Auf dem Daimler-Werksgelände in Sindelfingen ist am Mittwoch eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden. Foto: factum/Granville

Ein 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe ist bei Bauarbeiten auf dem Daimler-Werksgelände in Sindelfingen entdeckt worden. Während der Entschärfung mussten bis zu 1000 Anwohner ihre Wohnungen verlassen.

Sindelfingen - Die Entschärfung einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg hat am Mittwoch Teile der Sindelfinger Innenstadt lahmgelegt. Der 250 Kilogramm schwere Blindgänger war am Vormittag bei Bauarbeiten auf dem Daimler-Werksgelände in der Nähe von Tor 3 gefunden worden, sagte eine Sprecherin des Unternehmens.

Bevor der Kampfmittelräumdienst mit der Arbeit beginnen konnte, wurden zwei Daimler-Werkshallen sowie das angrenzende Wohngebiet evakuiert. 800 bis 1000 Menschen, die in einem 300-Meter-Umkreis von der Fundstelle wohnen, mussten gegen 18 Uhr ihre Häuser verlassen. Sie wurden von Polizeibeamten und anderen Einsatzkräften an ihren Türen abgeholt und aus der Gefahrenzone geleitet.

Entspannte Stimmung bei den Anwohnern

Sabine Schwartz war eine von ihnen. Nach dem Ende ihres Arbeitstags durfte sie nicht in ihre Wohnung. „Ich hatte davon im Radio gehört und mir schon gedacht, dass ich betroffen sein könnte“, sagte sie. Stattdessen stand sie an der Ecke Calwer Straße und Paul-Zweygarth-Straße und wartete auf ihren Mann, der sich noch in der Wohnung befand. Sie blieb jedoch gelassen. „Da kann man nichts machen.“ Generell herrschte bei den meisten Anwohnern eine entspannte Stimmung. Manche schlüpften unter den Augen der Polizei noch einmal kurz in ihre Wohnung, um eine Jacke zu holen. Andere unterhielten sich mit Bekannten, Kinder hatten ihre Stofftiere dabei.

Hier geht’s zum Liveticker von der Entschärfung.

Bei Daimler waren 250 der gut 35 000 Mitarbeiter, die an dem Standort arbeiten, betroffen. Auch die Produktion von E- und S-Klasse lief weitgehend unbeeinträchtigt weiter, sagte die Daimler-Sprecherin.

Derweil hatte die Polizei, die mit 69 Beamten im Einsatz war, die Gegend um den Fundort weiträumig abgeriegelt. Der Verkehr wurde umgeleitet, wodurch er sich teilweise weit zurückstaute. Auch die Bahn stellte um 18 Uhr den Betrieb der Linie S 60 ein, Fahrgäste mussten auf bereitgestellte Ersatzbusse umsteigen.

Gegen 20 Uhr war die Bombe entschärft

Erst um 19.15 Uhr, als alle Anwohner und Helfer in Sicherheit gebracht waren, begann die Entschärfung. Rund 190 der ausquartierten Anwohner hatten sich in der Turnhalle Gartenstraße eingefunden, die die Stadt mit Hilfe des DRK als Notunterkunft hergerichtet hatte. Helfer schmierten Brötchen, Kinder rannten zwischen den aufgestellten Bierzeltgarnituren umher, ein Mann hatte seine Katze dabei.

Gegen 20 Uhr hieß es dann: Bombe erfolgreich entschärft. Der Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer zeigte sich erleichtert: „Wir freuen uns, dass die Entschärfung erfolgreich abgeschlossen wurde und alle Betroffenen wieder in ihre Wohnungen zurückkehren können“, sagte er am Abend. „Mein herzlicher Dank gilt allen Einsatzkräften des Kampfmittelbeseitigungsdienstes, der Polizei, des Roten Kreuzes und der Feuerwehr sowie allen weiteren Beteiligten, die mit ihrer professionellen Zusammenarbeit dafür gesorgt haben, dass die Situation für alle Beteiligten so reibungslos verlaufen ist.“