzeuge gesteigert, der Gewinn nach Steuern brach jedoch um fast ein Drittel auf rund 7,6 Milliarden Euro ein. Dies ist vor allem auf einen Ertragseinbruch der AutosparteMercedes-Benz Cars zurückzuführen. Um die Talfahrt der Rendite zu stoppen hat der Vorstandschef bei der Jahrespressekonferenz am Mittwoch „umfassende Gegenmaßnahmen“ angekündigt. Details blieb er jedoch schuldig mit dem Hinweis, dass der Umfang und die Bestandteile des Sparpakets erst ausgearbeitet werden müssten.

Mit der Elektro-Offensive wird die Modellpalette noch breiter

„Wir werden mit der Unternehmensleitung Ansätze zur Effizienzsteigerung besprechen und Dinge auf den Prüfstand stellen. Dabei werden wir Arbeitnehmervertreter insbesondere Maßnahmen unterstützen, die nicht gegen die Belegschaft gehen“, kündigte Brecht an. Als Beispiel für eine kritische Überprüfung nannte er „die hohe Komplexität unserer Produkte“. Damit sprach der Betriebsratschef die deutlich gewachsene Modellpalette an. Die Zahl der Modellvarianten ist in den vergangenen Jahren auf 40 gewachsen. Das bringt nach Einschätzung von Brecht übermäßig viel Komplexität in die Produktion und die Entwicklung. Mit der Elektro-Offensive wird die Modellpalette noch umfangreicher. Bis 2022 soll es mindestens zehn zusätzliche batterieelektrische Modelle der Submarke EQ geben.

Zetsche erwartet anscheinend keine harten Auseinandersetzungen

Vorstandschef Zetsche sieht hier offenbar keinen so dringenden Handlungsbedarf wie der Betriebsratschef. Zetsche sagte bei der Jahrespressekonferenz, dass die Modellpalette schon bisher laufend überprüft werde, wenn eine Nachfolgegeneration für ein Modell entwickelt werden soll. Man müsse kontinuierlich die beste Balance zwischen einer bestmöglichen Marktausschöpfung mit vielen Modellen und einer bestmöglichen Kostensituation finden. Rückblickend ist diese Balance nach seiner Einschätzung recht gut gelungen. Die S-Klasse führte Zetsche als Beweis dafür an, dass eine ausgewogene Ausweitung des Portfolios einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg leisten könne. Damit dürfte der Daimler-Chef die zusätzliche Einführung der Luxusvarianten Mercedes-Benz Maybach gemeint haben, die vor allem in China ein Renner sind.

Zetsche erwartet anscheinend keine heftigen Auseinandersetzungen über das Sparpaket. Der Vorstandschef lobte die „sehr gute Chemie“ zwischen Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretern, die in den vergangenen Jahren zu „sehr erfreulichen Erfolgen“ geführt habe.

Zuletzt hatte Betriebsratschef Brecht sich indes verärgert darüber gezeigt, dass die Arbeitnehmerseite erst aus der Zeitung erfahren habe, dass Daimler seine Beteiligung an einem Gemeinschaftsunternehmen, das Elektromotoren produziert, an den Partner Bosch verkauft hat.