Im vergangenen Jahr produzierte Daimler mehr als 310 000 Autos in Tuscaloosa. Foto: Daimler

Der Stuttgarter Autobauer investiert in sein Werk in Tuscaloosa mehr als 800 Millionen Euro und schafft zusätzliche Arbeitsplätze für 600 Menschen in Alabama. Dort sollen künftig elektrifizierte Geländewagen und Batterien gefertigt werden.

Tuscaloosa - Der Daimler-Konzern hat einen weiteren Schritt beim Aufbau seines weltweiten Produktionsnetzwerks für E-Autos in trockene Tücher gebracht: Der Stuttgarter Autokonzern will in seinem Werk in Tuscaloosa, im US-Bundesstaat Alabama, künftig auch elektrifizierte Geländewagen der Marke EQ produzieren. Geplant sei außerdem der Aufbau einer Batteriefabrik in der Nähe des bestehenden Werks. Das kündigte Mercedes-Produktionschef Markus Schäfer bei dem 20-Jahr-Jubiläum des Produktionsstandorts am Donnerstag in Tuscaloosa an. In dem US-Werk sollen mehr als 800 Millionen Euro investiert und 600 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden.

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„Mit Produktionsstandorten für Elektrofahrzeuge und Batterien in Europa, China und jetzt den USA ist unser globales Netzwerk bereit für die Elektromobilität“, sagte Schäfer. In dem Werk könnte Mercedes künftig Elektrofahrzeuge, Hybride und Fahrzeuge mit klassischem Verbrennungsmotor flexibel auf einer Linie produzieren.

Produktionsstart ist Anfang des kommenden Jahrzehnts

Unter dem Druck der Dieseldiskussion und drohender Fahrverbote treibt Daimler seine Elektrooffensive derzeit kräftig voran. Unter der Submarke EQ will der Konzern bis 2022 insgesamt zehn E-Fahrzeuge auf den Markt bringen. In jedem Segment soll es künftig auch eine elektrifizierte Alternative geben. Daimler-Chef Dieter Zetsche geht davon aus, dass der Anteil von E-Autos an allen weltweit verkauften Modellen bis 2025 zwischen 15 und 25 Prozent liegen wird.

Anders als andere Autobauer hat sich Daimler dafür entschieden, die Produktion nicht zentral an einem bestimmten Standort anzusiedeln, sondern in das bestehende Netzwerk zu integrieren. Das ermöglicht dem Konzern, flexibler auf die Nachfrage nach den EQ-Modellen zu reagieren, von der jetzt noch nicht abzusehen ist, wie stark sie sein wird.

Die Produktion von EQ-Modellen in Tuscaloosa soll zu Beginn des nächsten Jahrzehnts anlaufen. Daimler kündigte an, dass die Fahrzeuge zur Markteinführung nicht nur beim Antrieb, sondern auch im Hinblick auf das autonome Fahren auf dem neusten Stand der Technik sein sollen.

Auf dem amerikanischen Markt muss den deutschen Herstellern eine gewaltige Aufholjagd gelingen. Derzeit ist der Markt in den Vereinigten Staaten fest in der Hand des kalifornischen Elektropioniers Tesla. Das Model S stand im ersten Halbjahr für 29 Prozent der verkauften E-Autos in den USA, gefolgt vom Model X (16 Prozent). Das am meisten verkaufte E-Modell eines deutschen Hersteller ist der e-Golf von VW, der es auf vier Prozent bringt.

Insgesamt ist der amerikanische Markt aufgrund seiner Größe und einer bereits relativ gut ausgebauten Ladeinfrastruktur sehr interessant für die Hersteller – auch wenn China inzwischen zum größten Markt für E-Fahrzeuge aufgestiegen ist.

Daimler hebt seine Rolle für die Region hervor

In den USA standen die deutschen Autobauer zuletzt heftig in der Kritik. US-Präsident Donald Trump moniert regelmäßig, dass deutsche Firmen mehr Produkte in die USA exportieren als sie von dort einkaufen würden. Insbesondere die Autoindustrie ist ihm dabei ein Dorn im Auge. In der Vergangenheit hat er sogar immer wieder mit Strafzöllen für Autos von BMW, Volkswagen oder Daimler gedroht.

Da verwundert es nicht, dass Daimler bei dem 20-jährigen Produktionsjubiläums seines Werks in Tuscaloosa vor allem die Bedeutung der Investition für seinen einzigen amerikanischen Standort und die Region rund um Tuscaloosa hervorhob. Daimler sei der erste Hersteller der 1997 einen Standort in der Region eröffnet habe, betonte Schäfer. Seitdem seien weitere Hersteller und Zulieferer gefolgt und hätten Tausende Arbeitsplätze geschaffen. Daimler selbst beliefere von Tuscaloosa aus weltweit Kunden mit den SUV-Modellen GLE, GLS und GLE Coupé. Mehr als 70 Prozent der in Tuscaloosa produzierten SUV gingen in den Export, sagte Schäfer.

Mit Botschaften wie diesen kann sich Daimler der Unterstützung der lokalen Politiker sicher sein: „Die Tatsache, dass Mercedes-Benz seine Aktivitäten hier weiter ausbauen will, ist ein starkes Zeichen für die Qualität des Automobilstandorts Alabama mit Herstellern aus aller Welt“, sagte Kay Ivey, die republikanische Gouverneurin von Alabama am Donnerstag.

Gleichzeitig unterstreiche dieses Engagement, dass Alabama Unternehmen nachhaltige Entwicklungschancen biete.

Auf die Frage, was die Politikerin unternehme, um Trump die Bedeutung internationaler Autobauer für die Region klarzumachen, sagte sie: „Wir haben seine Telefonnummer und wir werden diese auch benutzen, wenn es soweit ist.“